Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.Der Assenat ihr meinen gnädigen Fürsten bestohlen. An den galgenmit solchen buben! Ruben antwortete wieder. Mein Herr sehe zu/ was er tuht. Hat er etwas verlohren/ so suche er nach/ bis er es findet. Unterdessen laße man uns ungeschändet. Wir seind nicht gewohnet des dieb- stals bezüchtiget zu werden. Wir haben ja das geld/ das wir in unsern säkken fanden/ wiedergebracht. Wie sol- ten wir dan darzu kommen/ silber oder gold zu stehlen aus seines Herrn schlosse? Bei welchem der Bächer/ fing Judah gleichfals an/ gefunden wird/ der sei des to- des: und wir alle wollen meines Herrn knechte sein. Musai war damit zu frieden. Zur stunde suchte er Es ist nicht zu beschreiben/ wie jämmerlich diese Brü- den
Der Aſſenat ihr meinen gnaͤdigen Fuͤrſten beſtohlen. An den galgenmit ſolchen buben! Ruben antwortete wieder. Mein Herꝛ ſehe zu/ was er tuht. Hat er etwas verlohren/ ſo ſuche er nach/ bis er es findet. Unterdeſſen laße man uns ungeſchaͤndet. Wir ſeind nicht gewohnet des dieb- ſtals bezuͤchtiget zu werden. Wir haben ja das geld/ das wir in unſern ſaͤkken fanden/ wiedergebracht. Wie ſol- ten wir dan darzu kommen/ ſilber oder gold zu ſtehlen aus ſeines Herꝛn ſchloſſe? Bei welchem der Baͤcher/ fing Judah gleichfals an/ gefunden wird/ der ſei des to- des: und wir alle wollen meines Herꝛn knechte ſein. Muſai war damit zu frieden. Zur ſtunde ſuchte er Es iſt nicht zu beſchreiben/ wie jaͤmmerlich dieſe Bruͤ- den
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Der Aſſenat
ihr meinen gnaͤdigen Fuͤrſten beſtohlen. An den galgen
mit ſolchen buben! Ruben antwortete wieder. Mein
Herꝛ ſehe zu/ was er tuht. Hat er etwas verlohren/ ſo
ſuche er nach/ bis er es findet. Unterdeſſen laße man
uns ungeſchaͤndet. Wir ſeind nicht gewohnet des dieb-
ſtals bezuͤchtiget zu werden. Wir haben ja das geld/ das
wir in unſern ſaͤkken fanden/ wiedergebracht. Wie ſol-
ten wir dan darzu kommen/ ſilber oder gold zu ſtehlen
aus ſeines Herꝛn ſchloſſe? Bei welchem der Baͤcher/
fing Judah gleichfals an/ gefunden wird/ der ſei des to-
des: und wir alle wollen meines Herꝛn knechte ſein.
Muſai war damit zu frieden. Zur ſtunde ſuchte er
rundheruͤm in allen ſaͤkken. Von des aͤlteſten ſeinem
fing er an. Er fuhr nach der reihe fort. Zuletzt kahm er
an des juͤngſten ſeinen. Da fand ſich endlich der Baͤcher
in Benjamins ſakke. Hierauf lies Muſai den taͤh-
ter ſtraks binden/ ihn wieder mit ſich zuruͤkzufuͤhren.
Noch heute/ ſagte er/ ſol dieſer dieb haͤngen; damit
er morgen nicht auch den Koͤnig ſelbſten beſtielet. Ihr
aber ziehet mit euren fruͤchten hin. Euch erkennen wir
frei. Mit euch haben wir nichts zu ſchaffen.
Es iſt nicht zu beſchreiben/ wie jaͤmmerlich dieſe Bruͤ-
der taͤhten. Alle zerriſſen ihre kleider. Alle kehreten/ mit
dem Benjamin/ nach der Stadt zu. Zur ſtunde gingen
ſie auf des Schaltkoͤniges ſchlos. Da taͤhten ſie einen
fußfal. Joſef aber ſagte zu ihnen: wie habt ihr euch
duͤrfen unterfangen ein ſolches zu tuhn? Wiſſet ihr
nicht/ daß es ein man/ als ich bin/ errahten koͤnte?
Judah fing endlich an/ und ſagte: ach! mein Herꝛ/
was ſollen wir reden? oder was ſollen wir nicht reden?
und womit ſollen wir uns rechtfaͤrtigen? Gott hat die
miſſetaht deiner knechte gefunden. Siehe da? wir/
und der/ bei dem man den Baͤcher gefunden/ ſeind mei-
nes Herrn knechte. Joſef aber antwortete: das ſei
ferne von mir. Der man/ bei dem der Baͤcher gefun-
den
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