Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zesen, Philip von: Neues Buß- und Gebätt-buch. Schaffhausen, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

die sich zu verehlichen gedenket.
von mir getriben. O kehre wider/ kehre wider
mein Vater/ deine Tochter bereuet ihre sünde/
umm derentwillen du ihr deine gnädige Gegen-
wart entziehest. Ach! vergib/ vergib mir mei-
ne mißhandlung/ und kehre wider/ kehre wi-
der/ O warhafftiges Liecht/ welches den men-
schen erleuchtet zum ewigen leben: Dann/ die
Sonne gehet under/ und die Finsternus der
nacht ummgibt uns/ der schatten deß todes umm-
ringet meine seele/ und der dampf auß der höl-
len benebelt meine augen. Jch denke an dich/
wan ich mich zu Bette lege/ von herzen begeh-
re ich deiner deß nachts. Ach Herr/ lehre mich/
daß es ein ende mit mir haben muß/ und mein
leben ein ziel hat/ und das ich darvon mus: leh-
re mich bedenken/ daß ich sterben mus/ auff das
ich klug werde/ und mein herz abwende von al-
ler eitlekeit/ ja meine seele nicht ferner mit sün-
den besudele: sondern in deiner forcht dir nach-
wandele/ dich in wahrem glauben ergreiffe/
und diese nacht und die übrige wenige zeit mei-
nes lebens/ ohne bekümmernus und anfecht-
ung deß fleisches/ durchbringe. Wann es auch
je dein wille/ daß ich diß leben nicht mehr in ei-
nigkeit verschliessen/ und nicht mehr alleine
mich zu bethe begeben soll: sondern/ neben Dir
einen mitgehülffen meines lebens/ einen bej-
stand meines wandels/ und einen mitgenossen

mei-
K ij

die ſich zu verehlichen gedenket.
von mir getriben. O kehre wider/ kehre wider
mein Vater/ deine Tochter bereuet ihre ſünde/
um̃ derentwillen du ihr deine gnädige Gegen-
wart entzieheſt. Ach! vergib/ vergib mir mei-
ne mißhandlung/ und kehre wider/ kehre wi-
der/ O warhafftiges Liecht/ welches den men-
ſchen erleuchtet zum ewigen leben: Dann/ die
Sonne gehet under/ und die Finſternus der
nacht um̃gibt uns/ der ſchatten deß todes um̃-
ringet meine ſeele/ und der dampf auß der höl-
len benebelt meine augen. Jch denke an dich/
wan ich mich zu Bette lege/ von herzen begeh-
re ich deiner deß nachts. Ach Herꝛ/ lehre mich/
daß es ein ende mit mir haben muß/ und mein
leben ein ziel hat/ und das ich darvon mus: leh-
re mich bedenken/ daß ich ſterben mus/ auff das
ich klug werde/ und mein herz abwende von al-
ler eitlekeit/ ja meine ſeele nicht ferner mit ſün-
den beſudele: ſondern in deiner forcht dir nach-
wandele/ dich in wahrem glauben ergreiffe/
und dieſe nacht und die übrige wenige zeit mei-
nes lebens/ ohne bekuͤmmernus und anfecht-
ung deß fleiſches/ durchbringe. Wann es auch
je dein wille/ daß ich diß leben nicht mehr in ei-
nigkeit verſchlieſſen/ und nicht mehr alleine
mich zu bethe begeben ſoll: ſondern/ neben Dir
einen mitgehülffen meines lebens/ einen bej-
ſtand meines wandels/ und einen mitgenoſſen

