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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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drittes Buch.
eine guhte zeit als erstummet. Endlich brach er aus in
diese worte. Es tuht mir im hertzen weh/ daß meine
gnädige Frau so gar böse gedanken von ihrem getreue-
sten diener zu haben sich verlauten lesset. Ich vermeinte/
daß ich Ihr/ und meinem Fürsten/ denen ich nun et-
liche jahr her so redlich gedienet/ meine treue genug be-
zeuget hette. Aber nun sehe ich/ daß man an solcher
meiner treue zweifelt. Nun märke ich/ daß man sie/ auf
eine so gar gefährliche weise/ zu bewähren vorhat. Ich
kan hieraus anders nicht schliessen/ alß daß sie mich bei
meinem Herrn schwartz zu machen gesonnen. Aber ach!
womit habe ich doch dieses/ daß sie meine treue so verfol-
get/ verdienet? Wie ist mir dan meine gnädigste Fürstin
zu einer so erschröklichen feindin worden? Was habe ich
ihr dan zu leide getahn? Worinnen habe ich mich ver-
brochen? Kan ich mit meinem bluhte solches verbre-
chen aussühnen; so wil ichs williglich hingeben.

Die Fürstin hatte keines weges vermuhtet/ daß
Josef den sin ihrer reden so gar verdrehen würde. Ehe
hette sie sich des einfals der himlischen feste/ als dieser
antwort/ versehen. Ach! mein Josef/ fing sie an/ wo-
her solte mir das kommen/ daß ich euch zu versuchen
trachtete? Habt ihr dan nicht gesehen/ wie gnädig ich
euch allezeit gewesen/ und wie hertzlich guht ichs mit
euch gemeinet? Ihr wisset sehr wohl/ daß ich euch nur
darüm vor so eine große anzahl geldes erkauft/ daß ihr
bei uns in ehren leben soltet? Auch ist euch nicht unbe-
wust/ daß ich meinen Herrn bewogen/ euch nicht als ei-
nen Leibeignen/ sondern als einen Hofmeister/ ja gar als
einen Sohn zu halten. Und hierzu solt ihr noch dieses
wissen/ daß ich meinem Herrn bloß üm eurentwillen/
bisher solche ungemeine liebe bewiesen. Darüm laßet
ja diesen argwahn in eurem hertzen sich nicht be-
wurtzeln. Gleubet hingegen gewis/ daß ich euch treulich
liebe. Ja gleubet sicherlich/ daß diese meine reden aus

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drittes Buch.
eine guhte zeit als erſtummet. Endlich brach er aus in
dieſe worte. Es tuht mir im hertzen weh/ daß meine
gnaͤdige Frau ſo gar boͤſe gedanken von ihrem getreue-
ſten diener zu haben ſich verlauten leſſet. Ich vermeinte/
daß ich Ihr/ und meinem Fuͤrſten/ denen ich nun et-
liche jahr her ſo redlich gedienet/ meine treue genug be-
zeuget hette. Aber nun ſehe ich/ daß man an ſolcher
meiner treue zweifelt. Nun maͤrke ich/ daß man ſie/ auf
eine ſo gar gefaͤhrliche weiſe/ zu bewaͤhren vorhat. Ich
kan hieraus anders nicht ſchlieſſen/ alß daß ſie mich bei
meinem Herꝛn ſchwartz zu machen geſonnen. Aber ach!
womit habe ich doch dieſes/ daß ſie meine treue ſo verfol-
get/ verdienet? Wie iſt mir dan meine gnaͤdigſte Fuͤrſtin
zu einer ſo erſchroͤklichen feindin worden? Was habe ich
ihr dan zu leide getahn? Worinnen habe ich mich ver-
brochen? Kan ich mit meinem bluhte ſolches verbre-
chen ausſuͤhnen; ſo wil ichs williglich hingeben.

