Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Erster Gesang.
vertrauten, giengen sie noch einmahl in den Stall,
und nahmen einen traurigen Abschied von den getreuen
Rossen, welche sie bisher auf ihrem Rücken getragen
hatten. Lebe wohl, Gelber! seufzete Hylas. Lebe
wohl! Kömmst du zurück in deinen bequemen Hof-
stall, so müsse dir der Stallknecht doppeltes Futter ge-
ben, und kein Page besteige in den ersten acht Ta-
gen deinen edlen Rücken. Lebe wohl, o Schecke!
unterbrach ihn Zelindor; lebe wohl! du hast mich
zwar unsanft genung getragen; oftmals habe ich in dei-
nem schweren Trotte gefühlt, daß du ehmals ein
Kutschpferd warst, und oftmals hast du Lust bezeigt,
mit mir über und über zu stürzen; aber alles ist jetzt

verge-
N 3

Erſter Geſang.
vertrauten, giengen ſie noch einmahl in den Stall,
und nahmen einen traurigen Abſchied von den getreuen
Roſſen, welche ſie bisher auf ihrem Ruͤcken getragen
hatten. Lebe wohl, Gelber! ſeufzete Hylas. Lebe
wohl! Koͤmmſt du zuruͤck in deinen bequemen Hof-
ſtall, ſo muͤſſe dir der Stallknecht doppeltes Futter ge-
ben, und kein Page beſteige in den erſten acht Ta-
gen deinen edlen Ruͤcken. Lebe wohl, o Schecke!
unterbrach ihn Zelindor; lebe wohl! du haſt mich
zwar unſanft genung getragen; oftmals habe ich in dei-
nem ſchweren Trotte gefuͤhlt, daß du ehmals ein
Kutſchpferd warſt, und oftmals haſt du Luſt bezeigt,
mit mir uͤber und uͤber zu ſtuͤrzen; aber alles iſt jetzt

verge-
N 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0205" n="197"/><fw place="top" type="header">Er&#x017F;ter Ge&#x017F;ang.</fw><lb/>
vertrauten, giengen &#x017F;ie noch einmahl in den Stall,<lb/>
und nahmen einen traurigen Ab&#x017F;chied von den getreuen<lb/>
Ro&#x017F;&#x017F;en, welche &#x017F;ie bisher auf ihrem Ru&#x0364;cken getragen<lb/>
hatten. Lebe wohl, Gelber! &#x017F;eufzete Hylas. Lebe<lb/>
wohl! Ko&#x0364;mm&#x017F;t du zuru&#x0364;ck in deinen bequemen Hof-<lb/>
&#x017F;tall, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e dir der Stallknecht doppeltes Futter ge-<lb/>
ben, und kein Page be&#x017F;teige in den er&#x017F;ten acht Ta-<lb/>
gen deinen edlen Ru&#x0364;cken. Lebe wohl, o Schecke!<lb/>
unterbrach ihn Zelindor; lebe wohl! du ha&#x017F;t mich<lb/>
zwar un&#x017F;anft genung getragen; oftmals habe ich in dei-<lb/>
nem &#x017F;chweren Trotte gefu&#x0364;hlt, daß du ehmals ein<lb/>
Kut&#x017F;chpferd war&#x017F;t, und oftmals ha&#x017F;t du Lu&#x017F;t bezeigt,<lb/>
mit mir u&#x0364;ber und u&#x0364;ber zu &#x017F;tu&#x0364;rzen; aber alles i&#x017F;t jetzt<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 3</fw><fw place="bottom" type="catch">verge-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197/0205] Erſter Geſang. vertrauten, giengen ſie noch einmahl in den Stall, und nahmen einen traurigen Abſchied von den getreuen Roſſen, welche ſie bisher auf ihrem Ruͤcken getragen hatten. Lebe wohl, Gelber! ſeufzete Hylas. Lebe wohl! Koͤmmſt du zuruͤck in deinen bequemen Hof- ſtall, ſo muͤſſe dir der Stallknecht doppeltes Futter ge- ben, und kein Page beſteige in den erſten acht Ta- gen deinen edlen Ruͤcken. Lebe wohl, o Schecke! unterbrach ihn Zelindor; lebe wohl! du haſt mich zwar unſanft genung getragen; oftmals habe ich in dei- nem ſchweren Trotte gefuͤhlt, daß du ehmals ein Kutſchpferd warſt, und oftmals haſt du Luſt bezeigt, mit mir uͤber und uͤber zu ſtuͤrzen; aber alles iſt jetzt verge- N 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/205
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/205>, abgerufen am 23.11.2024.