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Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659.

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Die 83. Frag/ des 3. Hundert.
in einer großen Theurung/ dem Volck umbsonst
Getreid ausgetheilet/ damit er hiedurch die
Wahlstimmen der gantzen Statt überkommen
möchte. Theils geben Gelt aus/ damit sie einen
größern Nutzen damit schaffen. Entlich seyn Et-
liche/ die zwar etwas/ aber mit unwillen/ und ver-
druß/ hergeben. Diese alle wil gedachter Crügerus
für keine Freygebige halten: Dieweil Sie sich er-
innern solten/ daß Recht/ und Gerechtigkeit/ nicht
verkäufflich; und daß eine rechtschaffene Ehr/
und Würde/ nicht durch Gelt/ sondern durch Tu-
gend/ erlangt werde; es/ nach großem Gewinn zu
trachten/ sehr schandlich seye/ und eine Freygebig-
keit/ eine Hurtigkeit im Geben erfordere. Dann
wer geschwind gibt/ der gibt zweymal. Und die
Jtalianer geben des Ausonii Spruch: Si bene
quid facias, facias cito: nam cito factum gratum
erit, ingratum gratia tarda facit
: beym Ange-
lo Monosinio lib. 5. Floris Ital. Ling. p. m.
224.
also: Non sa donare, chi tarda a dare: Der weiß
nicht zu geben/ welcher im geben langsam ist. Und
Seneca lib. 2. de Benefic. c. 1. bald nach dem an-
fang/ sagt/ eine Guthat seye nicht angenehm/ die
lang zwischen des Gebers Händen gesteckt seye.

Was den Dritten Puncten deiner Frag be-
trifft/ so solle man gleichwol auch einen Unterscheid
im Geben halten/ und zwar den Bösen/ als Bö-
sen/ nichts darreichen/ damit sie unserer Guthaten
zur Sünde nicht mißbrauchen/ und in ihrer Boß-

heit/
D d ij

Die 83. Frag/ des 3. Hundert.
in einer großen Theurung/ dem Volck umbſonſt
Getreid ausgetheilet/ damit er hiedurch die
Wahlſtimmen der gantzen Statt uͤberkommen
moͤchte. Theils geben Gelt aus/ damit ſie einen
groͤßern Nutzen damit ſchaffen. Entlich ſeyn Et-
liche/ die zwar etwas/ aber mit unwillen/ und ver-
druß/ hergeben. Dieſe alle wil gedachter Crügerus
fuͤr keine Freygebige halten: Dieweil Sie ſich er-
innern ſolten/ daß Recht/ und Gerechtigkeit/ nicht
verkaͤufflich; und daß eine rechtſchaffene Ehr/
und Wuͤrde/ nicht durch Gelt/ ſondern durch Tu-
gend/ erlangt werde; es/ nach großem Gewinn zu
trachten/ ſehr ſchandlich ſeye/ und eine Freygebig-
keit/ eine Hurtigkeit im Geben erfordere. Dann
wer geſchwind gibt/ der gibt zweymal. Und die
Jtalianer geben des Auſonii Spruch: Si benè
quid facias, facias citò: nam citò factum gratum
erit, ingratum gratia tarda facit
: beym Ange-
lo Monoſinio lib. 5. Floris Ital. Ling. p. m.
224.
alſo: Non sà donare, chi tarda a dare: Der weiß
nicht zu geben/ welcher im geben langſam iſt. Und
Seneca lib. 2. de Benefic. c. 1. bald nach dem an-
fang/ ſagt/ eine Guthat ſeye nicht angenehm/ die
lang zwiſchen des Gebers Haͤnden geſteckt ſeye.

Was den Dritten Puncten deiner Frag be-
trifft/ ſo ſolle man gleichwol auch einen Unterſcheid
im Geben halten/ und zwar den Boͤſen/ als Boͤ-
ſen/ nichts darreichen/ damit ſie unſerer Guthaten
zur Suͤnde nicht mißbrauchen/ und in ihrer Boß-

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[419/0443] Die 83. Frag/ des 3. Hundert. in einer großen Theurung/ dem Volck umbſonſt Getreid ausgetheilet/ damit er hiedurch die Wahlſtimmen der gantzen Statt uͤberkommen moͤchte. Theils geben Gelt aus/ damit ſie einen groͤßern Nutzen damit ſchaffen. Entlich ſeyn Et- liche/ die zwar etwas/ aber mit unwillen/ und ver- druß/ hergeben. Dieſe alle wil gedachter Crügerus fuͤr keine Freygebige halten: Dieweil Sie ſich er- innern ſolten/ daß Recht/ und Gerechtigkeit/ nicht verkaͤufflich; und daß eine rechtſchaffene Ehr/ und Wuͤrde/ nicht durch Gelt/ ſondern durch Tu- gend/ erlangt werde; es/ nach großem Gewinn zu trachten/ ſehr ſchandlich ſeye/ und eine Freygebig- keit/ eine Hurtigkeit im Geben erfordere. Dann wer geſchwind gibt/ der gibt zweymal. Und die Jtalianer geben des Auſonii Spruch: Si benè quid facias, facias citò: nam citò factum gratum erit, ingratum gratia tarda facit: beym Ange- lo Monoſinio lib. 5. Floris Ital. Ling. p. m. 224. alſo: Non sà donare, chi tarda a dare: Der weiß nicht zu geben/ welcher im geben langſam iſt. Und Seneca lib. 2. de Benefic. c. 1. bald nach dem an- fang/ ſagt/ eine Guthat ſeye nicht angenehm/ die lang zwiſchen des Gebers Haͤnden geſteckt ſeye. Was den Dritten Puncten deiner Frag be- trifft/ ſo ſolle man gleichwol auch einen Unterſcheid im Geben halten/ und zwar den Boͤſen/ als Boͤ- ſen/ nichts darreichen/ damit ſie unſerer Guthaten zur Suͤnde nicht mißbrauchen/ und in ihrer Boß- heit/ D d ij

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria03_1659/443>, abgerufen am 24.11.2024.