Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658.

Bild:
<< vorherige Seite

Die XXV. Frag.
tur 4. caus. 32. qu. 6. Es werden die Weiber/ so
leicht glauben/ leicht betrogen; und daher wird
nach deß Käysers Justiniani Gesätz/ in auth. sed
hodie C. ad L. Jul. de adult.
ein Ehebrecherin ge-
steupet/ und in ein Closter gethan. So werden
nach Sächsischen Recht/ lib. 2. Landrecht/ artic.
13. die Ehebrecherin auch mit einer geringerern
Straff/ als die Männer/ angesehen; weiln ein Mann
ein beständigers Gemüht/ und einen edlern gebrauch
deß Verstands hat.

Hergegen sagen andere/ daß von den Wei-
bern eine grössere Keuschheit/ als von den Männern
erfordert werde; oder doch/ daß die Keuschheit
bey beyden gleich seyn solle. Der Romulus habe
den Männern/ wie beym Plutarcho stehe/ erlaubt/
die Ehebrecherin anzuklagen; solches aber zuthun
den Weibern versagt; und wie beym Gellio lib. 10
noct. Att.
zu lesen/ habe ein Mann/ wann er sein
Weib im Ehebruch erdappt/ sie ungestrafft umb-
bringen mögen; aber sie habe den Mann/ wann
sie denselben im Ehebruch erwischt/ mit keinem Fin-
ger anrühren dörffen; seye auch kein Gesatz/ biß
auff die Zeit deß Käysers Augusti/ wider die Ehe-
brecherische Männer gemacht wordeu; wiewol C.
Julius Caesar,
ausser der Qrdnung/ einen Freyge-
lassenen/ so eines Römers Eheweib beschlaffen/ am
Leben gestrafft habe.

Andere aber wollen/ daß in abstraffung deß Ehbruchs
eine Gleichheit solle gehalten werden/ dieweil Gott

der

Die XXV. Frag.
tur 4. cauſ. 32. qu. 6. Es werden die Weiber/ ſo
leicht glauben/ leicht betrogen; und daher wird
nach deß Kaͤyſers Juſtiniani Geſaͤtz/ in auth. ſed
hodiè C. ad L. Jul. de adult.
ein Ehebrecherin ge-
ſteupet/ und in ein Cloſter gethan. So werden
nach Saͤchſiſchen Recht/ lib. 2. Landrecht/ artic.
13. die Ehebrecherin auch mit einer geringerern
Straff/ als die Maͤnner/ angeſehen; weiln ein Mañ
ein beſtaͤndigers Gemuͤht/ und einen edlern gebrauch
deß Verſtands hat.

Hergegen ſagen andere/ daß von den Wei-
bern eine groͤſſere Keuſchheit/ als von den Maͤnnern
erfordert werde; oder doch/ daß die Keuſchheit
bey beyden gleich ſeyn ſolle. Der Romulus habe
den Maͤnnern/ wie beym Plutarcho ſtehe/ erlaubt/
die Ehebrecherin anzuklagen; ſolches aber zuthun
den Weibern verſagt; und wie beym Gellio lib. 10
noct. Att.
zu leſen/ habe ein Mann/ wann er ſein
Weib im Ehebruch erdappt/ ſie ungeſtrafft umb-
bringen moͤgen; aber ſie habe den Mann/ wann
ſie denſelben im Ehebruch erwiſcht/ mit keinem Fin-
ger anruͤhren doͤrffen; ſeye auch kein Geſatz/ biß
auff die Zeit deß Kaͤyſers Auguſti/ wider die Ehe-
brecheriſche Maͤnner gemacht wordeu; wiewol C.
Julius Cæſar,
auſſer der Qrdnung/ einen Freyge-
laſſenen/ ſo eines Roͤmers Eheweib beſchlaffen/ am
Leben geſtrafft habe.

Andere aber wollen/ daß in abſtraffung deß Ehbruchs
eine Gleichheit ſolle gehalten werden/ dieweil Gott