Die Fuͤrſtin hatte keines weges vermuhtet/ daß
Joſef den ſin ihrer reden ſo gar verdrehen wuͤrde. Ehe
hette ſie ſich des einfals der himliſchen feſte/ als dieſer
antwort/ verſehen. Ach! mein Joſef/ fing ſie an/ wo-
her ſolte mir das kommen/ daß ich euch zu verſuchen
trachtete? Habt ihr dan nicht geſehen/ wie gnaͤdig ich
euch allezeit geweſen/ und wie hertzlich guht ichs mit
euch gemeinet? Ihr wiſſet ſehr wohl/ daß ich euch nur
daruͤm vor ſo eine große anzahl geldes erkauft/ daß ihr
bei uns in ehren leben ſoltet? Auch iſt euch nicht unbe-
wuſt/ daß ich meinen Herꝛn bewogen/ euch nicht als ei-
nen Leibeignen/ ſondern als einen Hofmeiſter/ ja gar als
einen Sohn zu halten. Und hierzu ſolt ihr noch dieſes
wiſſen/ daß ich meinem Herꝛn bloß uͤm eurentwillen/
bisher ſolche ungemeine liebe bewieſen. Daruͤm laßet
ja dieſen argwahn in eurem hertzen ſich nicht be-
wurtzeln. Gleubet hingegen gewis/ daß ich euch treulich
liebe. Ja gleubet ſicherlich/ daß dieſe meine reden aus

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[117/0141] drittes Buch. eine guhte zeit als erſtummet. Endlich brach er aus in dieſe worte. Es tuht mir im hertzen weh/ daß meine gnaͤdige Frau ſo gar boͤſe gedanken von ihrem getreue- ſten diener zu haben ſich verlauten leſſet. Ich vermeinte/ daß ich Ihr/ und meinem Fuͤrſten/ denen ich nun et- liche jahr her ſo redlich gedienet/ meine treue genug be- zeuget hette. Aber nun ſehe ich/ daß man an ſolcher meiner treue zweifelt. Nun maͤrke ich/ daß man ſie/ auf eine ſo gar gefaͤhrliche weiſe/ zu bewaͤhren vorhat. Ich kan hieraus anders nicht ſchlieſſen/ alß daß ſie mich bei meinem Herꝛn ſchwartz zu machen geſonnen. Aber ach! womit habe ich doch dieſes/ daß ſie meine treue ſo verfol- get/ verdienet? Wie iſt mir dan meine gnaͤdigſte Fuͤrſtin zu einer ſo erſchroͤklichen feindin worden? Was habe ich ihr dan zu leide getahn? Worinnen habe ich mich ver- brochen? Kan ich mit meinem bluhte ſolches verbre- chen ausſuͤhnen; ſo wil ichs williglich hingeben. Die Fuͤrſtin hatte keines weges vermuhtet/ daß Joſef den ſin ihrer reden ſo gar verdrehen wuͤrde. Ehe hette ſie ſich des einfals der himliſchen feſte/ als dieſer antwort/ verſehen. Ach! mein Joſef/ fing ſie an/ wo- her ſolte mir das kommen/ daß ich euch zu verſuchen trachtete? Habt ihr dan nicht geſehen/ wie gnaͤdig ich euch allezeit geweſen/ und wie hertzlich guht ichs mit euch gemeinet? Ihr wiſſet ſehr wohl/ daß ich euch nur daruͤm vor ſo eine große anzahl geldes erkauft/ daß ihr bei uns in ehren leben ſoltet? Auch iſt euch nicht unbe- wuſt/ daß ich meinen Herꝛn bewogen/ euch nicht als ei- nen Leibeignen/ ſondern als einen Hofmeiſter/ ja gar als einen Sohn zu halten. Und hierzu ſolt ihr noch dieſes wiſſen/ daß ich meinem Herꝛn bloß uͤm eurentwillen/ bisher ſolche ungemeine liebe bewieſen. Daruͤm laßet ja dieſen argwahn in eurem hertzen ſich nicht be- wurtzeln. Gleubet hingegen gewis/ daß ich euch treulich liebe. Ja gleubet ſicherlich/ daß dieſe meine reden aus kei- H iij

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/141>, abgerufen am 22.12.2024.