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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Vorrede.
mahlin/ und zugleich eine Mutter des
Efraimischen und Manassischen Stam-
mes. Ja sie ward eine Ertzmutter/
wie Josef ein Ertzvater/ dieser zween
Stämme des heiligen Volks Israels.
Darzu komt noch dieses/ daß die Liebe
der Assenat so wohl/ als des Josefs/
rein/ keusch/ und heilig wesen.

Hier siehestu dan klahr genug/ daß
ich diese Geschicht nicht unbillich heilig
nenne: die ich noch über das/ in ih-
rem gantzen grund-wesen/ wie ich sie
in der heiligen Schrift/ und in den be-
sten unter den andern gefunden/ heil
und unverrükt gelaßen; wiewohl ich ihr
zu weilen/ nach dieser ahrt zu schreiben/
einen höhern und schöneren schmuk und
zusatz/ der zum wenigsten wahrschein-
lich/ gegeben.

Sonsten seind alle dergleichen Liebs-
geschichte fast bloße Gedichte. Auch
ist sonsten zwischen dergleichen Ge-
schichtschreibern/ und rechten Dicht-
meistern schier kein ander unterscheid/

als

Vorrede.
mahlin/ und zugleich eine Mutter des
Efraimiſchen und Manaſſiſchen Stam-
mes. Ja ſie ward eine Ertzmutter/
wie Joſef ein Ertzvater/ dieſer zween
Staͤmme des heiligen Volks Iſraels.
Darzu komt noch dieſes/ daß die Liebe
der Aſſenat ſo wohl/ als des Joſefs/
rein/ keuſch/ und heilig weſen.

Hier ſieheſtu dan klahr genug/ daß
ich dieſe Geſchicht nicht unbillich heilig
nenne: die ich noch uͤber das/ in ih-
rem gantzen grund-weſen/ wie ich ſie
in der heiligen Schrift/ und in den be-
ſten unter den andern gefunden/ heil
und unverruͤkt gelaßen; wiewohl ich ihr
zu weilen/ nach dieſer ahrt zu ſchreiben/
einen hoͤhern und ſchoͤneren ſchmuk und
zuſatz/ der zum wenigſten wahrſchein-
lich/ gegeben.

Sonſten ſeind alle dergleichen Liebs-
geſchichte faſt bloße Gedichte. Auch
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ſchichtſchreibern/ und rechten Dicht-
meiſtern ſchier kein ander unterſcheid/

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[0019] Vorrede. mahlin/ und zugleich eine Mutter des Efraimiſchen und Manaſſiſchen Stam- mes. Ja ſie ward eine Ertzmutter/ wie Joſef ein Ertzvater/ dieſer zween Staͤmme des heiligen Volks Iſraels. Darzu komt noch dieſes/ daß die Liebe der Aſſenat ſo wohl/ als des Joſefs/ rein/ keuſch/ und heilig weſen. Hier ſieheſtu dan klahr genug/ daß ich dieſe Geſchicht nicht unbillich heilig nenne: die ich noch uͤber das/ in ih- rem gantzen grund-weſen/ wie ich ſie in der heiligen Schrift/ und in den be- ſten unter den andern gefunden/ heil und unverruͤkt gelaßen; wiewohl ich ihr zu weilen/ nach dieſer ahrt zu ſchreiben/ einen hoͤhern und ſchoͤneren ſchmuk und zuſatz/ der zum wenigſten wahrſchein- lich/ gegeben. Sonſten ſeind alle dergleichen Liebs- geſchichte faſt bloße Gedichte. Auch iſt ſonſten zwiſchen dergleichen Ge- ſchichtſchreibern/ und rechten Dicht- meiſtern ſchier kein ander unterſcheid/ als

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/19>, abgerufen am 22.12.2024.