Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].Erster Gesang. Und von schmeichelnder Hofnung gestärkt, wahrsagter ihr künftig Jn der Liebe das Glück, das ihn ietzt selber be- seeligt. Sinkt mit dem Abendroth nun die erste ruhi- ge Stille Auf die thauigte Welt; so neiget sie unter den Seufzern Kindischer Andacht ihr Haupt zu sanftem Schlum- mer. Gespenster, Melancholische Schatten, und blasse schreckende Larven, Flattern nicht um ihr heiteres Lager. Wohlthätige Geister Führen die güldnen Träume zu ihr. Sie lächelt voll Unschuld Auch im Schlaf, und trägt im Gesicht den offenen Himmel. Also entschläft auf Rosengewölk ein reisender Engel, Der auf des Ewgen Befehl die weite Schöpfung durchwandert. Weicht nicht, ihr Beschützer der Unschuld, ihr treuen Gefährten, Mensch-
Erſter Geſang. Und von ſchmeichelnder Hofnung geſtaͤrkt, wahrſagter ihr kuͤnftig Jn der Liebe das Gluͤck, das ihn ietzt ſelber be- ſeeligt. Sinkt mit dem Abendroth nun die erſte ruhi- ge Stille Auf die thauigte Welt; ſo neiget ſie unter den Seufzern Kindiſcher Andacht ihr Haupt zu ſanftem Schlum- mer. Geſpenſter, Melancholiſche Schatten, und blaſſe ſchreckende Larven, Flattern nicht um ihr heiteres Lager. Wohlthaͤtige Geiſter Fuͤhren die guͤldnen Traͤume zu ihr. Sie laͤchelt voll Unſchuld Auch im Schlaf, und traͤgt im Geſicht den offenen Himmel. Alſo entſchlaͤft auf Roſengewoͤlk ein reiſender Engel, Der auf des Ewgen Befehl die weite Schoͤpfung durchwandert. Weicht nicht, ihr Beſchuͤtzer der Unſchuld, ihr treuen Gefaͤhrten, Menſch-
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Erſter Geſang.
Und von ſchmeichelnder Hofnung geſtaͤrkt, wahrſagt
er ihr kuͤnftig
Jn der Liebe das Gluͤck, das ihn ietzt ſelber be-
ſeeligt.
Sinkt mit dem Abendroth nun die erſte ruhi-
ge Stille
Auf die thauigte Welt; ſo neiget ſie unter den
Seufzern
Kindiſcher Andacht ihr Haupt zu ſanftem Schlum-
mer. Geſpenſter,
Melancholiſche Schatten, und blaſſe ſchreckende
Larven,
Flattern nicht um ihr heiteres Lager. Wohlthaͤtige
Geiſter
Fuͤhren die guͤldnen Traͤume zu ihr. Sie laͤchelt
voll Unſchuld
Auch im Schlaf, und traͤgt im Geſicht den offenen
Himmel.
Alſo entſchlaͤft auf Roſengewoͤlk ein reiſender Engel,
Der auf des Ewgen Befehl die weite Schoͤpfung
durchwandert.
Weicht nicht, ihr Beſchuͤtzer der Unſchuld,
ihr treuen Gefaͤhrten,
Menſch-
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