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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].

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Der Mittag.
Und ihr reizendes Bild in seiner Seele zurückläßt.

Jn der bevölkerten Stadt herrscht nun das Ge-
tümmel des Mittags.

Tausend Stimmen, vermischt mit dem Donner der
rasselnden Wagen,

Wallen über der Stadt, und sie verschlingen, wie
Wellen

Eines brausenden Meers, den angelandeten Fremd-
ling.

Alles rauscht in seinen Geschäften mit fliegenden Schrit-
ten

Bey einander vorbey; und selber der müßige Stutzer
Geht vom Spiegel, und eilt, und suchet den Anschein
der Arbeit.

Denn entweder flattert er jetzt durch alle die Strassen,
Wo ein schönes Gesicht den Fuß des Flüchtigen hinlockt;
Oder er setzet sich hin, und opfert dem Gotte des Caf-
fee,

Stammelt die Zeitungen durch, bestimmt das Schick-
sal Europens,

Bis Gewinnsucht und Spiel zu ihren Altären ihn fo-
dern.

Auf der Börse versammelt sich jetzt der emsige Kauf-
mann.

Was die Handlung nur reicht, die schimmernden Schä-
tze von Ormus,

Von

Der Mittag.
Und ihr reizendes Bild in ſeiner Seele zuruͤcklaͤßt.

Jn der bevoͤlkerten Stadt herrſcht nun das Ge-
tuͤmmel des Mittags.

Tauſend Stimmen, vermiſcht mit dem Donner der
raſſelnden Wagen,

Wallen uͤber der Stadt, und ſie verſchlingen, wie
Wellen

Eines brauſenden Meers, den angelandeten Fremd-
ling.

Alles rauſcht in ſeinen Geſchaͤften mit fliegenden Schrit-
ten

Bey einander vorbey; und ſelber der muͤßige Stutzer
Geht vom Spiegel, und eilt, und ſuchet den Anſchein
der Arbeit.

Denn entweder flattert er jetzt durch alle die Straſſen,
Wo ein ſchoͤnes Geſicht den Fuß des Fluͤchtigen hinlockt;
Oder er ſetzet ſich hin, und opfert dem Gotte des Caf-
fee,

Stammelt die Zeitungen durch, beſtimmt das Schick-
ſal Europens,

Bis Gewinnſucht und Spiel zu ihren Altaͤren ihn fo-
dern.

Auf der Boͤrſe verſammelt ſich jetzt der emſige Kauf-
mann.

Was die Handlung nur reicht, die ſchimmernden Schaͤ-
tze von Ormus,

Von
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[70/0078] Der Mittag. Und ihr reizendes Bild in ſeiner Seele zuruͤcklaͤßt. Jn der bevoͤlkerten Stadt herrſcht nun das Ge- tuͤmmel des Mittags. Tauſend Stimmen, vermiſcht mit dem Donner der raſſelnden Wagen, Wallen uͤber der Stadt, und ſie verſchlingen, wie Wellen Eines brauſenden Meers, den angelandeten Fremd- ling. Alles rauſcht in ſeinen Geſchaͤften mit fliegenden Schrit- ten Bey einander vorbey; und ſelber der muͤßige Stutzer Geht vom Spiegel, und eilt, und ſuchet den Anſchein der Arbeit. Denn entweder flattert er jetzt durch alle die Straſſen, Wo ein ſchoͤnes Geſicht den Fuß des Fluͤchtigen hinlockt; Oder er ſetzet ſich hin, und opfert dem Gotte des Caf- fee, Stammelt die Zeitungen durch, beſtimmt das Schick- ſal Europens, Bis Gewinnſucht und Spiel zu ihren Altaͤren ihn fo- dern. Auf der Boͤrſe verſammelt ſich jetzt der emſige Kauf- mann. Was die Handlung nur reicht, die ſchimmernden Schaͤ- tze von Ormus, Von

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/78>, abgerufen am 19.05.2024.