Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite
Die Vergnügungen
Wenn er vom hangenden Fels, der seine Höhle bedecket,
Das verfallne Persepolis sieht. Die sinkenden Pfeiler
Sind auf die Ebnen umher in wilder Ordnung zer-
streuet,

Eine weite Verwüstung! Gleich einem verdorreten
Eichbaum,

Welchen der Donner zerschellt, steigt hier die modern-
de Säule

Gegen die Wolken empor; hier zeigen parische Schlösser
Halb sich wölbende Hallen, mit dicken Dornen bewachsen,
Wo der Räuber ietzt laurt; der Fledermaus öde Be-
hausung,

Welche des Abends von da in dämmernde Schatten hin-
abfliegt,

Und wo ihren fleckigten Schweif die Otter sich nachschleppt,
Ehmals die Wohnung des feinsten Geschmacks, und der
blühenden Künste.

Tem-
Die Vergnuͤgungen
Wenn er vom hangenden Fels, der ſeine Hoͤhle bedecket,
Das verfallne Perſepolis ſieht. Die ſinkenden Pfeiler
Sind auf die Ebnen umher in wilder Ordnung zer-
ſtreuet,

Eine weite Verwuͤſtung! Gleich einem verdorreten
Eichbaum,

Welchen der Donner zerſchellt, ſteigt hier die modern-
de Saͤule

Gegen die Wolken empor; hier zeigen pariſche Schloͤſſer
Halb ſich woͤlbende Hallen, mit dicken Dornen bewachſen,
Wo der Raͤuber ietzt laurt; der Fledermaus oͤde Be-
hauſung,

Welche des Abends von da in daͤmmernde Schatten hin-
abfliegt,

Und wo ihren fleckigten Schweif die Otter ſich nachſchleppt,
Ehmals die Wohnung des feinſten Geſchmacks, und der
bluͤhenden Kuͤnſte.

Tem-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0186" n="164"/>
          <fw place="top" type="header">Die Vergnu&#x0364;gungen</fw><lb/>
          <l>Wenn er vom hangenden Fels, der &#x017F;eine Ho&#x0364;hle bedecket,</l><lb/>
          <l>Das verfallne Per&#x017F;epolis &#x017F;ieht. Die &#x017F;inkenden Pfeiler</l><lb/>
          <l>Sind auf die Ebnen umher in wilder Ordnung zer-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;treuet,</hi></l><lb/>
          <l>Eine weite Verwu&#x0364;&#x017F;tung! Gleich einem verdorreten<lb/><hi rendition="#et">Eichbaum,</hi></l><lb/>
          <l>Welchen der Donner zer&#x017F;chellt, &#x017F;teigt hier die modern-<lb/><hi rendition="#et">de Sa&#x0364;ule</hi></l><lb/>
          <l>Gegen die Wolken empor; hier zeigen pari&#x017F;che Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er</l><lb/>
          <l>Halb &#x017F;ich wo&#x0364;lbende Hallen, mit dicken Dornen bewach&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Wo der Ra&#x0364;uber ietzt laurt; der Fledermaus o&#x0364;de Be-<lb/><hi rendition="#et">hau&#x017F;ung,</hi></l><lb/>
          <l>Welche des Abends von da in da&#x0364;mmernde Schatten hin-<lb/><hi rendition="#et">abfliegt,</hi></l><lb/>
          <l>Und wo ihren fleckigten Schweif die Otter &#x017F;ich nach&#x017F;chleppt,</l><lb/>
          <l>Ehmals die Wohnung des fein&#x017F;ten Ge&#x017F;chmacks, und der<lb/><hi rendition="#et">blu&#x0364;henden Ku&#x0364;n&#x017F;te.</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Tem-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0186] Die Vergnuͤgungen Wenn er vom hangenden Fels, der ſeine Hoͤhle bedecket, Das verfallne Perſepolis ſieht. Die ſinkenden Pfeiler Sind auf die Ebnen umher in wilder Ordnung zer- ſtreuet, Eine weite Verwuͤſtung! Gleich einem verdorreten Eichbaum, Welchen der Donner zerſchellt, ſteigt hier die modern- de Saͤule Gegen die Wolken empor; hier zeigen pariſche Schloͤſſer Halb ſich woͤlbende Hallen, mit dicken Dornen bewachſen, Wo der Raͤuber ietzt laurt; der Fledermaus oͤde Be- hauſung, Welche des Abends von da in daͤmmernde Schatten hin- abfliegt, Und wo ihren fleckigten Schweif die Otter ſich nachſchleppt, Ehmals die Wohnung des feinſten Geſchmacks, und der bluͤhenden Kuͤnſte. Tem-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/186
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764], S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/186>, abgerufen am 09.11.2024.