Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].der Melancholey. Durch die Wildniß vernimmt, indem der schwärzesteSturm ihn Unaufhörlich verfolgt: so ist doch deine Zurückkunft Angenehmer dem stillen Gemüth, als die Ankunft des Morgens, Wenn er auch jugendlich stolz im May frischblühende Rosen, Und ambrosischen Thau, von den Pforten des purpur- nen Aufgangs Auf die Gefilde verstreut. -- Doch ist die Ankunft des Morgens Angenehm, wenn er, verhüllt in tröpfelnde Wolken, er- scheinet. Wenn in finsterer Luft der trübe Südwind einherbraust, Und die traurige Landfchaft schwärzt, daß Wälder und Hügel Sich, in einander vermengt, in dicken Nebeln verlieren. Kümmerlich sitzen alsdann die Sänger des traurenden Waldes, Und L 5
der Melancholey. Durch die Wildniß vernimmt, indem der ſchwaͤrzeſteSturm ihn Unaufhoͤrlich verfolgt: ſo iſt doch deine Zuruͤckkunft Angenehmer dem ſtillen Gemuͤth, als die Ankunft des Morgens, Wenn er auch jugendlich ſtolz im May friſchbluͤhende Roſen, Und ambroſiſchen Thau, von den Pforten des purpur- nen Aufgangs Auf die Gefilde verſtreut. — Doch iſt die Ankunft des Morgens Angenehm, wenn er, verhuͤllt in troͤpfelnde Wolken, er- ſcheinet. Wenn in finſterer Luft der truͤbe Suͤdwind einherbrauſt, Und die traurige Landfchaft ſchwaͤrzt, daß Waͤlder und Huͤgel Sich, in einander vermengt, in dicken Nebeln verlieren. Kuͤmmerlich ſitzen alsdann die Saͤnger des traurenden Waldes, Und L 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0175" n="153"/> <fw place="top" type="header">der Melancholey.</fw><lb/> <l>Durch die Wildniß vernimmt, indem der ſchwaͤrzeſte<lb/><hi rendition="#et">Sturm ihn</hi></l><lb/> <l>Unaufhoͤrlich verfolgt: ſo iſt doch deine Zuruͤckkunft</l><lb/> <l>Angenehmer dem ſtillen Gemuͤth, als die Ankunft des<lb/><hi rendition="#et">Morgens,</hi></l><lb/> <l>Wenn er auch jugendlich ſtolz im May friſchbluͤhende<lb/><hi rendition="#et">Roſen,</hi></l><lb/> <l>Und ambroſiſchen Thau, von den Pforten des purpur-<lb/><hi rendition="#et">nen Aufgangs</hi></l><lb/> <l>Auf die Gefilde verſtreut. — Doch iſt die Ankunft<lb/><hi rendition="#et">des Morgens</hi></l><lb/> <l>Angenehm, wenn er, verhuͤllt in troͤpfelnde Wolken, er-<lb/><hi rendition="#et">ſcheinet.</hi></l><lb/> <l>Wenn in finſterer Luft der truͤbe Suͤdwind einherbrauſt,</l><lb/> <l>Und die traurige Landfchaft ſchwaͤrzt, daß Waͤlder und<lb/><hi rendition="#et">Huͤgel</hi></l><lb/> <l>Sich, in einander vermengt, in dicken Nebeln verlieren.</l><lb/> <l>Kuͤmmerlich ſitzen alsdann die Saͤnger des traurenden<lb/><hi rendition="#et">Waldes,</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">L 5</fw> <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [153/0175]
der Melancholey.
Durch die Wildniß vernimmt, indem der ſchwaͤrzeſte
Sturm ihn
Unaufhoͤrlich verfolgt: ſo iſt doch deine Zuruͤckkunft
Angenehmer dem ſtillen Gemuͤth, als die Ankunft des
Morgens,
Wenn er auch jugendlich ſtolz im May friſchbluͤhende
Roſen,
Und ambroſiſchen Thau, von den Pforten des purpur-
nen Aufgangs
Auf die Gefilde verſtreut. — Doch iſt die Ankunft
des Morgens
Angenehm, wenn er, verhuͤllt in troͤpfelnde Wolken, er-
ſcheinet.
Wenn in finſterer Luft der truͤbe Suͤdwind einherbrauſt,
Und die traurige Landfchaft ſchwaͤrzt, daß Waͤlder und
Huͤgel
Sich, in einander vermengt, in dicken Nebeln verlieren.
Kuͤmmerlich ſitzen alsdann die Saͤnger des traurenden
Waldes,
Und
L 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |