Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641.1. WJe lange wil meiner der HErre vergessen?Wie lange verbürgstu dein Antlitz für mir? Wie lange sol kummer und sorge mich fressen? und ängsten mein Hertze/ mein Leben allhier? Wie lange sol wüten und toben der Feind? Wann wiltu mir bieten Die Rechte/ die sonsten mich treulich gemeint? 2. Mein flehen und bitten/ o Höchster/ erhöre/Erleuchte die Augen/ laß scheinen dein Licht/ Dem schrecklichen schlaaffe des Todes auch wehre/ Auf daß sich mein Hasser erlustige nicht; Auf daß sich aufs neue/ Nicht rühme der Feind; Auf daß sich nicht freue Der/ welcher mich allezeit fälschlich gemeint. 3. Doch hoff' ich und traue der göttlichen Güte/Die Gnade des Höchsten erfreuet mich so/ Es hilffet ja gerne dein Vater-gemüthe/ Du hilffest und machest mein Hertzerecht froh/ Drümb will ich auch singen Den HErren nun an/ Jch wil mich erschwingen/ Dieweil er mir alles zum besten gethan! XV. Dactylische Ode. Auf
1. WJe lange wil meiner der HErre vergeſſen?Wie lange verbuͤrgſtu dein Antlitz fuͤr mir? Wie lange ſol kummer und ſorge mich freſſen? und aͤngſten mein Hertze/ mein Leben allhier? Wie lange ſol wuͤten und toben der Feind? Wann wiltu mir bieten Die Rechte/ die ſonſten mich treulich gemeint? 2. Mein flehen und bitten/ ô Hoͤchſter/ erhoͤre/Erleuchte die Augen/ laß ſcheinen dein Licht/ Dem ſchrecklichen ſchlaaffe des Todes auch wehre/ Auf daß ſich mein Haſſer erluſtige nicht; Auf daß ſich aufs neue/ Nicht ruͤhme der Feind; Auf daß ſich nicht freue Der/ welcher mich allezeit faͤlſchlich gemeint. 3. Doch hoff’ ich und traue der goͤttlichen Guͤte/Die Gnade des Hoͤchſten erfreuet mich ſo/ Es hilffet ja gerne dein Vater-gemuͤthe/ Du hilffeſt und macheſt mein Hertzerecht froh/ Druͤmb will ich auch ſingen Den HErren nun an/ Jch wil mich erſchwingen/ Dieweil er mir alles zum beſten gethan! XV. Dactyliſche Ode. Auf
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0109" n="93."/> <lg n="1"> <head>1.</head><lb/> <l><hi rendition="#in">W</hi>Je lange wil meiner der HErre vergeſſen?</l><lb/> <l>Wie lange verbuͤrgſtu dein Antlitz fuͤr mir?</l><lb/> <l>Wie lange ſol kummer und ſorge mich freſſen?</l><lb/> <l>und aͤngſten mein Hertze/ mein Leben allhier?</l><lb/> <l>Wie lange ſol wuͤten</l><lb/> <l>und toben der Feind?</l><lb/> <l>Wann wiltu mir bieten</l><lb/> <l>Die Rechte/ die ſonſten mich treulich gemeint?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <head>2.</head><lb/> <l>Mein flehen und bitten/ <hi rendition="#aq">ô</hi> Hoͤchſter/ erhoͤre/</l><lb/> <l>Erleuchte die Augen/ laß ſcheinen dein Licht/</l><lb/> <l>Dem ſchrecklichen ſchlaaffe des Todes auch wehre/</l><lb/> <l>Auf daß ſich mein Haſſer erluſtige nicht;</l><lb/> <l>Auf daß ſich aufs neue/</l><lb/> <l>Nicht ruͤhme der Feind;</l><lb/> <l>Auf daß ſich nicht freue</l><lb/> <l>Der/ welcher mich allezeit faͤlſchlich gemeint.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <head>3.</head><lb/> <l>Doch hoff’ ich und traue der goͤttlichen Guͤte/</l><lb/> <l>Die Gnade des Hoͤchſten erfreuet mich ſo/</l><lb/> <l>Es hilffet ja gerne dein Vater-gemuͤthe/</l><lb/> <l>Du hilffeſt und macheſt mein Hertzerecht froh/</l><lb/> <l>Druͤmb will ich auch ſingen</l><lb/> <l>Den HErren nun an/</l><lb/> <l>Jch wil mich erſchwingen/</l><lb/> <l>Dieweil er mir alles zum beſten gethan!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XV</hi>.</hi><lb/> Dactyliſche Ode.</hi> </head><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Auf</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [93./0109]
1.
WJe lange wil meiner der HErre vergeſſen?
Wie lange verbuͤrgſtu dein Antlitz fuͤr mir?
Wie lange ſol kummer und ſorge mich freſſen?
und aͤngſten mein Hertze/ mein Leben allhier?
Wie lange ſol wuͤten
und toben der Feind?
Wann wiltu mir bieten
Die Rechte/ die ſonſten mich treulich gemeint?
2.
Mein flehen und bitten/ ô Hoͤchſter/ erhoͤre/
Erleuchte die Augen/ laß ſcheinen dein Licht/
Dem ſchrecklichen ſchlaaffe des Todes auch wehre/
Auf daß ſich mein Haſſer erluſtige nicht;
Auf daß ſich aufs neue/
Nicht ruͤhme der Feind;
Auf daß ſich nicht freue
Der/ welcher mich allezeit faͤlſchlich gemeint.
3.
Doch hoff’ ich und traue der goͤttlichen Guͤte/
Die Gnade des Hoͤchſten erfreuet mich ſo/
Es hilffet ja gerne dein Vater-gemuͤthe/
Du hilffeſt und macheſt mein Hertzerecht froh/
Druͤmb will ich auch ſingen
Den HErren nun an/
Jch wil mich erſchwingen/
Dieweil er mir alles zum beſten gethan!
XV.
Dactyliſche Ode.
Auf
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |