Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

Bild:
<< vorherige Seite
Ao!
Dem Deutschgesinten Leser.

MIch deucht/ ich sehe die
Welt ihr leschhorn rümp-
fen. Mich dünkt/ sie zie-
het das maul. Ich höre/ sie
fraget: was ungewöhnli-
ches/ was seltsames/ was neues ist dis?
Sie siehet/ daß ich diese Liebesgeschicht
heilig nenne. Das komt ihr fremde
vor. Darüber verwundert sie sich. Dar-
über kreuset und kreutzet sie mit dem zei-
ger. Freilich ist es was neues/ was
fremdes/ was seltsames. Ja es ist was
heiliges/ dergleichen auf diese weise noch
niemand verfasset.

Mit nicht-heiligen/ ja unheiligen
Liebesgeschichten
hat man sich lange
genug belustiget; mit weltlichen überge-
nug ergetzet. Darzu hat der Grieche
Heliodor zuerst die feder gespitzt. So
gehet die gemeine rede. Die Spanier
und Wälschen seind ihm gefolget: und

diesen
* v
Ao!
Dem Deutſchgeſinten Leſer.

MIch deucht/ ich ſehe die
Welt ihr leſchhorn ruͤmp-
fen. Mich duͤnkt/ ſie zie-
het das maul. Ich hoͤre/ ſie
fraget: was ungewoͤhnli-
ches/ was ſeltſames/ was neues iſt dis?
Sie ſiehet/ daß ich dieſe Liebesgeſchicht
heilig nenne. Das komt ihr fremde
vor. Daruͤber verwundert ſie ſich. Dar-
uͤber kreuſet und kreutzet ſie mit dem zei-
ger. Freilich iſt es was neues/ was
fremdes/ was ſeltſames. Ja es iſt was
heiliges/ dergleichen auf dieſe weiſe noch
niemand verfaſſet.

Mit nicht-heiligen/ ja unheiligen
Liebesgeſchichten
hat man ſich lange
genug beluſtiget; mit weltlichen uͤberge-
nug ergetzet. Darzu hat der Grieche
Heliodor zuerſt die feder geſpitzt. So
gehet die gemeine rede. Die Spanier
und Waͤlſchen ſeind ihm gefolget: und

dieſen
* v
<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0017"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Ao!</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Dem Deut&#x017F;chge&#x017F;inten Le&#x017F;er.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">M</hi>Ich deucht/ ich &#x017F;ehe die<lb/>
Welt ihr le&#x017F;chhorn ru&#x0364;mp-<lb/>
fen. Mich du&#x0364;nkt/ &#x017F;ie zie-<lb/>
het das maul. Ich ho&#x0364;re/ &#x017F;ie<lb/>
fraget: was ungewo&#x0364;hnli-<lb/>
ches/ was &#x017F;elt&#x017F;ames/ was neues i&#x017F;t dis?<lb/>
Sie &#x017F;iehet/ daß ich die&#x017F;e Liebesge&#x017F;chicht<lb/>
heilig nenne. Das komt ihr fremde<lb/>
vor. Daru&#x0364;ber verwundert &#x017F;ie &#x017F;ich. Dar-<lb/>
u&#x0364;ber kreu&#x017F;et und kreutzet &#x017F;ie mit dem zei-<lb/>
ger. Freilich i&#x017F;t es was neues/ was<lb/>
fremdes/ was &#x017F;elt&#x017F;ames. Ja es i&#x017F;t was<lb/>
heiliges/ dergleichen auf die&#x017F;e wei&#x017F;e noch<lb/>
niemand verfa&#x017F;&#x017F;et.</p><lb/>
        <p>Mit <hi rendition="#fr">nicht-heiligen/</hi> ja <hi rendition="#fr">unheiligen<lb/>
Liebesge&#x017F;chichten</hi> hat man &#x017F;ich lange<lb/>
genug belu&#x017F;tiget; mit weltlichen u&#x0364;berge-<lb/>
nug ergetzet. Darzu hat der Grieche<lb/><hi rendition="#fr">Heliodor</hi> zuer&#x017F;t die feder ge&#x017F;pitzt. So<lb/>
gehet die gemeine rede. Die <hi rendition="#fr">Spanier</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">Wa&#x0364;l&#x017F;chen</hi> &#x017F;eind ihm gefolget: und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">* v</fw><fw place="bottom" type="catch">die&#x017F;en</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0017] Ao! Dem Deutſchgeſinten Leſer. MIch deucht/ ich ſehe die Welt ihr leſchhorn ruͤmp- fen. Mich duͤnkt/ ſie zie- het das maul. Ich hoͤre/ ſie fraget: was ungewoͤhnli- ches/ was ſeltſames/ was neues iſt dis? Sie ſiehet/ daß ich dieſe Liebesgeſchicht heilig nenne. Das komt ihr fremde vor. Daruͤber verwundert ſie ſich. Dar- uͤber kreuſet und kreutzet ſie mit dem zei- ger. Freilich iſt es was neues/ was fremdes/ was ſeltſames. Ja es iſt was heiliges/ dergleichen auf dieſe weiſe noch niemand verfaſſet. Mit nicht-heiligen/ ja unheiligen Liebesgeſchichten hat man ſich lange genug beluſtiget; mit weltlichen uͤberge- nug ergetzet. Darzu hat der Grieche Heliodor zuerſt die feder geſpitzt. So gehet die gemeine rede. Die Spanier und Waͤlſchen ſeind ihm gefolget: und dieſen * v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/17
Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/17>, abgerufen am 09.11.2024.