Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660.Die 70. Frag/ des 4. Hundert. weist/ und in seinem Gewißen über zeuget ist/ daßsolchen Leuten unrecht geschihet/ so fragt es sich/ wann Er gleichwol darüber seines Herren Be- velch nachkommet/ ob Er deßwegen vor GOtt/ und in seinem Gewißen/ entschuldiget seye? Ant- wort/ Nein. Dann man GOtt mehr/ als den Menschen/ gehorsam laisten mues. Und hat man Beyspiel deren/ welche GOtt/ und das Gewißen/ ihrer Obrigkeit Bevelch fürgezogen haben/ auch deßwegen von GOtt seyn gesegnet worden; als der Wehemutter in Egypten/ im 2. Buch Mosis/ cap. 1. v. 21. und der Apostel/ in der Apostel Geschicht cap. 4. v. 19. und c. 5. v. 42. Jtem der Trabanten des Königs Saul/ im 1. Buch Samuelis/ am 22. 17. Und solches ist dem Ersten Gebott gemäß/ da wir vermahnet werden/ GOtt/ über alle Ding/ (und also auch über die Obrigkeit) zu fürchten/ zu lieben/ und zu vertrauen. Und darum muß das vierte Gebott/ von Ehre der Obrigkeit/ das Erste einschließen/ und da die Obrigkeit wider GOtt gebieten wil/ demselben weichen. Es muß auch die Regul S. Pauli/ zun Römern am 14. v. 24. bleiben/ was nicht aus dem Glauben kömbt/ das ist Sünde. Das ist: Was geschicht mit Anstoß deß Ge- wißens/ daß ein Mensch zweifelt/ ob Er recht/ und wol thue/ das ist Sünde. Jedoch hat die- ses nicht die Mainung/ als solte ein Diener alle Bevelch seines Herren exameniren/ und dersel- ben Z v
Die 70. Frag/ des 4. Hundert. weiſt/ und in ſeinem Gewißen uͤber zeuget iſt/ daßſolchen Leuten unrecht geſchihet/ ſo fragt es ſich/ wann Er gleichwol daruͤber ſeines Herren Be- velch nachkommet/ ob Er deßwegen vor GOtt/ und in ſeinem Gewißen/ entſchuldiget ſeye? Ant- wort/ Nein. Dann man GOtt mehr/ als den Menſchen/ gehorſam laiſten mues. Und hat man Beyſpiel deren/ welche GOtt/ und das Gewißen/ ihrer Obrigkeit Bevelch fuͤrgezogen haben/ auch deßwegen von GOtt ſeyn geſegnet worden; als der Wehemutter in Egypten/ im 2. Buch Moſis/ cap. 1. v. 21. und der Apoſtel/ in der Apoſtel Geſchicht cap. 4. v. 19. und c. 5. v. 42. Jtem der Trabanten des Koͤnigs Saul/ im 1. Buch Samuelis/ am 22. 17. Und ſolches iſt dem Erſten Gebott gemaͤß/ da wir vermahnet werden/ GOtt/ uͤber alle Ding/ (und alſo auch uͤber die Obrigkeit) zu fuͤrchten/ zu lieben/ und zu vertrauen. Und darum muß das vierte Gebott/ von Ehre der Obrigkeit/ das Erſte einſchließen/ und da die Obrigkeit wider GOtt gebieten wil/ demſelben weichen. Es muß auch die Regul S. Pauli/ zun Roͤmern am 14. v. 24. bleiben/ was nicht aus dem Glauben koͤmbt/ das iſt Suͤnde. Das iſt: Was geſchicht mit Anſtoß deß Ge- wißens/ daß ein Menſch zweifelt/ ob Er recht/ und wol thue/ das iſt Suͤnde. Jedoch hat die- ſes nicht die Mainung/ als ſolte ein Diener alle Bevelch ſeines Herren exameniren/ und derſel- ben Z v
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Die 70. Frag/ des 4. Hundert.
weiſt/ und in ſeinem Gewißen uͤber zeuget iſt/ daß
ſolchen Leuten unrecht geſchihet/ ſo fragt es ſich/
wann Er gleichwol daruͤber ſeines Herren Be-
velch nachkommet/ ob Er deßwegen vor GOtt/
und in ſeinem Gewißen/ entſchuldiget ſeye? Ant-
wort/ Nein. Dann man GOtt mehr/ als den
Menſchen/ gehorſam laiſten mues. Und hat
man Beyſpiel deren/ welche GOtt/ und das
Gewißen/ ihrer Obrigkeit Bevelch fuͤrgezogen
haben/ auch deßwegen von GOtt ſeyn geſegnet
worden; als der Wehemutter in Egypten/ im 2.
Buch Moſis/ cap. 1. v. 21. und der Apoſtel/ in
der Apoſtel Geſchicht cap. 4. v. 19. und c. 5. v. 42.
Jtem der Trabanten des Koͤnigs Saul/ im 1.
Buch Samuelis/ am 22. 17. Und ſolches iſt
dem Erſten Gebott gemaͤß/ da wir vermahnet
werden/ GOtt/ uͤber alle Ding/ (und alſo auch
uͤber die Obrigkeit) zu fuͤrchten/ zu lieben/ und zu
vertrauen. Und darum muß das vierte Gebott/
von Ehre der Obrigkeit/ das Erſte einſchließen/
und da die Obrigkeit wider GOtt gebieten wil/
demſelben weichen. Es muß auch die Regul S.
Pauli/ zun Roͤmern am 14. v. 24. bleiben/ was
nicht aus dem Glauben koͤmbt/ das iſt Suͤnde.
Das iſt: Was geſchicht mit Anſtoß deß Ge-
wißens/ daß ein Menſch zweifelt/ ob Er recht/
und wol thue/ das iſt Suͤnde. Jedoch hat die-
ſes nicht die Mainung/ als ſolte ein Diener alle
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