Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.Kurtzbündige 100 h. des 1 b. und Plinius im 15 h. des 3 b. als auchSolinus/ Justinus/ und Kornelius Tazitus weitleuftig. Auch wollen etliche/ daß man zu solchem Jüdenpeche/ damit es besser flüßen möchte/ den dün- nen Babilonischen Jüdenleim genommen: den die Gricchen naphtha nennen/ und Dioskorides im 10 h. des 1 b. als auch Plinius im 105 h. des 2 b. Strabo/ im 16 b. und Plutarch/ mit mehr andern/ beschrieben. Viele halten diesen Jüdenleim vor das so genente Peter- oder stein-öhl; welches in unterschiedlichen Egiptischen örtern/ mit gantzen pfuhlen/ gefunden wird: daraus es die alten Egipter/ durch röhren/ un- ter der erde hin/ in ihre ewigbrennende Grablampen geleitet; wie der Araber Schianga/ in seinen Ge- schichten von den gedenkwürdigsten Egiptischen din- gen bezeuget. Wan dieses Balsempech also zubereitet war/ und die Leichen darinnen eine zeit lang gelegen; so hatte es sich mit solcher kraft selbst in die allerinner- sten teile hinein gezogen/ ja den gantzen leib dergestalt zusammengezogen/ daß er fast halb eingekrümpft/ und aus einer mansleiche eine kinderleiche geworden zu sein schien. Daher darf man sich auch nicht verwundern/ daß alle solche gebalsemte Leichen/ die man heute zu ta- ge findet/ von den unwissenden/ mehr von Kindern/ als erwachsenen Menschen/ weil sie alle so klein seind/ an- gesehen werden. Ich selbsten habe eine Hand/ die von einem gebalsemten Könige sein sol/ und mir vom Herrn Johan Georg Brandauen in meine Kunstkam- mer verehret worden. Diese scheinet/ auch selbsten den knochen nach/ so klein/ als were sie von einem drei- oder vier-jährigem Kinde. Von gemeltem Jüden- peche/ aus dem Sodom-Gomorrischen Todtzen- pfuhle/ hat mir ebenmäßig der Edele Böhmer/ Herr Paul Jahn/ Ritter von Malta/ unter den höchst- löblichen Deutschgesinneten der Vermehrende/ ein stüklein/
Kurtzbuͤndige 100 h. des 1 b. und Plinius im 15 h. des 3 b. als auchSolinus/ Juſtinus/ und Kornelius Tazitus weitleuftig. Auch wollen etliche/ daß man zu ſolchem Juͤdenpeche/ damit es beſſer fluͤßen moͤchte/ den duͤn- nen Babiloniſchen Juͤdenleim genommen: den die Gricchen νάφϑα nennen/ und Dioſkorides im 10 h. des 1 b. als auch Plinius im 105 h. des 2 b. Strabo/ im 16 b. und Plutarch/ mit mehr andern/ beſchrieben. Viele halten dieſen Juͤdenleim vor das ſo genente Peter- oder ſtein-oͤhl; welches in unterſchiedlichen Egiptiſchen oͤrtern/ mit gantzen pfuhlen/ gefunden wird: daraus es die alten Egipter/ durch roͤhren/ un- ter der erde hin/ in ihre ewigbrennende Grablampen geleitet; wie der Araber Schianga/ in ſeinen Ge- ſchichten von den gedenkwuͤrdigſten Egiptiſchen din- gen bezeuget. Wan dieſes Balſempech alſo zubereitet war/ und die Leichen darinnen eine zeit lang gelegen; ſo hatte es ſich mit ſolcher kraft ſelbſt in die allerinner- ſten teile hinein gezogen/ ja den gantzen leib dergeſtalt zuſammengezogen/ daß er faſt halb eingekruͤmpft/ und aus einer mansleiche eine kinderleiche geworden zu ſein ſchien. Daher darf man ſich auch nicht verwundern/ daß alle ſolche gebalſemte Leichen/ die man heute zu ta- ge findet/ von den unwiſſenden/ mehr von Kindern/ als erwachſenen Menſchen/ weil ſie alle ſo klein ſeind/ an- geſehen werden. Ich ſelbſten habe eine Hand/ die von einem gebalſemten Koͤnige ſein ſol/ und mir vom Herꝛn Johan Georg Brandauen in meine Kunſtkam- mer verehret worden. Dieſe ſcheinet/ auch ſelbſten den knochen nach/ ſo klein/ als were ſie von einem drei- oder vier-jaͤhrigem Kinde. Von gemeltem Juͤden- peche/ aus dem Sodom-Gomorriſchen Todtzen- pfuhle/ hat mir ebenmaͤßig der Edele Boͤhmer/ Herꝛ Paul Jahn/ Ritter von Malta/ unter den hoͤchſt- loͤblichen Deutſchgeſinneten der Vermehrende/ ein ſtuͤklein/
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Kurtzbuͤndige
100 h. des 1 b. und Plinius im 15 h. des 3 b. als auch
Solinus/ Juſtinus/ und Kornelius Tazitus
weitleuftig. Auch wollen etliche/ daß man zu ſolchem
Juͤdenpeche/ damit es beſſer fluͤßen moͤchte/ den duͤn-
nen Babiloniſchen Juͤdenleim genommen: den die
Gricchen νάφϑα nennen/ und Dioſkorides im 10 h.
des 1 b. als auch Plinius im 105 h. des 2 b. Strabo/
im 16 b. und Plutarch/ mit mehr andern/ beſchrieben.
Viele halten dieſen Juͤdenleim vor das ſo genente
Peter- oder ſtein-oͤhl; welches in unterſchiedlichen
Egiptiſchen oͤrtern/ mit gantzen pfuhlen/ gefunden
wird: daraus es die alten Egipter/ durch roͤhren/ un-
ter der erde hin/ in ihre ewigbrennende Grablampen
geleitet; wie der Araber Schianga/ in ſeinen Ge-
ſchichten von den gedenkwuͤrdigſten Egiptiſchen din-
gen bezeuget. Wan dieſes Balſempech alſo zubereitet
war/ und die Leichen darinnen eine zeit lang gelegen;
ſo hatte es ſich mit ſolcher kraft ſelbſt in die allerinner-
ſten teile hinein gezogen/ ja den gantzen leib dergeſtalt
zuſammengezogen/ daß er faſt halb eingekruͤmpft/ und
aus einer mansleiche eine kinderleiche geworden zu ſein
ſchien. Daher darf man ſich auch nicht verwundern/
daß alle ſolche gebalſemte Leichen/ die man heute zu ta-
ge findet/ von den unwiſſenden/ mehr von Kindern/ als
erwachſenen Menſchen/ weil ſie alle ſo klein ſeind/ an-
geſehen werden. Ich ſelbſten habe eine Hand/ die von
einem gebalſemten Koͤnige ſein ſol/ und mir vom Herꝛn
Johan Georg Brandauen in meine Kunſtkam-
mer verehret worden. Dieſe ſcheinet/ auch ſelbſten
den knochen nach/ ſo klein/ als were ſie von einem drei-
oder vier-jaͤhrigem Kinde. Von gemeltem Juͤden-
peche/ aus dem Sodom-Gomorriſchen Todtzen-
pfuhle/ hat mir ebenmaͤßig der Edele Boͤhmer/ Herꝛ
Paul Jahn/ Ritter von Malta/ unter den hoͤchſt-
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Zitationshilfe: | Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/548>, abgerufen am 28.07.2024. |