mei-
K ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0160" n="147"/><fw place="top" type="header">die &#x017F;ich zu verehlichen gedenket.</fw><lb/>
von mir getriben. O kehre wider/ kehre wider<lb/>
mein Vater/ deine Tochter bereuet ihre &#x017F;ünde/<lb/>
um&#x0303; derentwillen du ihr deine gnädige Gegen-<lb/>
wart entziehe&#x017F;t. Ach! vergib/ vergib mir mei-<lb/>
ne mißhandlung/ und kehre wider/ kehre wi-<lb/>
der/ O warhafftiges Liecht/ welches den men-<lb/>
&#x017F;chen erleuchtet zum ewigen leben: Dann/ die<lb/>
Sonne gehet under/ und die Fin&#x017F;ternus der<lb/>
nacht um&#x0303;gibt uns/ der &#x017F;chatten deß todes um&#x0303;-<lb/>
ringet meine &#x017F;eele/ und der dampf auß der höl-<lb/>
len benebelt meine augen. Jch denke an dich/<lb/>
wan ich mich zu Bette lege/ von herzen begeh-<lb/>
re ich deiner deß nachts. Ach Her&#xA75B;/ lehre mich/<lb/>
daß es ein ende mit mir haben muß/ und mein<lb/>
leben ein ziel hat/ und das ich darvon mus: leh-<lb/>
re mich bedenken/ daß ich &#x017F;terben mus/ auff das<lb/>
ich klug werde/ und mein herz abwende von al-<lb/>
ler eitlekeit/ ja meine &#x017F;eele nicht ferner mit &#x017F;ün-<lb/>
den be&#x017F;udele: &#x017F;ondern in deiner forcht dir nach-<lb/>
wandele/ dich in wahrem glauben ergreiffe/<lb/>
und die&#x017F;e nacht und die übrige wenige zeit mei-<lb/>
nes lebens/ ohne beku&#x0364;mmernus und anfecht-<lb/>
ung deß flei&#x017F;ches/ durchbringe. Wann es auch<lb/>
je dein wille/ daß ich diß leben nicht mehr in ei-<lb/>
nigkeit ver&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en/ und nicht mehr alleine<lb/>
mich zu bethe begeben &#x017F;oll: &#x017F;ondern/ neben Dir<lb/>
einen mitgehülffen meines lebens/ einen bej-<lb/>
&#x017F;tand meines wandels/ und einen mitgeno&#x017F;&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K ij</fw><fw place="bottom" type="catch">mei-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0160] die ſich zu verehlichen gedenket. von mir getriben. O kehre wider/ kehre wider mein Vater/ deine Tochter bereuet ihre ſünde/ um̃ derentwillen du ihr deine gnädige Gegen- wart entzieheſt. Ach! vergib/ vergib mir mei- ne mißhandlung/ und kehre wider/ kehre wi- der/ O warhafftiges Liecht/ welches den men- ſchen erleuchtet zum ewigen leben: Dann/ die Sonne gehet under/ und die Finſternus der nacht um̃gibt uns/ der ſchatten deß todes um̃- ringet meine ſeele/ und der dampf auß der höl- len benebelt meine augen. Jch denke an dich/ wan ich mich zu Bette lege/ von herzen begeh- re ich deiner deß nachts. Ach Herꝛ/ lehre mich/ daß es ein ende mit mir haben muß/ und mein leben ein ziel hat/ und das ich darvon mus: leh- re mich bedenken/ daß ich ſterben mus/ auff das ich klug werde/ und mein herz abwende von al- ler eitlekeit/ ja meine ſeele nicht ferner mit ſün- den beſudele: ſondern in deiner forcht dir nach- wandele/ dich in wahrem glauben ergreiffe/ und dieſe nacht und die übrige wenige zeit mei- nes lebens/ ohne bekuͤmmernus und anfecht- ung deß fleiſches/ durchbringe. Wann es auch je dein wille/ daß ich diß leben nicht mehr in ei- nigkeit verſchlieſſen/ und nicht mehr alleine mich zu bethe begeben ſoll: ſondern/ neben Dir einen mitgehülffen meines lebens/ einen bej- ſtand meines wandels/ und einen mitgenoſſen mei- K ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-05-24T12:24:22Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_gebetbuch_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_gebetbuch_1660/160
Zitationshilfe: Zesen, Philip von: Neues Buß- und Gebätt-buch. Schaffhausen, 1660, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_gebetbuch_1660/160>, abgerufen am 14.08.2024.