Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 3. [Braunschweig], [1764].An den Verfasser der Oden, Lieder und Erzählungen*). Der du mit kühnem Schwung, gleich einem thraci- schen Adler, Fern von gemeinen Höhn der sklavischen Sänger dich hebest, O Freund, verachte den Schwarm, der niedre Ketten noch liebet, Womit das Vorurtheil ihn angeschmiedet hat. Umsonst beneidet er des Sängers muthige Frey- heit, Der nie das Laster schont, wenn es auch Purpur beklei- det. Poetenpöbel wird nie zu dieser Freyheit sich schwingen; Jhn blendet noch zu sehr der Titel, und die Macht. Doch, *) Stuttgard 1751. G 5
An den Verfaſſer der Oden, Lieder und Erzaͤhlungen*). Der du mit kuͤhnem Schwung, gleich einem thraci- ſchen Adler, Fern von gemeinen Hoͤhn der ſklaviſchen Saͤnger dich hebeſt, O Freund, verachte den Schwarm, der niedre Ketten noch liebet, Womit das Vorurtheil ihn angeſchmiedet hat. Umſonſt beneidet er des Saͤngers muthige Frey- heit, Der nie das Laſter ſchont, wenn es auch Purpur beklei- det. Poetenpoͤbel wird nie zu dieſer Freyheit ſich ſchwingen; Jhn blendet noch zu ſehr der Titel, und die Macht. Doch, *) Stuttgard 1751. G 5
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An den Verfaſſer
der Oden, Lieder und Erzaͤhlungen *).
Der du mit kuͤhnem Schwung, gleich einem thraci-
ſchen Adler,
Fern von gemeinen Hoͤhn der ſklaviſchen Saͤnger dich
hebeſt,
O Freund, verachte den Schwarm, der niedre Ketten
noch liebet,
Womit das Vorurtheil ihn angeſchmiedet hat.
Umſonſt beneidet er des Saͤngers muthige Frey-
heit,
Der nie das Laſter ſchont, wenn es auch Purpur beklei-
det.
Poetenpoͤbel wird nie zu dieſer Freyheit ſich ſchwingen;
Jhn blendet noch zu ſehr der Titel, und die Macht.
Doch,
*) Stuttgard 1751.
G 5
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