Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].Der Mittag. Doch sein heuchelndes Herz verleugnet mit niedrigemLeben, Was er so edel besang, und kriecht im Staube der La- ster. Langsam leitet nunmehr die matten Rosse der Landmann Nach dem freundlichen Dorf, das aus dem Schatten der Linden, Oder geheiligter Eichen, nach ihm süßlächelnder aus- sieht. Alles kömmt vom Felde zurück; die glühende Dirne Unter der Last von welkenden Klee, eilt, ohne zu ru- hen, Jn den winkenden Meyerhof hin. Mit Schweisse be- decket Eilen die heissen Gespanne mit Brausen unter das Ob- dach. Nur der emsige Schnitter verachtet die Stralen der Sonne, Und mäht fort; weit klingt ins Feld die blitzende Sense, Bis das sinkende Korn in langen Reihen den Acker Ueberzeichnet. Nun hört er von fern die fliegenden Schritte Seines Weibes, welche sogleich im Schatten der Eiche Seine Tafel ihm deckt, und von den glühenden Wan- gen Schweiß
Der Mittag. Doch ſein heuchelndes Herz verleugnet mit niedrigemLeben, Was er ſo edel beſang, und kriecht im Staube der La- ſter. Langſam leitet nunmehr die matten Roſſe der Landmann Nach dem freundlichen Dorf, das aus dem Schatten der Linden, Oder geheiligter Eichen, nach ihm ſuͤßlaͤchelnder aus- ſieht. Alles koͤmmt vom Felde zuruͤck; die gluͤhende Dirne Unter der Laſt von welkenden Klee, eilt, ohne zu ru- hen, Jn den winkenden Meyerhof hin. Mit Schweiſſe be- decket Eilen die heiſſen Geſpanne mit Brauſen unter das Ob- dach. Nur der emſige Schnitter verachtet die Stralen der Sonne, Und maͤht fort; weit klingt ins Feld die blitzende Senſe, Bis das ſinkende Korn in langen Reihen den Acker Ueberzeichnet. Nun hoͤrt er von fern die fliegenden Schritte Seines Weibes, welche ſogleich im Schatten der Eiche Seine Tafel ihm deckt, und von den gluͤhenden Wan- gen Schweiß
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg> <pb facs="#f0067" n="59"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Mittag.</hi> </fw><lb/> <l>Doch ſein heuchelndes Herz verleugnet mit niedrigem<lb/><hi rendition="#et">Leben,</hi></l><lb/> <l>Was er ſo edel beſang, und kriecht im Staube der La-<lb/><hi rendition="#et">ſter.</hi></l> </lg><lb/> <lg> <l>Langſam leitet nunmehr die matten Roſſe der<lb/><hi rendition="#et">Landmann</hi></l><lb/> <l>Nach dem freundlichen Dorf, das aus dem Schatten<lb/><hi rendition="#et">der Linden,</hi></l><lb/> <l>Oder geheiligter Eichen, nach ihm ſuͤßlaͤchelnder aus-<lb/><hi rendition="#et">ſieht.</hi></l><lb/> <l>Alles koͤmmt vom Felde zuruͤck; die gluͤhende Dirne</l><lb/> <l>Unter der Laſt von welkenden Klee, eilt, ohne zu ru-<lb/><hi rendition="#et">hen,</hi></l><lb/> <l>Jn den winkenden Meyerhof hin. Mit Schweiſſe be-<lb/><hi rendition="#et">decket</hi></l><lb/> <l>Eilen die heiſſen Geſpanne mit Brauſen unter das Ob-<lb/><hi rendition="#et">dach.</hi></l><lb/> <l>Nur der emſige Schnitter verachtet die Stralen der<lb/><hi rendition="#et">Sonne,</hi></l><lb/> <l>Und maͤht fort; weit klingt ins Feld die blitzende Senſe,</l><lb/> <l>Bis das ſinkende Korn in langen Reihen den Acker</l><lb/> <l>Ueberzeichnet. Nun hoͤrt er von fern die fliegenden<lb/><hi rendition="#et">Schritte</hi></l><lb/> <l>Seines Weibes, welche ſogleich im Schatten der Eiche</l><lb/> <l>Seine Tafel ihm deckt, und von den gluͤhenden Wan-<lb/><hi rendition="#et">gen</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Schweiß</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [59/0067]
Der Mittag.
Doch ſein heuchelndes Herz verleugnet mit niedrigem
Leben,
Was er ſo edel beſang, und kriecht im Staube der La-
ſter.
Langſam leitet nunmehr die matten Roſſe der
Landmann
Nach dem freundlichen Dorf, das aus dem Schatten
der Linden,
Oder geheiligter Eichen, nach ihm ſuͤßlaͤchelnder aus-
ſieht.
Alles koͤmmt vom Felde zuruͤck; die gluͤhende Dirne
Unter der Laſt von welkenden Klee, eilt, ohne zu ru-
hen,
Jn den winkenden Meyerhof hin. Mit Schweiſſe be-
decket
Eilen die heiſſen Geſpanne mit Brauſen unter das Ob-
dach.
Nur der emſige Schnitter verachtet die Stralen der
Sonne,
Und maͤht fort; weit klingt ins Feld die blitzende Senſe,
Bis das ſinkende Korn in langen Reihen den Acker
Ueberzeichnet. Nun hoͤrt er von fern die fliegenden
Schritte
Seines Weibes, welche ſogleich im Schatten der Eiche
Seine Tafel ihm deckt, und von den gluͤhenden Wan-
gen
Schweiß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |