Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].Der Tempel des Friedens. Rauchende Dörfer, geplünderte Städte, verwüsteteFelder, Schaaren von Kriegern, von Räubern vielmehr. Von einsamen Warten Schauen die Wächter ins Land, und sehen nichts als Rauben und Morden, Nichts als blinkende Waffen, und Hunger, und Trüb- sal und Elend. Weinend drückt die verzweifelnde Mutter den schmach- tenden Säugling An ihr klopfendes Herz, und zitternd schauet der Mann aus; Hört von fern her die kriegrische Trommel, und reisset die Kinder Und sein Weib an der Hand, hinab in tiefe Gewöl- ber, Oder in wüste Tempel; umsonst -- das durstige Mordschwerdt Findet ihn da auch, und schonet ihn nicht, und legt ihn in Blut hin. O! der entsetzlichen Scenen! -- Du, o getreue Ge- schichte, Wollest
Der Tempel des Friedens. Rauchende Doͤrfer, gepluͤnderte Staͤdte, verwuͤſteteFelder, Schaaren von Kriegern, von Raͤubern vielmehr. Von einſamen Warten Schauen die Waͤchter ins Land, und ſehen nichts als Rauben und Morden, Nichts als blinkende Waffen, und Hunger, und Truͤb- ſal und Elend. Weinend druͤckt die verzweifelnde Mutter den ſchmach- tenden Saͤugling An ihr klopfendes Herz, und zitternd ſchauet der Mann aus; Hoͤrt von fern her die kriegriſche Trommel, und reiſſet die Kinder Und ſein Weib an der Hand, hinab in tiefe Gewoͤl- ber, Oder in wuͤſte Tempel; umſonſt — das durſtige Mordſchwerdt Findet ihn da auch, und ſchonet ihn nicht, und legt ihn in Blut hin. O! der entſetzlichen Scenen! — Du, o getreue Ge- ſchichte, Wolleſt
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Der Tempel des Friedens.
Rauchende Doͤrfer, gepluͤnderte Staͤdte, verwuͤſtete
Felder,
Schaaren von Kriegern, von Raͤubern vielmehr. Von
einſamen Warten
Schauen die Waͤchter ins Land, und ſehen nichts als
Rauben und Morden,
Nichts als blinkende Waffen, und Hunger, und Truͤb-
ſal und Elend.
Weinend druͤckt die verzweifelnde Mutter den ſchmach-
tenden Saͤugling
An ihr klopfendes Herz, und zitternd ſchauet der Mann
aus;
Hoͤrt von fern her die kriegriſche Trommel, und reiſſet
die Kinder
Und ſein Weib an der Hand, hinab in tiefe Gewoͤl-
ber,
Oder in wuͤſte Tempel; umſonſt — das durſtige
Mordſchwerdt
Findet ihn da auch, und ſchonet ihn nicht, und legt ihn
in Blut hin.
O! der entſetzlichen Scenen! — Du, o getreue Ge-
ſchichte,
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Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/227>, abgerufen am 18.07.2024. |