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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Der Assenat
ter als die andere: ein Wagen immer prächtiger/ als
der andere. Der schmuk/ die pracht/ die freude zogen/
mit dieser lust fahrt/ gleichsam aus der stadt. Aber nach
zwo stunden kehrete alles wieder zurük. Der gantze
schwalk begleitete den König bis in die Burg. Alda
stunden die tafeln schon gedekt: die speisen bereitet: die
Mahrschälke färtig den gästen des Königes ihre stellen
anzuweisen. Es war eben mittag/ als die speisen aufge-
tragen warden. Und von der zeit an blieb man sitzen bis
gegen den abend. Da erhub sich der König. Da stunden
die Fürsten auf. Da ward der gantze Adel rege. Noch
eine zeit lang ergetzte man sich stehende. Man hörete den
Kunstsängern und Meisterspielern zu. Teils spracheten
miteinander. Teils trunken miteinander. Endlich
ward ein stilschweigen/ durch die Mahrschälke/ geboh-
ten. Und damit traht der Reichskantzler hervor. Die-
ser täht eine kurtzbündige rede. Er dankte/ im nahmen
des Königes/ der gantzen Versamlung/ daß sie/ seine
lust zu vermehren/ mit ihrer gegenwart dieses König-
liche Fest zieren wollen. Er dankte ihnen allen/ daß sie/
dem Könige zu liebe/ auf sein ausgeschriebenes Ge-
buhrtsmahl erscheinen wollen. Endlich dankte er auch
den Göttern/ daß sie diesen fröhlichen tag den König
gesund erleben laßen. Ja er baht sie zugleich/ daß sie
ihm denselben/ bei eben solcher gesundheit/ noch lange
erleben liessen. Hierauf rief einieder: Lange lebe der
König! Und mit diesem zurufe schieden sie alle vonein-
ander.

Also nahm dieser erste tag des Königlichen Festes
sein gewündschtes ende. Also war dieser erste freudentag
mit vollen freuden volzogen. Und also begab sich der
König wohlvergnüget und wohlbelustiget zur ruhe.
Auch ruhete er die gantze nacht durch/ nach eignem
wundsche. Er schlief gantz sanfte bis an den liechten
morgen. Da bekahm er einen wunderlichen Traum:

dar-

Der Aſſenat
ter als die andere: ein Wagen immer praͤchtiger/ als
der andere. Der ſchmuk/ die pracht/ die freude zogen/
mit dieſer luſt fahrt/ gleichſam aus der ſtadt. Aber nach
zwo ſtunden kehrete alles wieder zuruͤk. Der gantze
ſchwalk begleitete den Koͤnig bis in die Burg. Alda
ſtunden die tafeln ſchon gedekt: die ſpeiſen bereitet: die
Mahrſchaͤlke faͤrtig den gaͤſten des Koͤniges ihre ſtellen
anzuweiſen. Es war eben mittag/ als die ſpeiſen aufge-
tragen warden. Und von der zeit an blieb man ſitzen bis
gegen den abend. Da erhub ſich der Koͤnig. Da ſtunden
die Fuͤrſten auf. Da ward der gantze Adel rege. Noch
eine zeit lang ergetzte man ſich ſtehende. Man hoͤrete den
Kunſtſaͤngern und Meiſterſpielern zu. Teils ſpracheten
miteinander. Teils trunken miteinander. Endlich
ward ein ſtilſchweigen/ durch die Mahrſchaͤlke/ geboh-
ten. Und damit traht der Reichskantzler hervor. Die-
ſer taͤht eine kurtzbuͤndige rede. Er dankte/ im nahmen
des Koͤniges/ der gantzen Verſamlung/ daß ſie/ ſeine
luſt zu vermehren/ mit ihrer gegenwart dieſes Koͤnig-
liche Feſt zieren wollen. Er dankte ihnen allen/ daß ſie/
dem Koͤnige zu liebe/ auf ſein ausgeſchriebenes Ge-
buhrtsmahl erſcheinen wollen. Endlich dankte er auch
den Goͤttern/ daß ſie dieſen froͤhlichen tag den Koͤnig
geſund erleben laßen. Ja er baht ſie zugleich/ daß ſie
ihm denſelben/ bei eben ſolcher geſundheit/ noch lange
erleben lieſſen. Hierauf rief einieder: Lange lebe der
Koͤnig! Und mit dieſem zurufe ſchieden ſie alle vonein-
ander.

Alſo nahm dieſer erſte tag des Koͤniglichen Feſtes
ſein gewuͤndſchtes ende. Alſo war dieſer erſte freudentag
mit vollen freuden volzogen. Und alſo begab ſich der
Koͤnig wohlvergnuͤget und wohlbeluſtiget zur ruhe.
Auch ruhete er die gantze nacht durch/ nach eignem
wundſche. Er ſchlief gantz ſanfte bis an den liechten
morgen. Da bekahm er einen wunderlichen Traum:

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[160/0184] Der Aſſenat ter als die andere: ein Wagen immer praͤchtiger/ als der andere. Der ſchmuk/ die pracht/ die freude zogen/ mit dieſer luſt fahrt/ gleichſam aus der ſtadt. Aber nach zwo ſtunden kehrete alles wieder zuruͤk. Der gantze ſchwalk begleitete den Koͤnig bis in die Burg. Alda ſtunden die tafeln ſchon gedekt: die ſpeiſen bereitet: die Mahrſchaͤlke faͤrtig den gaͤſten des Koͤniges ihre ſtellen anzuweiſen. Es war eben mittag/ als die ſpeiſen aufge- tragen warden. Und von der zeit an blieb man ſitzen bis gegen den abend. Da erhub ſich der Koͤnig. Da ſtunden die Fuͤrſten auf. Da ward der gantze Adel rege. Noch eine zeit lang ergetzte man ſich ſtehende. Man hoͤrete den Kunſtſaͤngern und Meiſterſpielern zu. Teils ſpracheten miteinander. Teils trunken miteinander. Endlich ward ein ſtilſchweigen/ durch die Mahrſchaͤlke/ geboh- ten. Und damit traht der Reichskantzler hervor. Die- ſer taͤht eine kurtzbuͤndige rede. Er dankte/ im nahmen des Koͤniges/ der gantzen Verſamlung/ daß ſie/ ſeine luſt zu vermehren/ mit ihrer gegenwart dieſes Koͤnig- liche Feſt zieren wollen. Er dankte ihnen allen/ daß ſie/ dem Koͤnige zu liebe/ auf ſein ausgeſchriebenes Ge- buhrtsmahl erſcheinen wollen. Endlich dankte er auch den Goͤttern/ daß ſie dieſen froͤhlichen tag den Koͤnig geſund erleben laßen. Ja er baht ſie zugleich/ daß ſie ihm denſelben/ bei eben ſolcher geſundheit/ noch lange erleben lieſſen. Hierauf rief einieder: Lange lebe der Koͤnig! Und mit dieſem zurufe ſchieden ſie alle vonein- ander. Alſo nahm dieſer erſte tag des Koͤniglichen Feſtes ſein gewuͤndſchtes ende. Alſo war dieſer erſte freudentag mit vollen freuden volzogen. Und alſo begab ſich der Koͤnig wohlvergnuͤget und wohlbeluſtiget zur ruhe. Auch ruhete er die gantze nacht durch/ nach eignem wundſche. Er ſchlief gantz ſanfte bis an den liechten morgen. Da bekahm er einen wunderlichen Traum: dar-

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/184>, abgerufen am 22.12.2024.