Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].Das Schnupftuch. Und zweymal Solotout gedankenvoll vergessen;Deswegen hab ich nicht mein gräflich Blut verspritzt, Und Nadeln nicht gescheut, die diese Hand zerritzt; Daß ich, so wie es nun ein Kammermädchen wollte, Des theuren Sieges Preis zurücke geben sollte. Denn wiß, ich glaub es nicht, daß dich Belinde schickt; Wer weis, was für ein Traum dir das Gehirn ver- rückt. Wie läg ein lumpicht Tuch der Fräulein doch am Herzen! Und wer prahlt denn damit? Nie ist bey meinen Scherzen Des Schnupftuchs noch gedacht. Hier liegts in stolzer Ruh; Doch kömmt es freylich mir als eine Beute zu, Die ich mit Recht gemacht, und auch mit Recht besitze; Und die ich voller Muth bis an den Tod beschütze. Noch überfällt mich nicht vor deinem Drohn ein Graus; Was mein ist, das ist mein, ich geb es nicht heraus. So
Das Schnupftuch. Und zweymal Solotout gedankenvoll vergeſſen;Deswegen hab ich nicht mein graͤflich Blut verſpritzt, Und Nadeln nicht geſcheut, die dieſe Hand zerritzt; Daß ich, ſo wie es nun ein Kammermaͤdchen wollte, Des theuren Sieges Preis zuruͤcke geben ſollte. Denn wiß, ich glaub es nicht, daß dich Belinde ſchickt; Wer weis, was fuͤr ein Traum dir das Gehirn ver- ruͤckt. Wie laͤg ein lumpicht Tuch der Fraͤulein doch am Herzen! Und wer prahlt denn damit? Nie iſt bey meinen Scherzen Des Schnupftuchs noch gedacht. Hier liegts in ſtolzer Ruh; Doch koͤmmt es freylich mir als eine Beute zu, Die ich mit Recht gemacht, und auch mit Recht beſitze; Und die ich voller Muth bis an den Tod beſchuͤtze. Noch uͤberfaͤllt mich nicht vor deinem Drohn ein Graus; Was mein iſt, das iſt mein, ich geb es nicht heraus. So
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Das Schnupftuch.
Und zweymal Solotout gedankenvoll vergeſſen;
Deswegen hab ich nicht mein graͤflich Blut verſpritzt,
Und Nadeln nicht geſcheut, die dieſe Hand zerritzt;
Daß ich, ſo wie es nun ein Kammermaͤdchen wollte,
Des theuren Sieges Preis zuruͤcke geben ſollte.
Denn wiß, ich glaub es nicht, daß dich Belinde ſchickt;
Wer weis, was fuͤr ein Traum dir das Gehirn ver-
ruͤckt.
Wie laͤg ein lumpicht Tuch der Fraͤulein doch am
Herzen!
Und wer prahlt denn damit? Nie iſt bey meinen
Scherzen
Des Schnupftuchs noch gedacht. Hier liegts in ſtolzer
Ruh;
Doch koͤmmt es freylich mir als eine Beute zu,
Die ich mit Recht gemacht, und auch mit Recht beſitze;
Und die ich voller Muth bis an den Tod beſchuͤtze.
Noch uͤberfaͤllt mich nicht vor deinem Drohn ein Graus;
Was mein iſt, das iſt mein, ich geb es nicht heraus.
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