Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].Erster Gesang. Jm Triumph die Sonne herauf; und hänget amAbend Ueber dem Walde der silberne Mond: so breitet die Andacht Schon den kindischen Arm voll Jnnbrunst gegen die Himmel. Hüllt sich der Tag in düstere Nacht, und rollet der Donner Ueber dem Haupt; so bewahrt er ihr Herz beym dunkeln Gewitter Vor der sklavischen Furcht; gewöhnt sie, eben so zärtlich Jhren Schöpfer zu lieben, ihn eben so edel zu fürchten, Wenn er im Zephyr erfrischt, als wenn er in Stür- men einhergeht. Jedes zarte Gefühl, das in der empfindlichen Seele Sich entwickelt, das bildet er sanft, und edel und menschlich. So schlägt sanfter ihr Herz. Der Grausamkeit kleineste Spuren Werden darinne vertilgt. Oft blinken ihr Thränen im Auge, Wenn B 4
Erſter Geſang. Jm Triumph die Sonne herauf; und haͤnget amAbend Ueber dem Walde der ſilberne Mond: ſo breitet die Andacht Schon den kindiſchen Arm voll Jnnbrunſt gegen die Himmel. Huͤllt ſich der Tag in duͤſtere Nacht, und rollet der Donner Ueber dem Haupt; ſo bewahrt er ihr Herz beym dunkeln Gewitter Vor der ſklaviſchen Furcht; gewoͤhnt ſie, eben ſo zaͤrtlich Jhren Schoͤpfer zu lieben, ihn eben ſo edel zu fuͤrchten, Wenn er im Zephyr erfriſcht, als wenn er in Stuͤr- men einhergeht. Jedes zarte Gefuͤhl, das in der empfindlichen Seele Sich entwickelt, das bildet er ſanft, und edel und menſchlich. So ſchlaͤgt ſanfter ihr Herz. Der Grauſamkeit kleineſte Spuren Werden darinne vertilgt. Oft blinken ihr Thraͤnen im Auge, Wenn B 4
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Erſter Geſang.
Jm Triumph die Sonne herauf; und haͤnget am
Abend
Ueber dem Walde der ſilberne Mond: ſo breitet die
Andacht
Schon den kindiſchen Arm voll Jnnbrunſt gegen die
Himmel.
Huͤllt ſich der Tag in duͤſtere Nacht, und rollet der
Donner
Ueber dem Haupt; ſo bewahrt er ihr Herz beym
dunkeln Gewitter
Vor der ſklaviſchen Furcht; gewoͤhnt ſie, eben ſo
zaͤrtlich
Jhren Schoͤpfer zu lieben, ihn eben ſo edel zu
fuͤrchten,
Wenn er im Zephyr erfriſcht, als wenn er in Stuͤr-
men einhergeht.
Jedes zarte Gefuͤhl, das in der empfindlichen
Seele
Sich entwickelt, das bildet er ſanft, und edel und
menſchlich.
So ſchlaͤgt ſanfter ihr Herz. Der Grauſamkeit
kleineſte Spuren
Werden darinne vertilgt. Oft blinken ihr Thraͤnen
im Auge,
Wenn
B 4
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