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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Der Assenat
naten-beume/ Goldäpfel- und Balsam-beume/ Sant-
und Dattel-beume/ als auch Mirten und schwartze
Zimtbeume/ derer blüßen einen lieblichen geruch von
sich geben. Von den Dattelbeumen lies er zwee und
zwee/ nähmlich ein Weiblein und Mänlein/ beieinan-
der setzen/ und beider zakken zusammenflechten: dan
sonsten bringen sie keine frucht. Die Egiptische Feigen-
beume/ die Brustbeerenbeume/ und dergleichen mehr
warden längst den Lustgängen hin gepflantzet.

Mit dieser gartenarbeit lieffen etliche wochen hin.
Josef wendete seinen müglichsten fleis an alles aufs
beste zu bestellen; damit sein Herr lust und nutzen/ er
aber lob und ehre darvon hette. In solcher zeit war er
gar wenig auf dem schlosse. Und wan er schon dahin
kahm/ seiner andern geschäfte wahr zu nehmen/ hatte
er seine gedanken doch meist im garten gelaßen. Also
muste Sefira/ in aller dieser zeit/ seiner gegenwart
missen. Also konte sie seines angenehmen gespräches
sehr selten geniessen. Und ob er schon des nachts auf
dem schlosse schlief: so durfte sie sich doch nicht mehr
erkühnen vor sein bette zu kommen. Sie muste sich vor
den Leibeignen fürchten/ welche über seiner Kammer
schlieffen. Das neuliche knarren der tühre hatte sie
schüchtern gemacht. Sie fürchtete/ man möchte sie be-
schleichen. Sie befahrete das gesinde in argwahn/ und
sich in verdacht und böse nachrede zu bringen. Bei so
beschaffener sache wuste sie keinen raht ihre liebe zu ver-
gnügen. Ihrem Ehherrn allein noch länger üm den
mund zu gehen/ war ihr alzu verdrieslich. Sie lies
sich bedünken/ daß sie ihn schon genug gewonnen. Sie
urteilte/ daß sie ihm das mistrauen/ das er etwan aus
ihrem ümgange mit dem Josef/ hette schöpfen können/
nun gantz benommen. Doch gleichwohl durfte sie die
angefangene scheinliebe nicht sinken laßen. Gefährlich
war es so plötzlich nach der rechten scheibe zu zielen/ und
der ersten den rükken zu kehren.

In

Der Aſſenat
naten-beume/ Goldaͤpfel- und Balſam-beume/ Sant-
und Dattel-beume/ als auch Mirten und ſchwartze
Zimtbeume/ derer bluͤßen einen lieblichen geruch von
ſich geben. Von den Dattelbeumen lies er zwee und
zwee/ naͤhmlich ein Weiblein und Maͤnlein/ beieinan-
der ſetzen/ und beider zakken zuſammenflechten: dan
ſonſten bringen ſie keine frucht. Die Egiptiſche Feigen-
beume/ die Bruſtbeerenbeume/ und dergleichen mehr
warden laͤngſt den Luſtgaͤngen hin gepflantzet.

