Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zesen, Philipp von: Deütscher Helicon. Bd. 1. Wittenberg, 1641.

Bild:
<< vorherige Seite

sylbigen den weiblichen schließen/ wie H. Lun-
dius gethan/ auff solche manier:

Ja Elßgen ist verbländt/ weil sie an vorrath
reich ist/
Siht sich nach keinem ümb/ es sey denn der Jhr
gleich ist.

Der Männliche aber geht aus auff ein ein-
sylbig oder dergleichen Wort/ da der accent
auff der letzten sylben/ als liebt/ beliebt/ vn-
tergi
ebt/ hat auch in aller art Versen eine
sylbe weniger als der Weibliche/ denn in den
Jambischen seyn alle Männliche acatalectische/
das ist/ anzahl der sylben gerade/ vnd die Weib-
lichen catalectisch oder überflüßig; Jn den
Trochaischen aber sind sich das Wiederspiel/
da alle Weibliche catalectisch/ vnd die Männ-
lichen acatalectisch; Also ist diß ein Jambischer
Vers Männlicher art/ gerade an sylben:

Wenn wir in höchsten Nöthen seyn/

Dieser aber Weiblicher art vngerade:

Wohl dem der weit von hohen dingen.

Die Trochaischen aber schon anders/

Der Weibliche acatalectisch oder gerade;

Höchster Gott/ vnd HErr der Himmel.

Der männliche catalectisch oder vngerade:

Mitten wir im Leben sind.

Weil es nun nicht so wohl klingt/ wenn lauter

Männliche

ſylbigen den weiblichen ſchließen/ wie H. Lun-
dius gethan/ auff ſolche manier:

Ja Elßgen iſt verblaͤndt/ weil ſie an vorrath
reich iſt/
Siht ſich nach keinem uͤmb/ es ſey denn der Jhr
gleich iſt.

Der Maͤnnliche aber geht aus auff ein ein-
ſylbig oder dergleichen Wort/ da der accent
auff der letzten ſylben/ als liebt/ beliébt/ vn-
tergi
ébt/ hat auch in aller art Verſen eine
ſylbe weniger als der Weibliche/ denn in den
Jambiſchen ſeyn alle Maͤñliche acatalectiſche/
das iſt/ anzahl der ſylben gerade/ vnd die Weib-
lichen catalectiſch oder uͤberfluͤßig; Jn den
Trochaiſchen aber ſind ſich das Wiederſpiel/
da alle Weibliche catalectiſch/ vnd die Maͤnn-
lichen acatalectiſch; Alſo iſt diß ein Jambiſcher
Vers Maͤnnlicher art/ gerade an ſylben:

Wenn wir in hoͤchſten Noͤthen ſeyn/

Dieſer aber Weiblicher art vngerade:

Wohl dem der weit von hohen dingen.

Die Trochaiſchen aber ſchon anders/

Der Weibliche acatalectiſch oder gerade;

Hoͤchſter Gott/ vnd HErr der Himmel.

Der maͤnnliche catalectiſch oder vngerade:

Mitten wir im Leben ſind.

