Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Assenat
ret werde. Wan es aber der Gefängnüsmeister
verseumet/ und solche schändliche mordtaht vol-
zogen würde; so sol des ermordeten unschuldiges
bluht von seinen händen gefördert werden. Ja
der Königliche Hof selbsten wird ihn zur verant-
wortung ziehen.

Dieses alles täht die königliche Fürstin der schönen
Assenat zu liebe: wiewohl sie ihr selbsten noch zur zeit
nicht das geringste märken lies. Semesse bestelte den
brief auch so heimlich/ daß niemand erfuhr/ wo er her-
kähme. Josef selbsten konte nicht errahten/ wer so
treulich vor ihn sorgete. Darüm dankte er Gott/ der die
hertzen lenkte sich über ihn zu erbarmen. Auch baht er
hertzinniglich solche so große wohltaht tausendfältig zu
vergälten. Und also warden alle der Sefira anschläge
vereitelt. Alle ihre giftige ränke gingen den kräbs-
gang. Gott sorgete vor Josef. Der Höchste nahm sich
seiner an.

Potifar hatte bisher mit der Anklage wider den
Josef verzügert. Und wiewohl Sefira tag und nacht
üm rache gerufen/ so bekahm sie doch nur eine leere ver-
tröstung. Er täht gantz nichts zur sache. Die worte der
Nitokris lagen ihm stähts im sinne. Und daraus
konte er unschweer schliessen/ daß diese sache/ wan er sie
viel rührete/ ihm und seiner Gemahlin mehr schimpfes/
als ehre/ bringen würde. Gleichwohl muste dem Jo-
sef
die Uhrsache seiner gefängnüs schriftlich eingehän-
diget werden. Das erforderte der Egipter Gesetz. Es
war eine alte gewohnheit. Und darüm befahl er eine
solche Schrift aufzusetzen. Aber der Sefira plötzlicher
tod veruhrsachte/ daß sie nicht eingehändiget ward. Al-
so blieb die gantze sache stekken.

Etliche wochen nach der Sefira ableiben starb auch
der Ertzbischof von Heliopel. In dessen stelle war Po-
tifar
schon erwehlet. Diese muste straks besetzt sein.

Dar-

Der Aſſenat
ret werde. Wan es aber der Gefaͤngnuͤsmeiſter
verſeumet/ und ſolche ſchaͤndliche mordtaht vol-
zogen wuͤrde; ſo ſol des ermordeten unſchuldiges
bluht von ſeinen haͤnden gefoͤrdert werden. Ja
der Koͤnigliche Hof ſelbſten wird ihn zur verant-
wortung ziehen.

Dieſes alles taͤht die koͤnigliche Fuͤrſtin der ſchoͤnen
Aſſenat zu liebe: wiewohl ſie ihr ſelbſten noch zur zeit
nicht das geringſte maͤrken lies. Semeſſe beſtelte den
brief auch ſo heimlich/ daß niemand erfuhr/ wo er her-
kaͤhme. Joſef ſelbſten konte nicht errahten/ wer ſo
treulich vor ihn ſorgete. Daruͤm dankte er Gott/ der die
hertzen lenkte ſich uͤber ihn zu erbarmen. Auch baht er
hertzinniglich ſolche ſo große wohltaht tauſendfaͤltig zu
vergaͤlten. Und alſo warden alle der Sefira anſchlaͤge
vereitelt. Alle ihre giftige raͤnke gingen den kraͤbs-
gang. Gott ſorgete vor Joſef. Der Hoͤchſte nahm ſich
ſeiner an.

Potifar hatte bisher mit der Anklage wider den
Joſef verzuͤgert. Und wiewohl Sefira tag und nacht
uͤm rache gerufen/ ſo bekahm ſie doch nur eine leere ver-
troͤſtung. Er taͤht gantz nichts zur ſache. Die worte der
Nitokris lagen ihm ſtaͤhts im ſinne. Und daraus
konte er unſchweer ſchlieſſen/ daß dieſe ſache/ wan er ſie
viel ruͤhrete/ ihm und ſeiner Gemahlin mehr ſchimpfes/
als ehre/ bringen wuͤrde. Gleichwohl muſte dem Jo-
ſef
die Uhrſache ſeiner gefaͤngnuͤs ſchriftlich eingehaͤn-
diget werden. Das erforderte der Egipter Geſetz. Es
war eine alte gewohnheit. Und daruͤm befahl er eine
ſolche Schrift aufzuſetzen. Aber der Sefira ploͤtzlicher
tod veruhrſachte/ daß ſie nicht eingehaͤndiget ward. Al-
ſo blieb die gantze ſache ſtekken.

