Zesen, Philip von: Neues Buß- und Gebätt-buch. Schaffhausen, 1660.einer erwachsenen jungfrauen. wollüste der welt/ entheiliget/ und zu einem size der bö-sen geister gemachet/ das betauret mein herz. Ach! daß ich wassers genug hette in meinem haupte/ und meine augen thränen-kwelle wären/ daß ich tag und nacht weinen möchte über solche meine sünde. Ach! was soll ich beginnen? wo soll ich trost suchen? wo soll ich hülffe finden? Bej dir/ bej dir/ mein Herr Jesu. Du bist mein Tröster/ mein Heiffer/ mein Versüh- ner/ mein Burge/ meine Zuflucht/ mein Erlöser/ und mein Heil. Ach! so komme ich dann mit gedemütigtem herzen/ mit geängstigter seelen/ zu deinem heiligen gnaden-stul/ mit inniglicher herzlicher bitte/ du wollest dieses mein so sehr besudeltes und beflektes Braut- kleid/ mit deinem heiligen blute besprengen/ meinen zerrissenen rok der gerechtigkeit durch die zerrissene zarte haut deines heiligen leibes wider ergänzen/ und den verbrochenen und verwelkten kranz meiner ehren/ durch deine blutige Dorne-krone wider erneüeren/ daß er mir seje eine krone der unsterbligkeit: umm mei- net willen/ ja umm meiner sünde willen/ hast du ja ge- litten/ und so viel schmach und übels erduldet/ daß ich dir und deinem himmlischen Vater versühnet/ verge- bung erlangte/ und in ewiger gnadelebte. Ej! so laß mich dann nun deines so hoch-teüren verdienstes und blutvergiessens auch teilhafftig werden/ und wasche mich/ ja reinige mich/ dir zu einer heiligen wohnung/ von allen meinen sünden; ja stärke meinen schwach- en glauben/ daß ich mich deines todes allezeit tröste/ und in solchen trost in dir lebe/ und du in mir/ ja nichts thüe/ als was deinem heiligen willen gefällig/ damit ich dermal eins würdig erfunden werde zu deiner rech-
einer erwachſenen jungfrauen. wollüſte der welt/ entheiliget/ und zu einem ſize der boͤ-ſen geiſter gemachet/ das betauret mein herz. Ach! daß ich waſſers genug hette in meinem haupte/ und meine augen thraͤnen-kwelle waͤren/ daß ich tag und nacht weinen moͤchte über ſolche meine ſünde. Ach! was ſoll ich begiñen? wo ſoll ich troſt ſuchen? wo ſoll ich hülffe finden? Bej dir/ bej dir/ mein Herꝛ Jeſu. Du biſt mein Troͤſter/ mein Heiffer/ mein Verſuͤh- ner/ mein Burge/ meine Zuflucht/ mein Erloͤſer/ und mein Heil. Ach! ſo kom̃e ich dañ mit gedemuͤtigtem herzen/ mit geaͤngſtigter ſeelen/ zu deinem heiligen gnaden-ſtul/ mit iñiglicher herzlicher bitte/ du wolleſt dieſes mein ſo ſehr beſudeltes und beflektes Braut- kleid/ mit deinem heiligen blute beſprengen/ meinen zerꝛiſſenen rok der gerechtigkeit durch die zerꝛiſſene zarte haut deines heiligen leibes wider ergaͤnzen/ und den verbrochenen und verwelkten kranz meiner ehrẽ/ durch deine blutige Dorne-krone wider erneüeren/ daß er mir ſeje eine krone der unſterbligkeit: um̃ mei- net willen/ ja um̃ meiner ſünde willen/ haſt du ja ge- litten/ und ſo viel ſchmach und übels erduldet/ daß ich dir und deinem him̃liſchen Vater verſuͤhnet/ verge- bung erlangte/ und in ewiger gnadelebte. Ej! ſo laß mich dañ nun deines ſo hoch-teüren verdienſtes und blutvergieſſens auch teilhafftig werden/ und waſche mich/ ja reinige mich/ dir zu einer heiligen wohnung/ von allen meinen ſünden; ja ſtaͤrke meinen ſchwach- en glauben/ daß ich mich deines todes allezeit troͤſte/ und in ſolchẽ troſt in dir lebe/ und du in mir/ ja nichts thuͤe/ als was deinem heiligen willen gefaͤllig/ damit ich dermal eins würdig erfunden werde zu deiner rech-
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einer erwachſenen jungfrauen.
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ſen geiſter gemachet/ das betauret mein herz. Ach!
daß ich waſſers genug hette in meinem haupte/ und
meine augen thraͤnen-kwelle waͤren/ daß ich tag und
nacht weinen moͤchte über ſolche meine ſünde. Ach!
was ſoll ich begiñen? wo ſoll ich troſt ſuchen? wo ſoll
ich hülffe finden? Bej dir/ bej dir/ mein Herꝛ Jeſu.
Du biſt mein Troͤſter/ mein Heiffer/ mein Verſuͤh-
ner/ mein Burge/ meine Zuflucht/ mein Erloͤſer/ und
mein Heil. Ach! ſo kom̃e ich dañ mit gedemuͤtigtem
herzen/ mit geaͤngſtigter ſeelen/ zu deinem heiligen
gnaden-ſtul/ mit iñiglicher herzlicher bitte/ du wolleſt
dieſes mein ſo ſehr beſudeltes und beflektes Braut-
kleid/ mit deinem heiligen blute beſprengen/ meinen
zerꝛiſſenen rok der gerechtigkeit durch die zerꝛiſſene
zarte haut deines heiligen leibes wider ergaͤnzen/ und
den verbrochenen und verwelkten kranz meiner ehrẽ/
durch deine blutige Dorne-krone wider erneüeren/
daß er mir ſeje eine krone der unſterbligkeit: um̃ mei-
net willen/ ja um̃ meiner ſünde willen/ haſt du ja ge-
litten/ und ſo viel ſchmach und übels erduldet/ daß ich
dir und deinem him̃liſchen Vater verſuͤhnet/ verge-
bung erlangte/ und in ewiger gnadelebte. Ej! ſo laß
mich dañ nun deines ſo hoch-teüren verdienſtes und
blutvergieſſens auch teilhafftig werden/ und waſche
mich/ ja reinige mich/ dir zu einer heiligen wohnung/
von allen meinen ſünden; ja ſtaͤrke meinen ſchwach-
en glauben/ daß ich mich deines todes allezeit troͤſte/
und in ſolchẽ troſt in dir lebe/ und du in mir/ ja nichts
thuͤe/ als was deinem heiligen willen gefaͤllig/ damit
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(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
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