Weil es nun nicht ſo wohl klingt/ wenn lauter

Maͤnnliche
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0038"/>
&#x017F;ylbigen den weiblichen &#x017F;chließen/ wie H. Lun-<lb/>
dius gethan/ auff &#x017F;olche manier:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Ja Elßgen i&#x017F;t verbla&#x0364;ndt/ weil &#x017F;ie an vorrath</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">reich i&#x017F;t/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l>Siht &#x017F;ich nach keinem u&#x0364;mb/ es &#x017F;ey denn der Jhr</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">gleich i&#x017F;t.</hi> </hi> </l>
        </lg><lb/>
        <p>Der Ma&#x0364;nnliche aber geht aus auff ein ein-<lb/>
&#x017F;ylbig oder dergleichen Wort/ da der <hi rendition="#aq">accent</hi><lb/>
auff der letzten &#x017F;ylben/ als <hi rendition="#fr">liebt/ beli</hi><hi rendition="#aq">é</hi><hi rendition="#fr">bt/ vn-<lb/>
tergi</hi><hi rendition="#aq">é</hi><hi rendition="#fr">bt/</hi> hat auch in aller art Ver&#x017F;en eine<lb/>
&#x017F;ylbe weniger als der Weibliche/ denn in den<lb/>
Jambi&#x017F;chen &#x017F;eyn alle Ma&#x0364;n&#x0303;liche acatalecti&#x017F;che/<lb/>
das i&#x017F;t/ anzahl der &#x017F;ylben gerade/ vnd die Weib-<lb/>
lichen catalecti&#x017F;ch oder u&#x0364;berflu&#x0364;ßig; Jn den<lb/>
Trochai&#x017F;chen aber &#x017F;ind &#x017F;ich das Wieder&#x017F;piel/<lb/>
da alle Weibliche catalecti&#x017F;ch/ vnd die Ma&#x0364;nn-<lb/>
lichen acatalecti&#x017F;ch; Al&#x017F;o i&#x017F;t diß ein Jambi&#x017F;cher<lb/>
Vers Ma&#x0364;nnlicher art/ gerade an &#x017F;ylben:</p><lb/>
        <p>Wenn wir in ho&#x0364;ch&#x017F;ten No&#x0364;then &#x017F;eyn/</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;er aber Weiblicher art vngerade:</p><lb/>
        <p>Wohl dem der weit von hohen dingen.</p><lb/>
        <p>Die Trochai&#x017F;chen aber &#x017F;chon anders/</p><lb/>
        <p>Der Weibliche acatalecti&#x017F;ch oder gerade;</p><lb/>
        <p>Ho&#x0364;ch&#x017F;ter Gott/ vnd HErr der Himmel.</p><lb/>
        <p>Der ma&#x0364;nnliche catalecti&#x017F;ch oder vngerade:</p><lb/>
        <p>Mitten wir im Leben &#x017F;ind.</p><lb/>
        <p>Weil es nun nicht &#x017F;o wohl klingt/ wenn lauter<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ma&#x0364;nnliche</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0038] ſylbigen den weiblichen ſchließen/ wie H. Lun- dius gethan/ auff ſolche manier: Ja Elßgen iſt verblaͤndt/ weil ſie an vorrath reich iſt/ Siht ſich nach keinem uͤmb/ es ſey denn der Jhr gleich iſt. Der Maͤnnliche aber geht aus auff ein ein- ſylbig oder dergleichen Wort/ da der accent auff der letzten ſylben/ als liebt/ beliébt/ vn- tergiébt/ hat auch in aller art Verſen eine ſylbe weniger als der Weibliche/ denn in den Jambiſchen ſeyn alle Maͤñliche acatalectiſche/ das iſt/ anzahl der ſylben gerade/ vnd die Weib- lichen catalectiſch oder uͤberfluͤßig; Jn den Trochaiſchen aber ſind ſich das Wiederſpiel/ da alle Weibliche catalectiſch/ vnd die Maͤnn- lichen acatalectiſch; Alſo iſt diß ein Jambiſcher Vers Maͤnnlicher art/ gerade an ſylben: Wenn wir in hoͤchſten Noͤthen ſeyn/ Dieſer aber Weiblicher art vngerade: Wohl dem der weit von hohen dingen. Die Trochaiſchen aber ſchon anders/ Der Weibliche acatalectiſch oder gerade; Hoͤchſter Gott/ vnd HErr der Himmel. Der maͤnnliche catalectiſch oder vngerade: Mitten wir im Leben ſind. Weil es nun nicht ſo wohl klingt/ wenn lauter Maͤnnliche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_helikon01_1640
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_helikon01_1640/38
Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Deütscher Helicon. Bd. 1. Wittenberg, 1641, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_helikon01_1640/38>, abgerufen am 23.11.2024.