Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].Die Nacht. Bis zur wartenden Grust; das fürchterlich dumpfeGepolter Des hinunterrollenden Sargs erfüllt ihn mit Schauer. Aber nicht lange, so hebt der Andacht feuriger Flügel Seine Seele zum Himmel empor, und zeiget ihm Scenen, Unaussprechliche Scenen, die dort der Seeligen warten. Wenn ietzt die Stadt und das Land, in tiefer Stille begraben, Sorgenlos schläft, dann wachet noch oft die Frechheit zum Schaden. Daß der blutbegierige Leu in schrecklichen Wüsten Seine Beute verfolgt, daß aus dem Jnnern der Wälder Heulende Wölfe nach Raub die einsamen Haiden durch- irren, Dies vergiebt die Natur dem angebohrnen Jnstinkte, Doch, daß Menschen noch wüthender sind, als rasende Thiere, Was
Die Nacht. Bis zur wartenden Gruſt; das fuͤrchterlich dumpfeGepolter Des hinunterrollenden Sargs erfuͤllt ihn mit Schauer. Aber nicht lange, ſo hebt der Andacht feuriger Fluͤgel Seine Seele zum Himmel empor, und zeiget ihm Scenen, Unausſprechliche Scenen, die dort der Seeligen warten. Wenn ietzt die Stadt und das Land, in tiefer Stille begraben, Sorgenlos ſchlaͤft, dann wachet noch oft die Frechheit zum Schaden. Daß der blutbegierige Leu in ſchrecklichen Wuͤſten Seine Beute verfolgt, daß aus dem Jnnern der Waͤlder Heulende Woͤlfe nach Raub die einſamen Haiden durch- irren, Dies vergiebt die Natur dem angebohrnen Jnſtinkte, Doch, daß Menſchen noch wuͤthender ſind, als raſende Thiere, Was
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Die Nacht.
Bis zur wartenden Gruſt; das fuͤrchterlich dumpfe
Gepolter
Des hinunterrollenden Sargs erfuͤllt ihn mit Schauer.
Aber nicht lange, ſo hebt der Andacht feuriger Fluͤgel
Seine Seele zum Himmel empor, und zeiget ihm
Scenen,
Unausſprechliche Scenen, die dort der Seeligen warten.
Wenn ietzt die Stadt und das Land, in tiefer
Stille begraben,
Sorgenlos ſchlaͤft, dann wachet noch oft die Frechheit
zum Schaden.
Daß der blutbegierige Leu in ſchrecklichen Wuͤſten
Seine Beute verfolgt, daß aus dem Jnnern der Waͤlder
Heulende Woͤlfe nach Raub die einſamen Haiden durch-
irren,
Dies vergiebt die Natur dem angebohrnen Jnſtinkte,
Doch, daß Menſchen noch wuͤthender ſind, als raſende
Thiere,
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Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/184>, abgerufen am 16.07.2024. |