Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Das verlohrne Paradies.
Thun, was wir können und wollen; was können wir
mehr denn noch leiden,

Und was können wir ärgeres leiden! -- Jst dies
denn das ärgste,

So zu sitzen? so Rath zu halten? und so in den
Waffen?

Was! indem wir erschrocken, entflohn, verfolgt und
getroffen

Von des Himmels strafendem Donner, und unten de[n]
Tiefen,

Uns zu bedecken, gefleht: Da schien uns hier selber die
Hölle

Eine Zuflucht zu seyn vor jenen Wunden; und als wir
Lagen, gefesselt im brennenden Abgrund; gewiß, das
war ärger!

Oder wenn ietzo der Athem, der diese grimmigen Feuer f)

Anbläßt,
f) Es. XXX, 33. Denn die Grube ist von gestern
her zugericht -- tief und weit genug, so ist die
Wohnung darinnen, Feuer und Holz die Men-

ge.

Das verlohrne Paradies.
Thun, was wir koͤnnen und wollen; was koͤnnen wir
mehr denn noch leiden,

Und was koͤnnen wir aͤrgeres leiden! — Jſt dies
denn das aͤrgſte,

So zu ſitzen? ſo Rath zu halten? und ſo in den
Waffen?

Was! indem wir erſchrocken, entflohn, verfolgt und
getroffen

Von des Himmels ſtrafendem Donner, und unten de[n]
Tiefen,

Uns zu bedecken, gefleht: Da ſchien uns hier ſelber die
Hoͤlle

Eine Zuflucht zu ſeyn vor jenen Wunden; und als wir
Lagen, gefeſſelt im brennenden Abgrund; gewiß, das
war aͤrger!

Oder wenn ietzo der Athem, der dieſe grimmigen Feuer f)

Anblaͤßt,
f) Eſ. XXX, 33. Denn die Grube iſt von geſtern
her zugericht — tief und weit genug, ſo iſt die
Wohnung darinnen, Feuer und Holz die Men-

ge.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0120" n="120"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/>
          <l>Thun, was wir ko&#x0364;nnen und wollen; was ko&#x0364;nnen wir<lb/><hi rendition="#et">mehr denn noch leiden,</hi></l><lb/>
          <l>Und was ko&#x0364;nnen wir a&#x0364;rgeres leiden! &#x2014; J&#x017F;t dies<lb/><hi rendition="#et">denn das a&#x0364;rg&#x017F;te,</hi></l><lb/>
          <l>So zu &#x017F;itzen? &#x017F;o Rath zu halten? und &#x017F;o in den<lb/><hi rendition="#et">Waffen?</hi></l><lb/>
          <l>Was! indem wir er&#x017F;chrocken, entflohn, verfolgt und<lb/><hi rendition="#et">getroffen</hi></l><lb/>
          <l>Von des Himmels &#x017F;trafendem Donner, und unten de<supplied>n</supplied><lb/><hi rendition="#et">Tiefen,</hi></l><lb/>
          <l>Uns zu bedecken, gefleht: Da &#x017F;chien uns hier &#x017F;elber die<lb/><hi rendition="#et">Ho&#x0364;lle</hi></l><lb/>
          <l>Eine Zuflucht zu &#x017F;eyn vor jenen Wunden; und als wir</l><lb/>
          <l>Lagen, gefe&#x017F;&#x017F;elt im brennenden Abgrund; gewiß, das<lb/><hi rendition="#et">war a&#x0364;rger!</hi></l><lb/>
          <l>Oder wenn ietzo der Athem, der die&#x017F;e grimmigen Feuer </l>
          <note xml:id="f29" next="#f30" place="foot" n="f)">E&#x017F;. <hi rendition="#aq">XXX,</hi> 33. <hi rendition="#fr">Denn die Grube i&#x017F;t von ge&#x017F;tern<lb/>
her zugericht &#x2014; tief und weit genug, &#x017F;o i&#x017F;t die<lb/>
Wohnung darinnen, Feuer und Holz die Men-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ge.</hi></fw></note><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Anbla&#x0364;ßt,</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0120] Das verlohrne Paradies. Thun, was wir koͤnnen und wollen; was koͤnnen wir mehr denn noch leiden, Und was koͤnnen wir aͤrgeres leiden! — Jſt dies denn das aͤrgſte, So zu ſitzen? ſo Rath zu halten? und ſo in den Waffen? Was! indem wir erſchrocken, entflohn, verfolgt und getroffen Von des Himmels ſtrafendem Donner, und unten den Tiefen, Uns zu bedecken, gefleht: Da ſchien uns hier ſelber die Hoͤlle Eine Zuflucht zu ſeyn vor jenen Wunden; und als wir Lagen, gefeſſelt im brennenden Abgrund; gewiß, das war aͤrger! Oder wenn ietzo der Athem, der dieſe grimmigen Feuer f) Anblaͤßt, f) Eſ. XXX, 33. Denn die Grube iſt von geſtern her zugericht — tief und weit genug, ſo iſt die Wohnung darinnen, Feuer und Holz die Men- ge.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/120
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764], S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/120>, abgerufen am 04.12.2024.