Zesen, Philip von: Neues Buß- und Gebätt-buch. Schaffhausen, 1660.Tägliches Abend-gebätt einer Dienst-magd. dir beliebt/ frölich erwache/ und getrost wide[ - 1 Zeichen fehlt]an meine arbeit gehe. Vor allen dingen abe[r] vergib mir alle meine sünden/ die mir so wo[l] durch anerben/ alß durch eignes verderben/ als eine schwäre last auff dem halse ligen: damit ich darinnen nicht etwan entschlaffe/ und dar- durch auß diser zeitlichen dienstbarkeit in die ewige gerahte. Ach! Herr/ vergib/ ja vergib sie mir umm deines bittern leidens willen/ und hilff/ daß ich mich bessere/ und der sünden magd und leibeigene nimmer mehr wider erfunden werde. Darumm erleuchte mir mit deiner klar- heit mein herze und eröffne mir das auge mei- nes glaubens/ und brich an in mir als ein heller Morgenstern/ der mich auß der nacht dieser welt/ und auß dem dunkeln Mondes-schein di- ses lebens führe/ zum ewigen tage deß himmels/ ja in den ewig ewig unver änderlichen/ unaus- sprechlichen klaren Sonnen-schein deß unend- lichen seeligen lebens. Aber inzwischen laß dir heute und allezeit befohlen sein mein armes le- ben/ meinen Herren und meine Fraue/ und alle/ vor die ich schuldig bin zu bitten/ in deine gnädige obhut. Ach! Herr/ beschirme uns/ Ach! Herr/ sej uns gnädig/ Ach! Herr/ erbar- me dich unser. Solches bitte ich dich/ O du Schuzherr aller/ die dich lieben/ umm deiner lie- be willen/ der du bist der anfang und das ende. Ach ja! so sej es. Pau-
Tägliches Abend-gebätt einer Dienſt-magd. dir beliebt/ frölich erwache/ und getroſt wide[ – 1 Zeichen fehlt]an meine arbeit gehe. Vor allen dingen abe[r] vergib mir alle meine ſünden/ die mir ſo wo[l] durch anerben/ alß durch eignes verderben/ als eine ſchwäre laſt auff dem halſe ligen: damit ich darinnen nicht etwan entſchlaffe/ und dar- durch auß diſer zeitlichen dienſtbarkeit in die ewige gerahte. Ach! Herꝛ/ vergib/ ja vergib ſie mir um̃ deines bittern leidens willen/ und hilff/ daß ich mich beſſere/ und der ſünden magd und leibeigene nimmer mehr wider erfunden werde. Darum̃ erleuchte mir mit deiner klar- heit mein herze und eröffne mir das auge mei- nes glaubens/ und brich an in mir als ein heller Morgenſtern/ der mich auß der nacht dieſer welt/ und auß dem dunkeln Mondes-ſchein di- ſes lebens fuͤhre/ zum ewigen tage deß him̃els/ ja in den ewig ewig unver änderlichen/ unaus- ſprechlichen klaren Sonnen-ſchein deß unend- lichen ſeeligen lebens. Aber inzwiſchen laß dir heute und allezeit befohlen ſein mein armes le- ben/ meinen Herꝛen und meine Fraue/ und alle/ vor die ich ſchuldig bin zu bitten/ in deine gnädige obhut. Ach! Herꝛ/ beſchirme uns/ Ach! Herꝛ/ ſej uns gnädig/ Ach! Herꝛ/ erbar- me dich unſer. Solches bitte ich dich/ O du Schuzherꝛ aller/ die dich lieben/ um̃ deiner lie- be willen/ der du biſt der anfang und das ende. Ach ja! ſo ſej es. Pau-
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Tägliches Abend-gebätt einer Dienſt-magd.
dir beliebt/ frölich erwache/ und getroſt wide_
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vergib mir alle meine ſünden/ die mir ſo wol
durch anerben/ alß durch eignes verderben/ als
eine ſchwäre laſt auff dem halſe ligen: damit
ich darinnen nicht etwan entſchlaffe/ und dar-
durch auß diſer zeitlichen dienſtbarkeit in die
ewige gerahte. Ach! Herꝛ/ vergib/ ja vergib
ſie mir um̃ deines bittern leidens willen/ und
hilff/ daß ich mich beſſere/ und der ſünden magd
und leibeigene nimmer mehr wider erfunden
werde. Darum̃ erleuchte mir mit deiner klar-
heit mein herze und eröffne mir das auge mei-
nes glaubens/ und brich an in mir als ein heller
Morgenſtern/ der mich auß der nacht dieſer
welt/ und auß dem dunkeln Mondes-ſchein di-
ſes lebens fuͤhre/ zum ewigen tage deß him̃els/
ja in den ewig ewig unver änderlichen/ unaus-
ſprechlichen klaren Sonnen-ſchein deß unend-
lichen ſeeligen lebens. Aber inzwiſchen laß dir
heute und allezeit befohlen ſein mein armes le-
ben/ meinen Herꝛen und meine Fraue/ und
alle/ vor die ich ſchuldig bin zu bitten/ in deine
gnädige obhut. Ach! Herꝛ/ beſchirme uns/
Ach! Herꝛ/ ſej uns gnädig/ Ach! Herꝛ/ erbar-
me dich unſer. Solches bitte ich dich/ O du
Schuzherꝛ aller/ die dich lieben/ um̃ deiner lie-
be willen/ der du biſt der anfang und das ende.
Ach ja! ſo ſej es.
Pau-
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(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
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