Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.drittes Buch. eine guhte zeit als erstummet. Endlich brach er aus indiese worte. Es tuht mir im hertzen weh/ daß meine gnädige Frau so gar böse gedanken von ihrem getreue- sten diener zu haben sich verlauten lesset. Ich vermeinte/ daß ich Ihr/ und meinem Fürsten/ denen ich nun et- liche jahr her so redlich gedienet/ meine treue genug be- zeuget hette. Aber nun sehe ich/ daß man an solcher meiner treue zweifelt. Nun märke ich/ daß man sie/ auf eine so gar gefährliche weise/ zu bewähren vorhat. Ich kan hieraus anders nicht schliessen/ alß daß sie mich bei meinem Herrn schwartz zu machen gesonnen. Aber ach! womit habe ich doch dieses/ daß sie meine treue so verfol- get/ verdienet? Wie ist mir dan meine gnädigste Fürstin zu einer so erschröklichen feindin worden? Was habe ich ihr dan zu leide getahn? Worinnen habe ich mich ver- brochen? Kan ich mit meinem bluhte solches verbre- chen aussühnen; so wil ichs williglich hingeben. Die Fürstin hatte keines weges vermuhtet/ daß kei- H iij
drittes Buch. eine guhte zeit als erſtummet. Endlich brach er aus indieſe worte. Es tuht mir im hertzen weh/ daß meine gnaͤdige Frau ſo gar boͤſe gedanken von ihrem getreue- ſten diener zu haben ſich verlauten leſſet. Ich vermeinte/ daß ich Ihr/ und meinem Fuͤrſten/ denen ich nun et- liche jahr her ſo redlich gedienet/ meine treue genug be- zeuget hette. Aber nun ſehe ich/ daß man an ſolcher meiner treue zweifelt. Nun maͤrke ich/ daß man ſie/ auf eine ſo gar gefaͤhrliche weiſe/ zu bewaͤhren vorhat. Ich kan hieraus anders nicht ſchlieſſen/ alß daß ſie mich bei meinem Herꝛn ſchwartz zu machen geſonnen. Aber ach! womit habe ich doch dieſes/ daß ſie meine treue ſo verfol- get/ verdienet? Wie iſt mir dan meine gnaͤdigſte Fuͤrſtin zu einer ſo erſchroͤklichen feindin worden? Was habe ich ihr dan zu leide getahn? Worinnen habe ich mich ver- brochen? Kan ich mit meinem bluhte ſolches verbre- chen ausſuͤhnen; ſo wil ichs williglich hingeben. Die Fuͤrſtin hatte keines weges vermuhtet/ daß kei- H iij
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drittes Buch.
eine guhte zeit als erſtummet. Endlich brach er aus in
dieſe worte. Es tuht mir im hertzen weh/ daß meine
gnaͤdige Frau ſo gar boͤſe gedanken von ihrem getreue-
ſten diener zu haben ſich verlauten leſſet. Ich vermeinte/
daß ich Ihr/ und meinem Fuͤrſten/ denen ich nun et-
liche jahr her ſo redlich gedienet/ meine treue genug be-
zeuget hette. Aber nun ſehe ich/ daß man an ſolcher
meiner treue zweifelt. Nun maͤrke ich/ daß man ſie/ auf
eine ſo gar gefaͤhrliche weiſe/ zu bewaͤhren vorhat. Ich
kan hieraus anders nicht ſchlieſſen/ alß daß ſie mich bei
meinem Herꝛn ſchwartz zu machen geſonnen. Aber ach!
womit habe ich doch dieſes/ daß ſie meine treue ſo verfol-
get/ verdienet? Wie iſt mir dan meine gnaͤdigſte Fuͤrſtin
zu einer ſo erſchroͤklichen feindin worden? Was habe ich
ihr dan zu leide getahn? Worinnen habe ich mich ver-
brochen? Kan ich mit meinem bluhte ſolches verbre-
chen ausſuͤhnen; ſo wil ichs williglich hingeben.
Die Fuͤrſtin hatte keines weges vermuhtet/ daß
Joſef den ſin ihrer reden ſo gar verdrehen wuͤrde. Ehe
hette ſie ſich des einfals der himliſchen feſte/ als dieſer
antwort/ verſehen. Ach! mein Joſef/ fing ſie an/ wo-
her ſolte mir das kommen/ daß ich euch zu verſuchen
trachtete? Habt ihr dan nicht geſehen/ wie gnaͤdig ich
euch allezeit geweſen/ und wie hertzlich guht ichs mit
euch gemeinet? Ihr wiſſet ſehr wohl/ daß ich euch nur
daruͤm vor ſo eine große anzahl geldes erkauft/ daß ihr
bei uns in ehren leben ſoltet? Auch iſt euch nicht unbe-
wuſt/ daß ich meinen Herꝛn bewogen/ euch nicht als ei-
nen Leibeignen/ ſondern als einen Hofmeiſter/ ja gar als
einen Sohn zu halten. Und hierzu ſolt ihr noch dieſes
wiſſen/ daß ich meinem Herꝛn bloß uͤm eurentwillen/
bisher ſolche ungemeine liebe bewieſen. Daruͤm laßet
ja dieſen argwahn in eurem hertzen ſich nicht be-
wurtzeln. Gleubet hingegen gewis/ daß ich euch treulich
liebe. Ja gleubet ſicherlich/ daß dieſe meine reden aus
kei-
H iij
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