Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Zweyter Gesang.
Eitle Königreiche zu brüten? -- Beelzebub gab so
Seinen teuflischen Rath, vom Satan am ersten erfunden,
Und der Versammlung bereits dem grössesten Theil nach
erösnet.

Denn woher, als von ihm, des Uebels einzigem Schö-
pfer,

Konte so schwarze Bosheit entspringen, das Menschen-
geschlechte

Zu verderben in Einer Wurzel, und unter einander
Erd' und Hölle zu mischen, dem grossen Schöpfer zum
Hohne?

Aber aller sein Hohn vermehrt nur die Ehre der All-
macht. --

Hoch gefiel der verwegene Vorsatz den höllischen Staa-
ten;

Jedes Auge funkelte Freude; mit völligem Beyfall
Gaben sie alle die Stimmen; worauf er von neuem so
anhub:

Rühm-
K 2

Zweyter Geſang.
Eitle Koͤnigreiche zu bruͤten? — Beelzebub gab ſo
Seinen teufliſchen Rath, vom Satan am erſten erfunden,
Und der Verſammlung bereits dem groͤſſeſten Theil nach
eroͤſnet.

Denn woher, als von ihm, des Uebels einzigem Schoͤ-
pfer,

Konte ſo ſchwarze Bosheit entſpringen, das Menſchen-
geſchlechte

Zu verderben in Einer Wurzel, und unter einander
Erd’ und Hoͤlle zu miſchen, dem groſſen Schoͤpfer zum
Hohne?

Aber aller ſein Hohn vermehrt nur die Ehre der All-
macht. —

Hoch gefiel der verwegene Vorſatz den hoͤlliſchen Staa-
ten;

Jedes Auge funkelte Freude; mit voͤlligem Beyfall
Gaben ſie alle die Stimmen; worauf er von neuem ſo
anhub:

Ruͤhm-
K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0147" n="147"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zweyter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw><lb/>
          <l>Eitle Ko&#x0364;nigreiche zu bru&#x0364;ten? &#x2014; Beelzebub gab &#x017F;o</l><lb/>
          <l>Seinen teufli&#x017F;chen Rath, vom Satan am er&#x017F;ten erfunden,</l><lb/>
          <l>Und der Ver&#x017F;ammlung bereits dem gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten Theil nach<lb/><hi rendition="#et">ero&#x0364;&#x017F;net.</hi></l><lb/>
          <l>Denn woher, als von ihm, des Uebels einzigem Scho&#x0364;-<lb/><hi rendition="#et">pfer,</hi></l><lb/>
          <l>Konte &#x017F;o &#x017F;chwarze Bosheit ent&#x017F;pringen, das Men&#x017F;chen-<lb/><hi rendition="#et">ge&#x017F;chlechte</hi></l><lb/>
          <l>Zu verderben in Einer Wurzel, und unter einander</l><lb/>
          <l>Erd&#x2019; und Ho&#x0364;lle zu mi&#x017F;chen, dem gro&#x017F;&#x017F;en Scho&#x0364;pfer zum<lb/><hi rendition="#et">Hohne?</hi></l><lb/>
          <l>Aber aller &#x017F;ein Hohn vermehrt nur die Ehre der All-<lb/><hi rendition="#et">macht. &#x2014;</hi></l><lb/>
          <l>Hoch gefiel der verwegene Vor&#x017F;atz den ho&#x0364;lli&#x017F;chen Staa-<lb/><hi rendition="#et">ten;</hi></l><lb/>
          <l>Jedes Auge funkelte Freude; mit vo&#x0364;lligem Beyfall</l><lb/>
          <l>Gaben &#x017F;ie alle die Stimmen; worauf er von neuem &#x017F;o<lb/><hi rendition="#et">anhub:</hi></l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">K 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Ru&#x0364;hm-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0147] Zweyter Geſang. Eitle Koͤnigreiche zu bruͤten? — Beelzebub gab ſo Seinen teufliſchen Rath, vom Satan am erſten erfunden, Und der Verſammlung bereits dem groͤſſeſten Theil nach eroͤſnet. Denn woher, als von ihm, des Uebels einzigem Schoͤ- pfer, Konte ſo ſchwarze Bosheit entſpringen, das Menſchen- geſchlechte Zu verderben in Einer Wurzel, und unter einander Erd’ und Hoͤlle zu miſchen, dem groſſen Schoͤpfer zum Hohne? Aber aller ſein Hohn vermehrt nur die Ehre der All- macht. — Hoch gefiel der verwegene Vorſatz den hoͤlliſchen Staa- ten; Jedes Auge funkelte Freude; mit voͤlligem Beyfall Gaben ſie alle die Stimmen; worauf er von neuem ſo anhub: Ruͤhm- K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/147
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764], S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/147>, abgerufen am 22.11.2024.