Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].Das verlohrne Paradies. Ganz den ursprünglichen Schein verlohren, er schiennichts geringers, Als ein Cherub, welcher gefallen; allein nur verfinstert An der Herrlichkeit, die bey ihm sonst im Uebermaaß stralte. So wie die Sonne, wofern sie verhüllt in Nebel her- aufsteigt; Jhrer Stralen beraubet, erscheint; und so wie sie oft- mals Hinter dem Mond in düsterer Nacht mit furchtbarem Schatten, Unglück weissagend, die Völker erschreckt, und Monar- chen in Sorgen Wegen Staatsveränderungen setzt a) ; so war er ver- finstert, Aber gleich Milton so viel Mühe gegeben, diese niedern Jdeen von den gefallnen Engeln auszulöschen Z. a) Dieses ist das berühmte Gleichniß, weswegen dieses
vortrefliche Gedicht beynahe durch den Censor unter- drückt worden, welcher Hochverrath darin zu finden glaubte. N. Das verlohrne Paradies. Ganz den urſpruͤnglichen Schein verlohren, er ſchiennichts geringers, Als ein Cherub, welcher gefallen; allein nur verfinſtert An der Herrlichkeit, die bey ihm ſonſt im Uebermaaß ſtralte. So wie die Sonne, wofern ſie verhuͤllt in Nebel her- aufſteigt; Jhrer Stralen beraubet, erſcheint; und ſo wie ſie oft- mals Hinter dem Mond in duͤſterer Nacht mit furchtbarem Schatten, Ungluͤck weiſſagend, die Voͤlker erſchreckt, und Monar- chen in Sorgen Wegen Staatsveraͤnderungen ſetzt a) ; ſo war er ver- finſtert, Aber gleich Milton ſo viel Muͤhe gegeben, dieſe niedern Jdeen von den gefallnen Engeln auszuloͤſchen Z. a) Dieſes iſt das beruͤhmte Gleichniß, weswegen dieſes
vortrefliche Gedicht beynahe durch den Cenſor unter- druͤckt worden, welcher Hochverrath darin zu finden glaubte. N. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg> <pb facs="#f0080" n="80"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/> <l>Ganz den urſpruͤnglichen Schein verlohren, er ſchien<lb/><hi rendition="#et">nichts geringers,</hi></l><lb/> <l>Als ein Cherub, welcher gefallen; allein nur verfinſtert</l><lb/> <l>An der Herrlichkeit, die bey ihm ſonſt im Uebermaaß<lb/><hi rendition="#et">ſtralte.</hi></l><lb/> <l>So wie die Sonne, wofern ſie verhuͤllt in Nebel her-<lb/><hi rendition="#et">aufſteigt;</hi></l><lb/> <l>Jhrer Stralen beraubet, erſcheint; und ſo wie ſie oft-<lb/><hi rendition="#et">mals</hi></l><lb/> <l>Hinter dem Mond in duͤſterer Nacht mit furchtbarem<lb/><hi rendition="#et">Schatten,</hi></l><lb/> <l>Ungluͤck weiſſagend, die Voͤlker erſchreckt, und Monar-<lb/><hi rendition="#et">chen in Sorgen</hi></l><lb/> <l>Wegen Staatsveraͤnderungen ſetzt <note place="foot" n="a)">Dieſes iſt das beruͤhmte Gleichniß, weswegen dieſes<lb/> vortrefliche Gedicht beynahe durch den Cenſor unter-<lb/> druͤckt worden, welcher Hochverrath darin zu finden<lb/> glaubte. <hi rendition="#fr">N.</hi></note> ; ſo war er ver-<lb/><hi rendition="#et">finſtert,</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Aber</fw><lb/> <note xml:id="f26" prev="#f25" place="foot" n="z)">gleich Milton ſo viel Muͤhe gegeben, dieſe niedern<lb/> Jdeen von den gefallnen Engeln auszuloͤſchen <hi rendition="#fr">Z.</hi></note><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [80/0080]
Das verlohrne Paradies.
Ganz den urſpruͤnglichen Schein verlohren, er ſchien
nichts geringers,
Als ein Cherub, welcher gefallen; allein nur verfinſtert
An der Herrlichkeit, die bey ihm ſonſt im Uebermaaß
ſtralte.
So wie die Sonne, wofern ſie verhuͤllt in Nebel her-
aufſteigt;
Jhrer Stralen beraubet, erſcheint; und ſo wie ſie oft-
mals
Hinter dem Mond in duͤſterer Nacht mit furchtbarem
Schatten,
Ungluͤck weiſſagend, die Voͤlker erſchreckt, und Monar-
chen in Sorgen
Wegen Staatsveraͤnderungen ſetzt a) ; ſo war er ver-
finſtert,
Aber
z)
a) Dieſes iſt das beruͤhmte Gleichniß, weswegen dieſes
vortrefliche Gedicht beynahe durch den Cenſor unter-
druͤckt worden, welcher Hochverrath darin zu finden
glaubte. N.
z) gleich Milton ſo viel Muͤhe gegeben, dieſe niedern
Jdeen von den gefallnen Engeln auszuloͤſchen Z.
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