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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 3. [Braunschweig], [1764].

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Oden und Lieder. Zweytes Buch.
Komm, ich will mit dir klagen.
Wie zärtlich kanst du klagen!
Mich rühren deine Seufzer;
Du suchst wohl die Geliebte,
Die man von dir getrennet.
Mich hat von meinem Mädchen
Das Schicksal auch getrennet.
Doch, Vogel, du bist glücklich!
Sieh nur, du hast ja Flügel,
Du kanst ja zu ihr fliegen.
Jch wollte hier nicht sitzen,
Und um mein armes Mädchen
An diesen Linden weinen.
Hätt ich nur deine Flügel;
Wie wollt ich zu ihr fliegen!


Oden
Oden und Lieder. Zweytes Buch.
Komm, ich will mit dir klagen.
Wie zaͤrtlich kanſt du klagen!
Mich ruͤhren deine Seufzer;
Du ſuchſt wohl die Geliebte,
Die man von dir getrennet.
Mich hat von meinem Maͤdchen
Das Schickſal auch getrennet.
Doch, Vogel, du biſt gluͤcklich!
Sieh nur, du haſt ja Fluͤgel,
Du kanſt ja zu ihr fliegen.
Jch wollte hier nicht ſitzen,
Und um mein armes Maͤdchen
An dieſen Linden weinen.
Haͤtt ich nur deine Fluͤgel;
Wie wollt ich zu ihr fliegen!


Oden
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[74/0082] Oden und Lieder. Zweytes Buch. Komm, ich will mit dir klagen. Wie zaͤrtlich kanſt du klagen! Mich ruͤhren deine Seufzer; Du ſuchſt wohl die Geliebte, Die man von dir getrennet. Mich hat von meinem Maͤdchen Das Schickſal auch getrennet. Doch, Vogel, du biſt gluͤcklich! Sieh nur, du haſt ja Fluͤgel, Du kanſt ja zu ihr fliegen. Jch wollte hier nicht ſitzen, Und um mein armes Maͤdchen An dieſen Linden weinen. Haͤtt ich nur deine Fluͤgel; Wie wollt ich zu ihr fliegen! Oden

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 3. [Braunschweig], [1764], S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften03_1764/82>, abgerufen am 19.05.2024.