Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 3. [Braunschweig], [1764].Oden und Lieder. Einladung An H. P. G - - -. Freund, unser Leben ist kurz, der Thoren aber sind viel, Die uns die theuren Stunden entziehn. Sey geitzig, Freund, auf die Zeit, die uns die Freund- schaft noch gönnt. Es sey uns jede Stunde, wie Gold. Schon lange grünt uns nicht mehr der abgestorbene Wald, Der in den süssen Schatten uns rief; Schon lange singt uns nicht mehr der Vogel Zärtlich- keit vor, Und wüste Stürme brausen daher. Der Schenktisch lächelt zwar auch in Strephons präch- tigem Saal Aus heitern Caravinen dir zu; Doch, Freund, der prächtige Saal herberget lügenden Wein, Und einen Narren, schlimm, wie sein Wein. Nein
Oden und Lieder. Einladung An H. P. G - - -. Freund, unſer Leben iſt kurz, der Thoren aber ſind viel, Die uns die theuren Stunden entziehn. Sey geitzig, Freund, auf die Zeit, die uns die Freund- ſchaft noch goͤnnt. Es ſey uns jede Stunde, wie Gold. Schon lange gruͤnt uns nicht mehr der abgeſtorbene Wald, Der in den ſuͤſſen Schatten uns rief; Schon lange ſingt uns nicht mehr der Vogel Zaͤrtlich- keit vor, Und wuͤſte Stuͤrme brauſen daher. Der Schenktiſch laͤchelt zwar auch in Strephons praͤch- tigem Saal Aus heitern Caravinen dir zu; Doch, Freund, der praͤchtige Saal herberget luͤgenden Wein, Und einen Narren, ſchlimm, wie ſein Wein. Nein
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0090" n="82"/> <fw place="top" type="header">Oden und Lieder.</fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Einladung</hi></hi></hi><lb/> An H. P. G - - -.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">F</hi>reund, unſer Leben iſt kurz, der Thoren aber ſind<lb/><hi rendition="#et">viel,</hi></l><lb/> <l>Die uns die theuren Stunden entziehn.</l><lb/> <l>Sey geitzig, Freund, auf die Zeit, die uns die Freund-<lb/><hi rendition="#et">ſchaft noch goͤnnt.</hi></l><lb/> <l>Es ſey uns jede Stunde, wie Gold.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Schon lange gruͤnt uns nicht mehr der abgeſtorbene<lb/><hi rendition="#et">Wald,</hi></l><lb/> <l>Der in den ſuͤſſen Schatten uns rief;</l><lb/> <l>Schon lange ſingt uns nicht mehr der Vogel Zaͤrtlich-<lb/><hi rendition="#et">keit vor,</hi></l><lb/> <l>Und wuͤſte Stuͤrme brauſen daher.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Der Schenktiſch laͤchelt zwar auch in Strephons praͤch-<lb/><hi rendition="#et">tigem Saal</hi></l><lb/> <l>Aus heitern Caravinen dir zu;</l><lb/> <l>Doch, Freund, der praͤchtige Saal herberget luͤgenden<lb/><hi rendition="#et">Wein,</hi></l><lb/> <l>Und einen Narren, ſchlimm, wie ſein Wein.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Nein</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [82/0090]
Oden und Lieder.
Einladung
An H. P. G - - -.
Freund, unſer Leben iſt kurz, der Thoren aber ſind
viel,
Die uns die theuren Stunden entziehn.
Sey geitzig, Freund, auf die Zeit, die uns die Freund-
ſchaft noch goͤnnt.
Es ſey uns jede Stunde, wie Gold.
Schon lange gruͤnt uns nicht mehr der abgeſtorbene
Wald,
Der in den ſuͤſſen Schatten uns rief;
Schon lange ſingt uns nicht mehr der Vogel Zaͤrtlich-
keit vor,
Und wuͤſte Stuͤrme brauſen daher.
Der Schenktiſch laͤchelt zwar auch in Strephons praͤch-
tigem Saal
Aus heitern Caravinen dir zu;
Doch, Freund, der praͤchtige Saal herberget luͤgenden
Wein,
Und einen Narren, ſchlimm, wie ſein Wein.
Nein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |