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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Der Assenat
im hertzen dachte sie viel anders. Und in solchen gedan-
ten begab sie sich nach hofe.

Mitlerweile verrichtete Josef seine geschäfte. Er
trieb das gesinde zur arbeit: besichtigte den neuen Gar-
tenbau: täht anordnung/ wie die felder solten abgemäs-
sen/ und eingeteilet werden. Zu dem ende nahm er die
mäs schnuhr selbsten zur hand. Recht in der mitte ordne-
te er einen runten Kreus an. Da lies er acht besondere
felder/ auch in die runte herüm/ von gleicher grösse ma-
chen; fast eben auf die weise/ wie der Egipter Glüks-
rad pflegt abgebildet zu sein. In iedes feldes mitte ward
dasselbe bild/ das alda im gemelten Glüks- oder Wahr-
sager-kreuse stehet/ aus weissen marmel gehauen/ auf
einen steinern fuß gesetzt: aber in des gantzen Kreuses
mitte das bild der feuchtigkeit/ der Nielgötze Kano-
pus/
in gestalt eines wassersprühenden dikbeuchichten
Kruges/ mit eines menschen angesichte obenauf. Zur
rechten hand des Kreuses solte Momft/ der Fluht-
götze/ stehen: zur linken aber Omft/ der Ebbegötze.
Weiter hin ward Osiris/ und Isis/ ein iedes in ein
besonderes feld/ gestellet. Jener solte die Sonne/ und
diese die Erde abbilden. Voran solte Orus/ das sin-
bild des fruchtbahren gewitters/ und der wächter Anu-
bis
stehen. Noch andere dergleichen bilder warden/ auf
Potifars befehl/ hier und dar in die gartenbette ge-
setzt. Unter denen war auch die so genente Zahara/
oder Sahare: welche die Egipter als eine Göttin der
Schönheit und Liebe ehreten. Ohne zweifel zieleten sie
damit auf Abrahams Fraue/ die wunderschöne Sa-
ra:
darein sich ehmahls der Egiptische König Tau-
tis
verliebte. Alle diese bilder warden von den künst-
lichsten Bildhauern aus schneeweissem marmel auf
das schönste gehauen. Josef ordnete sie alle/ wie und
wo sie stehen solten. Auch lies er hier und dar aller-
hand Lustbeume setzen. Nähmlich Zitronen- und Gra-

naten-

Der Aſſenat
im hertzen dachte ſie viel anders. Und in ſolchen gedan-
ten begab ſie ſich nach hofe.

Mitlerweile verrichtete Joſef ſeine geſchaͤfte. Er
trieb das geſinde zur arbeit: beſichtigte den neuen Gar-
tenbau: taͤht anordnung/ wie die felder ſolten abgemaͤſ-
ſen/ und eingeteilet werden. Zu dem ende nahm er die
maͤs ſchnuhr ſelbſten zur hand. Recht in der mitte ordne-
te er einen runten Kreus an. Da lies er acht beſondere
felder/ auch in die runte heruͤm/ von gleicher groͤſſe ma-
chen; faſt eben auf die weiſe/ wie der Egipter Gluͤks-
rad pflegt abgebildet zu ſein. In iedes feldes mitte ward
daſſelbe bild/ das alda im gemelten Gluͤks- oder Wahr-
ſager-kreuſe ſtehet/ aus weiſſen marmel gehauen/ auf
einen ſteinern fuß geſetzt: aber in des gantzen Kreuſes
mitte das bild der feuchtigkeit/ der Nielgoͤtze Kano-
pus/
in geſtalt eines waſſerſpruͤhenden dikbeuchichten
Kruges/ mit eines menſchen angeſichte obenauf. Zur
rechten hand des Kreuſes ſolte Momft/ der Fluht-
goͤtze/ ſtehen: zur linken aber Omft/ der Ebbegoͤtze.
Weiter hin ward Oſiris/ und Iſis/ ein iedes in ein
beſonderes feld/ geſtellet. Jener ſolte die Sonne/ und
dieſe die Erde abbilden. Voran ſolte Orus/ das ſin-
bild des fruchtbahren gewitters/ und der waͤchter Anu-
bis
ſtehen. Noch andere dergleichen bilder warden/ auf
Potifars befehl/ hier und dar in die gartenbette ge-
ſetzt. Unter denen war auch die ſo genente Zahara/
oder Sahare: welche die Egipter als eine Goͤttin der
Schoͤnheit und Liebe ehreten. Ohne zweifel zieleten ſie
damit auf Abrahams Fraue/ die wunderſchoͤne Sa-
ra:
darein ſich ehmahls der Egiptiſche Koͤnig Tau-
tis
verliebte. Alle dieſe bilder warden von den kuͤnſt-
lichſten Bildhauern aus ſchneeweiſſem marmel auf
das ſchoͤnſte gehauen. Joſef ordnete ſie alle/ wie und
wo ſie ſtehen ſolten. Auch lies er hier und dar aller-
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[110/0134] Der Aſſenat im hertzen dachte ſie viel anders. Und in ſolchen gedan- ten begab ſie ſich nach hofe. Mitlerweile verrichtete Joſef ſeine geſchaͤfte. Er trieb das geſinde zur arbeit: beſichtigte den neuen Gar- tenbau: taͤht anordnung/ wie die felder ſolten abgemaͤſ- ſen/ und eingeteilet werden. Zu dem ende nahm er die maͤs ſchnuhr ſelbſten zur hand. Recht in der mitte ordne- te er einen runten Kreus an. Da lies er acht beſondere felder/ auch in die runte heruͤm/ von gleicher groͤſſe ma- chen; faſt eben auf die weiſe/ wie der Egipter Gluͤks- rad pflegt abgebildet zu ſein. In iedes feldes mitte ward daſſelbe bild/ das alda im gemelten Gluͤks- oder Wahr- ſager-kreuſe ſtehet/ aus weiſſen marmel gehauen/ auf einen ſteinern fuß geſetzt: aber in des gantzen Kreuſes mitte das bild der feuchtigkeit/ der Nielgoͤtze Kano- pus/ in geſtalt eines waſſerſpruͤhenden dikbeuchichten Kruges/ mit eines menſchen angeſichte obenauf. Zur rechten hand des Kreuſes ſolte Momft/ der Fluht- goͤtze/ ſtehen: zur linken aber Omft/ der Ebbegoͤtze. Weiter hin ward Oſiris/ und Iſis/ ein iedes in ein beſonderes feld/ geſtellet. Jener ſolte die Sonne/ und dieſe die Erde abbilden. Voran ſolte Orus/ das ſin- bild des fruchtbahren gewitters/ und der waͤchter Anu- bis ſtehen. Noch andere dergleichen bilder warden/ auf Potifars befehl/ hier und dar in die gartenbette ge- ſetzt. Unter denen war auch die ſo genente Zahara/ oder Sahare: welche die Egipter als eine Goͤttin der Schoͤnheit und Liebe ehreten. Ohne zweifel zieleten ſie damit auf Abrahams Fraue/ die wunderſchoͤne Sa- ra: darein ſich ehmahls der Egiptiſche Koͤnig Tau- tis verliebte. Alle dieſe bilder warden von den kuͤnſt- lichſten Bildhauern aus ſchneeweiſſem marmel auf das ſchoͤnſte gehauen. Joſef ordnete ſie alle/ wie und wo ſie ſtehen ſolten. Auch lies er hier und dar aller- hand Luſtbeume ſetzen. Naͤhmlich Zitronen- und Gra- naten-

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/134>, abgerufen am 22.12.2024.