Mit dieſer gartenarbeit lieffen etliche wochen hin.
Joſef wendete ſeinen muͤglichſten fleis an alles aufs
beſte zu beſtellen; damit ſein Herꝛ luſt und nutzen/ er
aber lob und ehre darvon hette. In ſolcher zeit war er
gar wenig auf dem ſchloſſe. Und wan er ſchon dahin
kahm/ ſeiner andern geſchaͤfte wahr zu nehmen/ hatte
er ſeine gedanken doch meiſt im garten gelaßen. Alſo
muſte Sefira/ in aller dieſer zeit/ ſeiner gegenwart
miſſen. Alſo konte ſie ſeines angenehmen geſpraͤches
ſehr ſelten genieſſen. Und ob er ſchon des nachts auf
dem ſchloſſe ſchlief: ſo durfte ſie ſich doch nicht mehr
erkuͤhnen vor ſein bette zu kommen. Sie muſte ſich vor
den Leibeignen fuͤrchten/ welche uͤber ſeiner Kammer
ſchlieffen. Das neuliche knarren der tuͤhre hatte ſie
ſchuͤchtern gemacht. Sie fuͤrchtete/ man moͤchte ſie be-
ſchleichen. Sie befahrete das geſinde in argwahn/ und
ſich in verdacht und boͤſe nachrede zu bringen. Bei ſo
beſchaffener ſache wuſte ſie keinen raht ihre liebe zu ver-
gnuͤgen. Ihrem Ehherꝛn allein noch laͤnger uͤm den
mund zu gehen/ war ihr alzu verdrieslich. Sie lies
ſich beduͤnken/ daß ſie ihn ſchon genug gewonnen. Sie
urteilte/ daß ſie ihm das mistrauen/ das er etwan aus
ihrem uͤmgange mit dem Joſef/ hette ſchoͤpfen koͤnnen/
nun gantz benommen. Doch gleichwohl durfte ſie die
angefangene ſcheinliebe nicht ſinken laßen. Gefaͤhrlich
war es ſo ploͤtzlich nach der rechten ſcheibe zu zielen/ und
der erſten den ruͤkken zu kehren.

In
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[112/0136] Der Aſſenat naten-beume/ Goldaͤpfel- und Balſam-beume/ Sant- und Dattel-beume/ als auch Mirten und ſchwartze Zimtbeume/ derer bluͤßen einen lieblichen geruch von ſich geben. Von den Dattelbeumen lies er zwee und zwee/ naͤhmlich ein Weiblein und Maͤnlein/ beieinan- der ſetzen/ und beider zakken zuſammenflechten: dan ſonſten bringen ſie keine frucht. Die Egiptiſche Feigen- beume/ die Bruſtbeerenbeume/ und dergleichen mehr warden laͤngſt den Luſtgaͤngen hin gepflantzet. Mit dieſer gartenarbeit lieffen etliche wochen hin. Joſef wendete ſeinen muͤglichſten fleis an alles aufs beſte zu beſtellen; damit ſein Herꝛ luſt und nutzen/ er aber lob und ehre darvon hette. In ſolcher zeit war er gar wenig auf dem ſchloſſe. Und wan er ſchon dahin kahm/ ſeiner andern geſchaͤfte wahr zu nehmen/ hatte er ſeine gedanken doch meiſt im garten gelaßen. Alſo muſte Sefira/ in aller dieſer zeit/ ſeiner gegenwart miſſen. Alſo konte ſie ſeines angenehmen geſpraͤches ſehr ſelten genieſſen. Und ob er ſchon des nachts auf dem ſchloſſe ſchlief: ſo durfte ſie ſich doch nicht mehr erkuͤhnen vor ſein bette zu kommen. Sie muſte ſich vor den Leibeignen fuͤrchten/ welche uͤber ſeiner Kammer ſchlieffen. Das neuliche knarren der tuͤhre hatte ſie ſchuͤchtern gemacht. Sie fuͤrchtete/ man moͤchte ſie be- ſchleichen. Sie befahrete das geſinde in argwahn/ und ſich in verdacht und boͤſe nachrede zu bringen. Bei ſo beſchaffener ſache wuſte ſie keinen raht ihre liebe zu ver- gnuͤgen. Ihrem Ehherꝛn allein noch laͤnger uͤm den mund zu gehen/ war ihr alzu verdrieslich. Sie lies ſich beduͤnken/ daß ſie ihn ſchon genug gewonnen. Sie urteilte/ daß ſie ihm das mistrauen/ das er etwan aus ihrem uͤmgange mit dem Joſef/ hette ſchoͤpfen koͤnnen/ nun gantz benommen. Doch gleichwohl durfte ſie die angefangene ſcheinliebe nicht ſinken laßen. Gefaͤhrlich war es ſo ploͤtzlich nach der rechten ſcheibe zu zielen/ und der erſten den ruͤkken zu kehren. In

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/136>, abgerufen am 22.12.2024.