Etliche wochen nach der Sefira ableiben ſtarb auch
der Ertzbiſchof von Heliopel. In deſſen ſtelle war Po-
tifar
ſchon erwehlet. Dieſe muſte ſtraks beſetzt ſein.

Dar-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p>
          <pb facs="#f0178" n="154"/>
          <fw place="top" type="header">Der A&#x017F;&#x017F;enat</fw><lb/> <hi rendition="#fr">ret werde. Wan es aber der Gefa&#x0364;ngnu&#x0364;smei&#x017F;ter<lb/>
ver&#x017F;eumet/ und &#x017F;olche &#x017F;cha&#x0364;ndliche mordtaht vol-<lb/>
zogen wu&#x0364;rde; &#x017F;o &#x017F;ol des ermordeten un&#x017F;chuldiges<lb/>
bluht von &#x017F;einen ha&#x0364;nden gefo&#x0364;rdert werden. Ja<lb/>
der Ko&#x0364;nigliche Hof &#x017F;elb&#x017F;ten wird ihn zur verant-<lb/>
wortung ziehen.</hi> </p><lb/>
        <p>Die&#x017F;es alles ta&#x0364;ht die ko&#x0364;nigliche Fu&#x0364;r&#x017F;tin der &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/><hi rendition="#fr">A&#x017F;&#x017F;enat</hi> zu liebe: wiewohl &#x017F;ie ihr &#x017F;elb&#x017F;ten noch zur zeit<lb/>
nicht das gering&#x017F;te ma&#x0364;rken lies. <hi rendition="#fr">Seme&#x017F;&#x017F;e</hi> be&#x017F;telte den<lb/>
brief auch &#x017F;o heimlich/ daß niemand erfuhr/ wo er her-<lb/>
ka&#x0364;hme. <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;ef</hi> &#x017F;elb&#x017F;ten konte nicht errahten/ wer &#x017F;o<lb/>
treulich vor ihn &#x017F;orgete. Daru&#x0364;m dankte er Gott/ der die<lb/>
hertzen lenkte &#x017F;ich u&#x0364;ber ihn zu erbarmen. Auch baht er<lb/>
hertzinniglich &#x017F;olche &#x017F;o große wohltaht tau&#x017F;endfa&#x0364;ltig zu<lb/>
verga&#x0364;lten. Und al&#x017F;o warden alle der <hi rendition="#fr">Sefira</hi> an&#x017F;chla&#x0364;ge<lb/>
vereitelt. Alle ihre giftige ra&#x0364;nke gingen den kra&#x0364;bs-<lb/>
gang. Gott &#x017F;orgete vor <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;ef.</hi> Der Ho&#x0364;ch&#x017F;te nahm &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;einer an.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Potifar</hi> hatte bisher mit der Anklage wider den<lb/><hi rendition="#fr">Jo&#x017F;ef</hi> verzu&#x0364;gert. Und wiewohl <hi rendition="#fr">Sefira</hi> tag und nacht<lb/>
u&#x0364;m rache gerufen/ &#x017F;o bekahm &#x017F;ie doch nur eine leere ver-<lb/>
tro&#x0364;&#x017F;tung. Er ta&#x0364;ht gantz nichts zur &#x017F;ache. Die worte der<lb/><hi rendition="#fr">Nitokris</hi> lagen ihm &#x017F;ta&#x0364;hts im &#x017F;inne. Und daraus<lb/>
konte er un&#x017F;chweer &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en/ daß die&#x017F;e &#x017F;ache/ wan er &#x017F;ie<lb/>
viel ru&#x0364;hrete/ ihm und &#x017F;einer Gemahlin mehr &#x017F;chimpfes/<lb/>
als ehre/ bringen wu&#x0364;rde. Gleichwohl mu&#x017F;te dem <hi rendition="#fr">Jo-<lb/>
