Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zesen, Philip von: Neues Buß- und Gebätt-buch. Schaffhausen, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Gebätt umm rechtschaffene erkanntnus dersünden
damit ich sehe/ und lerne/ alles/ was unrecht/ und
sünde sej für deinen heiligen augen; damit ich alle
meine sünde erkenne/ alle krankheiten meiner seelen
eigentlich und vollkömlich wisse/ und sie vor dir/ O
Gott/ alle mit einander kund und offenbar mache/
auff daß sie auch eben so vollkömlich alle mit einan-
der mögen geheilet werden. Ja/ weil ich auch leider!
vielmals den hoffärtigen und halsstarrigen kranken
nacharte/ welche nicht wissen/ noch bekennen wollen/
daß sie krank sind/ ob sie es schon wissen/ und daher
jhres leibes gesundheit selbst versaumen und verscher-
zen; in dem ich auch/ eben wie sie/ die krankheit mei-
ner seelen/ und meine sünde nicht wissen/ oder erken-
nen/ noch bekennen wil/ ob ich schon weis/ daß ich ge-
sündiget; sondern als ein auffgeblafener werkheiliger
in meiner eingebildeten gerechtigkeit/ stolz und hoch-
mütig einhertrette/ und meiner seelen ewige gesund-
heit und ewiges heil verwahrlose: so steure doch/ O
Herr/ meinem hochmüt/ und nimm weg auß meinem
fleische das steinerne herz/ und gib mir ein fleischernes
ja ein geängstigtes/ zerschlagenes/ zerbrochenes herz/
und einen neuen geängstigten geist: daß ich mich förch
te für deinem wort/ daß ich/ als ein armer sünder/
in erkanntnus meiner ungerechtigkeit/ von herzen de-
mütig sej/ dir meine sünde bekenne/ und meine misse-
that nicht verhäle/ damit ich von deiner gnade der-
selben völlige vergebung erlange/ und geheilet werde
von aller meiner schwachheit. Solches wollestu thun/
O Gott/ umm deiner/ ja umm deines lieben sohnes/ lie-
be willen. Ach Herr/ thüe es/ und sej mir armen sün-
dern gnädig. Ach ja! so sej es.

Ge-

Gebaͤtt um̃ rechtſchaffene erkañtnus derſünden
damit ich ſehe/ und lerne/ alles/ was unrecht/ und
ſünde ſej für deinen heiligen augen; damit ich alle
meine ſünde erkenne/ alle krankheiten meiner ſeelen
eigentlich und vollkoͤmlich wiſſe/ und ſie vor dir/ O
Gott/ alle mit einander kund und offenbar mache/
auff daß ſie auch eben ſo vollkoͤmlich alle mit einan-
der moͤgen geheilet werden. Ja/ weil ich auch leider!
vielmals den hoffaͤrtigen und halsſtarꝛigen kranken
nacharte/ welche nicht wiſſen/ noch bekeñen wollen/
daß ſie krank ſind/ ob ſie es ſchon wiſſen/ und daher
jhres leibes geſundheit ſelbſt verſaumẽ und verſcher-
zen; in dem ich auch/ eben wie ſie/ die krankheit mei-
ner ſeelen/ und meine ſünde nicht wiſſen/ oder erken-
nen/ noch bekennen wil/ ob ich ſchon weis/ daß ich ge-
ſündiget; ſondern als ein auffgeblafener werkheiliger
in meiner eingebildeten gerechtigkeit/ ſtolz und hoch-
muͤtig einhertrette/ und meiner ſeelen ewige geſund-
heit und ewiges heil verwahrloſe: ſo ſteure doch/ O
Herꝛ/ meinem hochmuͤt/ und nim̃ weg auß meinem
fleiſche das ſteinerne herz/ und gib mir ein fleiſchernes
ja ein geaͤngſtigtes/ zerſchlagenes/ zerbrochenes herz/
und einen neuen geaͤngſtigten geiſt: daß ich mich foͤrch
te fuͤr deinem wort/ daß ich/ als ein armer ſünder/
in erkañtnus meiner ungerechtigkeit/ von herzen de-
muͤtig ſej/ dir meine ſünde bekenne/ und meine miſſe-
that nicht verhaͤle/ damit ich von deiner gnade der-
ſelben voͤllige vergebung erlange/ und geheilet werde
von aller meiner ſchwachheit. Solches wolleſtu thun/
O Gott/ um̃ deiner/ ja um̃ deines lieben ſohnes/ lie-
be willen. Ach Herꝛ/ thuͤe es/ und ſej mir armen ſün-
dern gnaͤdig. Ach ja! ſo ſej es.

Ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0316" n="303"/><fw place="top" type="header">Geba&#x0364;tt um&#x0303; recht&#x017F;chaffene erkan&#x0303;tnus der&#x017F;ünden</fw><lb/>
damit ich &#x017F;ehe/ und lerne/ alles/ was unrecht/ und<lb/>
&#x017F;ünde &#x017F;ej für deinen heiligen augen; damit ich alle<lb/>
meine &#x017F;ünde erkenne/ alle krankheiten meiner &#x017F;eelen<lb/>
eigentlich und vollko&#x0364;mlich wi&#x017F;&#x017F;e/ und &#x017F;ie vor dir/ O<lb/>
Gott/ alle mit einander kund und offenbar mache/<lb/>
auff daß &#x017F;ie auch eben &#x017F;o vollko&#x0364;mlich alle mit einan-<lb/>
der mo&#x0364;gen geheilet werden. Ja/ weil ich auch leider!<lb/>
vielmals den hoffa&#x0364;rtigen und hals&#x017F;tar&#xA75B;igen kranken<lb/>
nacharte/ welche nicht wi&#x017F;&#x017F;en/ noch beken&#x0303;en wollen/<lb/>
daß &#x017F;ie krank &#x017F;ind/ ob &#x017F;ie es &#x017F;chon wi&#x017F;&#x017F;en/ und daher<lb/>
jhres leibes ge&#x017F;undheit &#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;aum&#x1EBD; und ver&#x017F;cher-<lb/>
zen; in dem ich auch/ eben wie &#x017F;ie/ die krankheit mei-<lb/>
ner &#x017F;eelen/ und meine &#x017F;ünde nicht wi&#x017F;&#x017F;en/ oder erken-<lb/>
nen/ noch bekennen wil/ ob ich &#x017F;chon weis/ daß ich ge-<lb/>
&#x017F;ündiget; &#x017F;ondern als ein auffgeblafener werkheiliger<lb/>
in meiner eingebildeten gerechtigkeit/ &#x017F;tolz und hoch-<lb/>
mu&#x0364;tig einhertrette/ und meiner &#x017F;eelen ewige ge&#x017F;und-<lb/>
heit und ewiges heil verwahrlo&#x017F;e: &#x017F;o &#x017F;teure doch/ O<lb/>
Her&#xA75B;/ meinem hochmu&#x0364;t/ und nim&#x0303; weg auß meinem<lb/>
flei&#x017F;che das &#x017F;teinerne herz/ und gib mir ein flei&#x017F;chernes<lb/>
ja ein gea&#x0364;ng&#x017F;tigtes/ zer&#x017F;chlagenes/ zerbrochenes herz/<lb/>
und einen neuen gea&#x0364;ng&#x017F;tigten gei&#x017F;t: daß ich mich fo&#x0364;rch<lb/>
te fu&#x0364;r deinem wort/ daß ich/ als ein armer &#x017F;ünder/<lb/>
in erkan&#x0303;tnus meiner ungerechtigkeit/ von herzen de-<lb/>
mu&#x0364;tig &#x017F;ej/ dir meine &#x017F;ünde bekenne/ und meine mi&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
that nicht verha&#x0364;le/ damit ich von deiner gnade der-<lb/>
&#x017F;elben vo&#x0364;llige vergebung erlange/ und geheilet werde<lb/>
von aller meiner &#x017F;chwachheit. Solches wolle&#x017F;tu thun/<lb/>
O Gott/ um&#x0303; deiner/ ja um&#x0303; deines lieben &#x017F;ohnes/ lie-<lb/>
be willen. Ach Her&#xA75B;/ thu&#x0364;e es/ und &#x017F;ej mir armen &#x017F;ün-<lb/>
dern gna&#x0364;dig. Ach ja! &#x017F;o &#x017F;ej es.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[303/0316] Gebaͤtt um̃ rechtſchaffene erkañtnus derſünden damit ich ſehe/ und lerne/ alles/ was unrecht/ und ſünde ſej für deinen heiligen augen; damit ich alle meine ſünde erkenne/ alle krankheiten meiner ſeelen eigentlich und vollkoͤmlich wiſſe/ und ſie vor dir/ O Gott/ alle mit einander kund und offenbar mache/ auff daß ſie auch eben ſo vollkoͤmlich alle mit einan- der moͤgen geheilet werden. Ja/ weil ich auch leider! vielmals den hoffaͤrtigen und halsſtarꝛigen kranken nacharte/ welche nicht wiſſen/ noch bekeñen wollen/ daß ſie krank ſind/ ob ſie es ſchon wiſſen/ und daher jhres leibes geſundheit ſelbſt verſaumẽ und verſcher- zen; in dem ich auch/ eben wie ſie/ die krankheit mei- ner ſeelen/ und meine ſünde nicht wiſſen/ oder erken- nen/ noch bekennen wil/ ob ich ſchon weis/ daß ich ge- ſündiget; ſondern als ein auffgeblafener werkheiliger in meiner eingebildeten gerechtigkeit/ ſtolz und hoch- muͤtig einhertrette/ und meiner ſeelen ewige geſund- heit und ewiges heil verwahrloſe: ſo ſteure doch/ O Herꝛ/ meinem hochmuͤt/ und nim̃ weg auß meinem fleiſche das ſteinerne herz/ und gib mir ein fleiſchernes ja ein geaͤngſtigtes/ zerſchlagenes/ zerbrochenes herz/ und einen neuen geaͤngſtigten geiſt: daß ich mich foͤrch te fuͤr deinem wort/ daß ich/ als ein armer ſünder/ in erkañtnus meiner ungerechtigkeit/ von herzen de- muͤtig ſej/ dir meine ſünde bekenne/ und meine miſſe- that nicht verhaͤle/ damit ich von deiner gnade der- ſelben voͤllige vergebung erlange/ und geheilet werde von aller meiner ſchwachheit. Solches wolleſtu thun/ O Gott/ um̃ deiner/ ja um̃ deines lieben ſohnes/ lie- be willen. Ach Herꝛ/ thuͤe es/ und ſej mir armen ſün- dern gnaͤdig. Ach ja! ſo ſej es. Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-05-24T12:24:22Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_gebetbuch_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_gebetbuch_1660/316
Zitationshilfe: Zesen, Philip von: Neues Buß- und Gebätt-buch. Schaffhausen, 1660, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_gebetbuch_1660/316>, abgerufen am 22.12.2024.