Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 3. [Braunschweig], [1764].Oden und Lieder. Lächle gefällig herab auf eine sterbliche Leyer, Welche für dich nur ertönt in mitternächtlichen Stun- den. Sage, wie dank ich dir doch die Sorgen, ätherischer Jüngling, Die mich schon in der Kindheit beschützt; Aber die ietzo noch mehr in einem reifenden Alter Wider den mächtigen Reiz der lockenden Wollust mich wafnen? Tief in der Seele hör ich die Stimme von meinem Geliebten, Die mir erhabne Gedanken zuruft. O! warum kanst du mir nicht, o mein Beschir- mer, erscheinen, Wenn mein erzitterndes Herz des Ewigen Throne sich nahet; Und hingeneigt in den Staub, in Thränen der Reu ihm zuweinend, Sich seiner Erbarmung unwerth erkennt. Oder
Oden und Lieder. Laͤchle gefaͤllig herab auf eine ſterbliche Leyer, Welche fuͤr dich nur ertoͤnt in mitternaͤchtlichen Stun- den. Sage, wie dank ich dir doch die Sorgen, aͤtheriſcher Juͤngling, Die mich ſchon in der Kindheit beſchuͤtzt; Aber die ietzo noch mehr in einem reifenden Alter Wider den maͤchtigen Reiz der lockenden Wolluſt mich wafnen? Tief in der Seele hoͤr ich die Stimme von meinem Geliebten, Die mir erhabne Gedanken zuruft. O! warum kanſt du mir nicht, o mein Beſchir- mer, erſcheinen, Wenn mein erzitterndes Herz des Ewigen Throne ſich nahet; Und hingeneigt in den Staub, in Thraͤnen der Reu ihm zuweinend, Sich ſeiner Erbarmung unwerth erkennt. Oder
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Oden und Lieder.
Laͤchle gefaͤllig herab auf eine ſterbliche Leyer,
Welche fuͤr dich nur ertoͤnt in mitternaͤchtlichen Stun-
den.
Sage, wie dank ich dir doch die Sorgen, aͤtheriſcher
Juͤngling,
Die mich ſchon in der Kindheit beſchuͤtzt;
Aber die ietzo noch mehr in einem reifenden Alter
Wider den maͤchtigen Reiz der lockenden Wolluſt mich
wafnen?
Tief in der Seele hoͤr ich die Stimme von meinem
Geliebten,
Die mir erhabne Gedanken zuruft.
O! warum kanſt du mir nicht, o mein Beſchir-
mer, erſcheinen,
Wenn mein erzitterndes Herz des Ewigen Throne ſich
nahet;
Und hingeneigt in den Staub, in Thraͤnen der Reu
ihm zuweinend,
Sich ſeiner Erbarmung unwerth erkennt.
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