Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].Die Nacht. Bis zum stralenden Thron der Gottheit, von welcherdie Erde Kaum die unterste Staffel mir schien; wie sank da der Hochmuth Welcher vermessen geglaubt, so viele Himmel und Wel- ten Wären allein für Sterbliche da. Mein Antlitz, geblendet, Neiget sich, HErr, in den Staub, denn ich bin Staub und von Erde. Wie verächtlich entfliehn die leeren irdischen Freuden, Bey mir vorbey, sie alle von ihrem Flittergold glänzend! Wie vergebens winket der Ruhm mit welkenden Lor- beern, Und der Wollust geschminktes Gesicht! Wie prahlet ver- geblich Reichthum mit dürftigem Gold, und nichtigen Schä- tzen von Perlen! Mein sind Welten! Mir schenkt sie der Glaube. Schon hör ich die Stimme, Welche vom Himmel erschallt; dies alles will ich dir geben, Wenn
Die Nacht. Bis zum ſtralenden Thron der Gottheit, von welcherdie Erde Kaum die unterſte Staffel mir ſchien; wie ſank da der Hochmuth Welcher vermeſſen geglaubt, ſo viele Himmel und Wel- ten Waͤren allein fuͤr Sterbliche da. Mein Antlitz, geblendet, Neiget ſich, HErr, in den Staub, denn ich bin Staub und von Erde. Wie veraͤchtlich entfliehn die leeren irdiſchen Freuden, Bey mir vorbey, ſie alle von ihrem Flittergold glaͤnzend! Wie vergebens winket der Ruhm mit welkenden Lor- beern, Und der Wolluſt geſchminktes Geſicht! Wie prahlet ver- geblich Reichthum mit duͤrftigem Gold, und nichtigen Schaͤ- tzen von Perlen! Mein ſind Welten! Mir ſchenkt ſie der Glaube. Schon hoͤr ich die Stimme, Welche vom Himmel erſchallt; dies alles will ich dir geben, Wenn
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg> <pb facs="#f0197" n="189"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Nacht.</hi> </fw><lb/> <l>Bis zum ſtralenden Thron der Gottheit, von welcher<lb/><hi rendition="#et">die Erde</hi></l><lb/> <l>Kaum die unterſte Staffel mir ſchien; wie ſank da der<lb/><hi rendition="#et">Hochmuth</hi></l><lb/> <l>Welcher vermeſſen geglaubt, ſo viele Himmel und Wel-<lb/><hi rendition="#et">ten</hi></l><lb/> <l>Waͤren allein fuͤr Sterbliche da. Mein Antlitz, geblendet,</l><lb/> <l>Neiget ſich, HErr, in den Staub, denn ich bin Staub<lb/><hi rendition="#et">und von Erde.</hi></l><lb/> <l>Wie veraͤchtlich entfliehn die leeren irdiſchen Freuden,</l><lb/> <l>Bey mir vorbey, ſie alle von ihrem Flittergold glaͤnzend!</l><lb/> <l>Wie vergebens winket der Ruhm mit welkenden Lor-<lb/><hi rendition="#et">beern,</hi></l><lb/> <l>Und der Wolluſt geſchminktes Geſicht! Wie prahlet ver-<lb/><hi rendition="#et">geblich</hi></l><lb/> <l>Reichthum mit duͤrftigem Gold, und nichtigen Schaͤ-<lb/><hi rendition="#et">tzen von Perlen!</hi></l><lb/> <l>Mein ſind Welten! Mir ſchenkt ſie der Glaube. Schon<lb/><hi rendition="#et">hoͤr ich die Stimme,</hi></l><lb/> <l>Welche vom Himmel erſchallt; dies alles will ich dir<lb/><hi rendition="#et">geben,</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [189/0197]
Die Nacht.
Bis zum ſtralenden Thron der Gottheit, von welcher
die Erde
Kaum die unterſte Staffel mir ſchien; wie ſank da der
Hochmuth
Welcher vermeſſen geglaubt, ſo viele Himmel und Wel-
ten
Waͤren allein fuͤr Sterbliche da. Mein Antlitz, geblendet,
Neiget ſich, HErr, in den Staub, denn ich bin Staub
und von Erde.
Wie veraͤchtlich entfliehn die leeren irdiſchen Freuden,
Bey mir vorbey, ſie alle von ihrem Flittergold glaͤnzend!
Wie vergebens winket der Ruhm mit welkenden Lor-
beern,
Und der Wolluſt geſchminktes Geſicht! Wie prahlet ver-
geblich
Reichthum mit duͤrftigem Gold, und nichtigen Schaͤ-
tzen von Perlen!
Mein ſind Welten! Mir ſchenkt ſie der Glaube. Schon
hoͤr ich die Stimme,
Welche vom Himmel erſchallt; dies alles will ich dir
geben,
Wenn
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |