Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.drittes Buch. zeit/ da Fürst Potifar etwan in des Königes geschäf-ten verreisen müste. Alsdan gedachte sie ihr lange ge- wündschtes ziel gewislich zu erreichen. Mitlerweile ging sie/ ihrer gewohnheit nach/ etliche mahl in die bad- stube. Da saß sie so lange/ bis sie durchwarm geworden. Hierauf bestrich sie ihr angesicht/ samt dem brüsten und dem halse/ mit trahne vom Balsambaume gantz dik- ke. Mit diesem anstriche blieb sie noch eine guhte stun- de sitzen; damit die kraft des balsams durch die haut/ sie rein und klahr zu machen/ auch vor runtzeln zu be- wahren/ hindringen möchte. Ja sie kahm nicht eher aus der badstube/ als bis der balsam gantz eingetruknet. Auch wusch sie ihn nicht eher ab/ als nach drei tagen. Da überstrich sie erst die haut mit öhle von bittern man- deln. Darnach wusch sie sich sehr oft auf ieden tag mit bohnenwasser. Dieses schmünken wiederhohlete sie so oft/ bis sie schön und hübsch genug zu sein ver- meinte. Als nun diese gemelte zeit herzugenahet/ legte sie Er H ij
drittes Buch. zeit/ da Fuͤrſt Potifar etwan in des Koͤniges geſchaͤf-ten verreiſen muͤſte. Alsdan gedachte ſie ihr lange ge- wuͤndſchtes ziel gewislich zu erreichen. Mitlerweile ging ſie/ ihrer gewohnheit nach/ etliche mahl in die bad- ſtube. Da ſaß ſie ſo lange/ bis ſie durchwarm geworden. Hierauf beſtrich ſie ihr angeſicht/ ſamt dem bruͤſten und dem halſe/ mit trahne vom Balſambaume gantz dik- ke. Mit dieſem anſtriche blieb ſie noch eine guhte ſtun- de ſitzen; damit die kraft des balſams durch die haut/ ſie rein und klahr zu machen/ auch vor runtzeln zu be- wahren/ hindringen moͤchte. Ja ſie kahm nicht eher aus der badſtube/ als bis der balſam gantz eingetruknet. Auch wuſch ſie ihn nicht eher ab/ als nach drei tagen. Da uͤberſtrich ſie erſt die haut mit oͤhle von bittern man- deln. Darnach wuſch ſie ſich ſehr oft auf ieden tag mit bohnenwaſſer. Dieſes ſchmuͤnken wiederhohlete ſie ſo oft/ bis ſie ſchoͤn und huͤbſch genug zu ſein ver- meinte. Als nun dieſe gemelte zeit herzugenahet/ legte ſie Er H ij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0139" n="115"/><fw place="top" type="header">drittes Buch.</fw><lb/> zeit/ da Fuͤrſt <hi rendition="#fr">Potifar</hi> etwan in des Koͤniges geſchaͤf-<lb/> ten verreiſen muͤſte. Alsdan gedachte ſie ihr lange ge-<lb/> wuͤndſchtes ziel gewislich zu erreichen. Mitlerweile<lb/> ging ſie/ ihrer gewohnheit nach/ etliche mahl in die bad-<lb/> ſtube. Da ſaß ſie ſo lange/ bis ſie durchwarm geworden.<lb/> Hierauf beſtrich ſie ihr angeſicht/ ſamt dem bruͤſten und<lb/> dem halſe/ mit trahne vom Balſambaume gantz dik-<lb/> ke. Mit dieſem anſtriche blieb ſie noch eine guhte ſtun-<lb/> de ſitzen; damit die kraft des balſams durch die haut/<lb/> ſie rein und klahr zu machen/ auch vor runtzeln zu be-<lb/> wahren/ hindringen moͤchte. Ja ſie kahm nicht eher<lb/> aus der badſtube/ als bis der balſam gantz eingetruknet.<lb/> Auch wuſch ſie ihn nicht eher ab/ als nach drei tagen.<lb/> Da uͤberſtrich ſie erſt die haut mit oͤhle von bittern man-<lb/> deln. Darnach wuſch ſie ſich ſehr oft auf ieden tag<lb/> mit bohnenwaſſer. Dieſes ſchmuͤnken wiederhohlete<lb/> ſie ſo oft/ bis ſie ſchoͤn und huͤbſch genug zu ſein ver-<lb/> meinte.