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0093" n="77"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XXV.</hi></hi> Frag.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">tur 4. cau&#x017F;. 32. qu.</hi> 6. Es werden die Weiber/ &#x017F;o<lb/>
leicht glauben/ leicht betrogen; und daher wird<lb/>
nach deß Ka&#x0364;y&#x017F;ers Ju&#x017F;tiniani Ge&#x017F;a&#x0364;tz/ <hi rendition="#aq">in auth. &#x017F;ed<lb/>
hodiè C. ad L. Jul. de adult.</hi> ein Ehebrecherin ge-<lb/>
&#x017F;teupet/ und in ein Clo&#x017F;ter gethan. So werden<lb/>
nach Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen Recht/ <hi rendition="#aq">lib.</hi> 2. Landrecht/ <hi rendition="#aq">artic.</hi><lb/>
13. die Ehebrecherin auch mit einer geringerern<lb/>
Straff/ als die Ma&#x0364;nner/ ange&#x017F;ehen; weiln ein Man&#x0303;<lb/>
ein be&#x017F;ta&#x0364;ndigers Gemu&#x0364;ht/ und einen edlern gebrauch<lb/>
deß Ver&#x017F;tands hat.</p><lb/>
        <p>Hergegen &#x017F;agen andere/ daß von den Wei-<lb/>
bern eine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Keu&#x017F;chheit/ als von den Ma&#x0364;nnern<lb/>
erfordert werde; oder doch/ daß die Keu&#x017F;chheit<lb/>
bey beyden gleich &#x017F;eyn &#x017F;olle. Der Romulus habe<lb/>
den Ma&#x0364;nnern/ wie beym <hi rendition="#aq">Plutarcho</hi> &#x017F;tehe/ erlaubt/<lb/>
die Ehebrecherin anzuklagen; &#x017F;olches aber zuthun<lb/>
den Weibern ver&#x017F;agt; und wie beym <hi rendition="#aq">Gellio lib. 10<lb/>
noct. Att.</hi> zu le&#x017F;en/ habe ein Mann/ wann er &#x017F;ein<lb/>
Weib im Ehebruch erdappt/ &#x017F;ie unge&#x017F;trafft umb-<lb/>
bringen mo&#x0364;gen; aber &#x017F;ie habe den Mann/ wann<lb/>
&#x017F;ie den&#x017F;elben im Ehebruch erwi&#x017F;cht/ mit keinem Fin-<lb/>
ger anru&#x0364;hren do&#x0364;rffen; &#x017F;eye auch kein Ge&#x017F;atz/ biß<lb/>
auff die Zeit deß Ka&#x0364;y&#x017F;ers Augu&#x017F;ti/ wider die Ehe-<lb/>
brecheri&#x017F;che Ma&#x0364;nner gemacht wordeu; wiewol <hi rendition="#aq">C.<lb/>
Julius Cæ&#x017F;ar,</hi> au&#x017F;&#x017F;er der Qrdnung/ einen Freyge-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;enen/ &#x017F;o eines Ro&#x0364;mers Eheweib be&#x017F;chlaffen/ am<lb/>
Leben ge&#x017F;trafft habe.</p><lb/>
        <p>Andere aber wollen/ daß in ab&#x017F;traffung deß Ehbruchs<lb/>
eine Gleichheit &#x017F;olle gehalten werden/ dieweil Gott<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0093] Die XXV. Frag. tur 4. cauſ. 32. qu. 6. Es werden die Weiber/ ſo leicht glauben/ leicht betrogen; und daher wird nach deß Kaͤyſers Juſtiniani Geſaͤtz/ in auth. ſed hodiè C. ad L. Jul. de adult. ein Ehebrecherin ge- ſteupet/ und in ein Cloſter gethan. So werden nach Saͤchſiſchen Recht/ lib. 2. Landrecht/ artic. 13. die Ehebrecherin auch mit einer geringerern Straff/ als die Maͤnner/ angeſehen; weiln ein Mañ ein beſtaͤndigers Gemuͤht/ und einen edlern gebrauch deß Verſtands hat. Hergegen ſagen andere/ daß von den Wei- bern eine groͤſſere Keuſchheit/ als von den Maͤnnern erfordert werde; oder doch/ daß die Keuſchheit bey beyden gleich ſeyn ſolle. Der Romulus habe den Maͤnnern/ wie beym Plutarcho ſtehe/ erlaubt/ die Ehebrecherin anzuklagen; ſolches aber zuthun den Weibern verſagt; und wie beym Gellio lib. 10 noct. Att. zu leſen/ habe ein Mann/ wann er ſein Weib im Ehebruch erdappt/ ſie ungeſtrafft umb- bringen moͤgen; aber ſie habe den Mann/ wann ſie denſelben im Ehebruch erwiſcht/ mit keinem Fin- ger anruͤhren doͤrffen; ſeye auch kein Geſatz/ biß auff die Zeit deß Kaͤyſers Auguſti/ wider die Ehe- brecheriſche Maͤnner gemacht wordeu; wiewol C. Julius Cæſar, auſſer der Qrdnung/ einen Freyge- laſſenen/ ſo eines Roͤmers Eheweib beſchlaffen/ am Leben geſtrafft habe. Andere aber wollen/ daß in abſtraffung deß Ehbruchs eine Gleichheit ſolle gehalten werden/ dieweil Gott der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658/93
Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658/93>, abgerufen am 23.11.2024.