&#x017F;ef</hi> die Uhr&#x017F;ache &#x017F;einer gefa&#x0364;ngnu&#x0364;s &#x017F;chriftlich eingeha&#x0364;n-<lb/>
diget werden. Das erforderte der Egipter Ge&#x017F;etz. Es<lb/>
war eine alte gewohnheit. Und daru&#x0364;m befahl er eine<lb/>
&#x017F;olche Schrift aufzu&#x017F;etzen. Aber der <hi rendition="#fr">Sefira</hi> plo&#x0364;tzlicher<lb/>
tod veruhr&#x017F;achte/ daß &#x017F;ie nicht eingeha&#x0364;ndiget ward. Al-<lb/>
&#x017F;o blieb die gantze &#x017F;ache &#x017F;tekken.</p><lb/>
        <p>Etliche wochen nach der <hi rendition="#fr">Sefira</hi> ableiben &#x017F;tarb auch<lb/>
der Ertzbi&#x017F;chof von <hi rendition="#fr">Heliopel.</hi> In de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;telle war <hi rendition="#fr">Po-<lb/>
tifar</hi> &#x017F;chon erwehlet. Die&#x017F;e mu&#x017F;te &#x017F;traks be&#x017F;etzt &#x017F;ein.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Dar-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0178] Der Aſſenat ret werde. Wan es aber der Gefaͤngnuͤsmeiſter verſeumet/ und ſolche ſchaͤndliche mordtaht vol- zogen wuͤrde; ſo ſol des ermordeten unſchuldiges bluht von ſeinen haͤnden gefoͤrdert werden. Ja der Koͤnigliche Hof ſelbſten wird ihn zur verant- wortung ziehen. Dieſes alles taͤht die koͤnigliche Fuͤrſtin der ſchoͤnen Aſſenat zu liebe: wiewohl ſie ihr ſelbſten noch zur zeit nicht das geringſte maͤrken lies. Semeſſe beſtelte den brief auch ſo heimlich/ daß niemand erfuhr/ wo er her- kaͤhme. Joſef ſelbſten konte nicht errahten/ wer ſo treulich vor ihn ſorgete. Daruͤm dankte er Gott/ der die hertzen lenkte ſich uͤber ihn zu erbarmen. Auch baht er hertzinniglich ſolche ſo große wohltaht tauſendfaͤltig zu vergaͤlten. Und alſo warden alle der Sefira anſchlaͤge vereitelt. Alle ihre giftige raͤnke gingen den kraͤbs- gang. Gott ſorgete vor Joſef. Der Hoͤchſte nahm ſich ſeiner an. Potifar hatte bisher mit der Anklage wider den Joſef verzuͤgert. Und wiewohl Sefira tag und nacht uͤm rache gerufen/ ſo bekahm ſie doch nur eine leere ver- troͤſtung. Er taͤht gantz nichts zur ſache. Die worte der Nitokris lagen ihm ſtaͤhts im ſinne. Und daraus konte er unſchweer ſchlieſſen/ daß dieſe ſache/ wan er ſie viel ruͤhrete/ ihm und ſeiner Gemahlin mehr ſchimpfes/ als ehre/ bringen wuͤrde. Gleichwohl muſte dem Jo- ſef die Uhrſache ſeiner gefaͤngnuͤs ſchriftlich eingehaͤn- diget werden. Das erforderte der Egipter Geſetz. Es war eine alte gewohnheit. Und daruͤm befahl er eine ſolche Schrift aufzuſetzen. Aber der Sefira ploͤtzlicher tod veruhrſachte/ daß ſie nicht eingehaͤndiget ward. Al- ſo blieb die gantze ſache ſtekken. Etliche wochen nach der Sefira ableiben ſtarb auch der Ertzbiſchof von Heliopel. In deſſen ſtelle war Po- tifar ſchon erwehlet. Dieſe muſte ſtraks beſetzt ſein. Dar-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/178
Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/178>, abgerufen am 22.12.2024.