</p><lb/> <p>Als nun dieſe gemelte zeit herzugenahet/ legte ſie<lb/> ſtraks ihren beſten ſchmuk an. Sie wuſch ihr angeſicht/<lb/> ſamt den haͤnden/ mit vielerhand wohlruͤchenden Waſ-<lb/> ſern. Auch lies ſie die tafel dekken/ und allerhand ein-<lb/> gemachte koͤſtliche lekkerbislein/ zuſamt den edleſten ge-<lb/> traͤnken/ aufſetzen. Nachdem ſie ſich vor dieſer tafel nie-<lb/> dergelaßen/ befahl ſie dem <hi rendition="#fr">Joſef</hi> an zu melden/ daß er<lb/> ihr aufwarten ſolte. Unterdeſſen ſchikte ſie alle Kam-<lb/> mermaͤgdlein von ſich. Eine iede muſte an ihre gewoͤhn-<lb/> liche arbeit gehen. <hi rendition="#fr">Joſef</hi> gehorchte ihrem befehle zur<lb/> ſtunde. Er traht zu ihr hinein/ und ward uͤberaus<lb/> freundlich empfangen. Ihr tuht ſehr wohl/ ſagte ſie/<lb/> daß ihr ſo bald kommet/ mir die zeit zu verkuͤrtzen. Und<lb/> dieſes ſprach ſie mit halbgebrochenen worten. Auch<lb/> ward ſie bald blas/ bald roht; und ſchwieg hiermit eine<lb/> guhte weile ſtil. <hi rendition="#fr">Joſef</hi> maͤrkte hieraus zur ſtunde/ wie<lb/> hoch es an der zeit ſei. Aber er lies ſich nichts maͤrken.<lb/> <fw place="bottom" type="sig">H ij</fw><fw place="bottom" type="catch">Er</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [115/0139]
drittes Buch.
zeit/ da Fuͤrſt Potifar etwan in des Koͤniges geſchaͤf-
ten verreiſen muͤſte. Alsdan gedachte ſie ihr lange ge-
wuͤndſchtes ziel gewislich zu erreichen. Mitlerweile
ging ſie/ ihrer gewohnheit nach/ etliche mahl in die bad-
ſtube. Da ſaß ſie ſo lange/ bis ſie durchwarm geworden.
Hierauf beſtrich ſie ihr angeſicht/ ſamt dem bruͤſten und
dem halſe/ mit trahne vom Balſambaume gantz dik-
ke. Mit dieſem anſtriche blieb ſie noch eine guhte ſtun-
de ſitzen; damit die kraft des balſams durch die haut/
ſie rein und klahr zu machen/ auch vor runtzeln zu be-
wahren/ hindringen moͤchte. Ja ſie kahm nicht eher
aus der badſtube/ als bis der balſam gantz eingetruknet.
Auch wuſch ſie ihn nicht eher ab/ als nach drei tagen.
Da uͤberſtrich ſie erſt die haut mit oͤhle von bittern man-
deln. Darnach wuſch ſie ſich ſehr oft auf ieden tag
mit bohnenwaſſer. Dieſes ſchmuͤnken wiederhohlete
ſie ſo oft/ bis ſie ſchoͤn und huͤbſch genug zu ſein ver-
meinte.
Als nun dieſe gemelte zeit herzugenahet/ legte ſie
ſtraks ihren beſten ſchmuk an. Sie wuſch ihr angeſicht/
ſamt den haͤnden/ mit vielerhand wohlruͤchenden Waſ-
ſern. Auch lies ſie die tafel dekken/ und allerhand ein-
gemachte koͤſtliche lekkerbislein/ zuſamt den edleſten ge-
traͤnken/ aufſetzen. Nachdem ſie ſich vor dieſer tafel nie-
dergelaßen/ befahl ſie dem Joſef an zu melden/ daß er
ihr aufwarten ſolte. Unterdeſſen ſchikte ſie alle Kam-
mermaͤgdlein von ſich. Eine iede muſte an ihre gewoͤhn-
liche arbeit gehen. Joſef gehorchte ihrem befehle zur
ſtunde. Er traht zu ihr hinein/ und ward uͤberaus
freundlich empfangen. Ihr tuht ſehr wohl/ ſagte ſie/
daß ihr ſo bald kommet/ mir die zeit zu verkuͤrtzen. Und
dieſes ſprach ſie mit halbgebrochenen worten. Auch
ward ſie bald blas/ bald roht; und ſchwieg hiermit eine
guhte weile ſtil. Joſef maͤrkte hieraus zur ſtunde/ wie
hoch es an der zeit ſei. Aber er lies ſich nichts maͤrken.
Er
H ij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |