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Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641.

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2.
Darümb auch lieben dich unsre Jungfrauen/
Loben und preisen den edlesten Wein;
Laß uns doch/ Liebster/ dein Angesicht schauen/
Zeuch mich und nim mich ins Zimmer hinnein/
Wir folgen mit hauffen
und kommen gelauffen/
O König zu dier/
Jch werde geführet
Mit Golde gezieret
Frölich und freudig ins schöne Losier.
3.
Meinet jhr Töchter/ jhr schönen Jungfrauen/
Meinet nicht/ daß ich geringer als Jhr/
Schwärtzlich doch lieblich laß Jch mich anschauen/
Salomons Töppiche weichen auch mir/
Bin ohne gebrächen;
Es hatt mich das stechen
der Sonnen verbrannt/
seit daß mich geneidet
und von mier sich scheidet
unser Geschwister/ o trauriger stand!
4.
Man hatt mich zur Hüterin laßen einsetzen/
Daß ich die Berge verwachte mit fleiß/
Da mich die Sonne so konte verletzen/
Daß ich an schönheit verlohren den Preiß/
Doch hab' ich der Wache
Vergessen/ ich Schwache/
und
2.
Daruͤmb auch lieben dich unſre Jungfrauen/
Loben und preiſen den edleſten Wein;
Laß uns doch/ Liebſter/ dein Angeſicht ſchauen/
Zeuch mich und nim mich ins Zimmer hinnein/
Wir folgen mit hauffen
und kommen gelauffen/
O Koͤnig zu dier/
Jch werde gefuͤhret
Mit Golde gezieret
Froͤlich und freudig ins ſchoͤne Loſier.
3.
Meinet jhr Toͤchter/ jhr ſchoͤnen Jungfrauen/
Meinet nicht/ daß ich geringer als Jhr/
Schwaͤrtzlich doch lieblich laß Jch mich anſchauen/
Salomons Toͤppiche weichen auch mir/
Bin ohne gebraͤchen;
Es hatt mich das ſtechen
der Sonnen verbrannt/
ſeit daß mich geneidet
und von mier ſich ſcheidet
unſer Geſchwiſter/ ô trauriger ſtand!
4.
Man hatt mich zur Huͤterin laßen einſetzen/
Daß ich die Berge verwachte mit fleiß/
Da mich die Sonne ſo konte verletzen/
Daß ich an ſchoͤnheit verlohren den Preiß/
Doch hab’ ich der Wache
Vergeſſen/ ich Schwache/
und
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[112./0128] 2. Daruͤmb auch lieben dich unſre Jungfrauen/ Loben und preiſen den edleſten Wein; Laß uns doch/ Liebſter/ dein Angeſicht ſchauen/ Zeuch mich und nim mich ins Zimmer hinnein/ Wir folgen mit hauffen und kommen gelauffen/ O Koͤnig zu dier/ Jch werde gefuͤhret Mit Golde gezieret Froͤlich und freudig ins ſchoͤne Loſier. 3. Meinet jhr Toͤchter/ jhr ſchoͤnen Jungfrauen/ Meinet nicht/ daß ich geringer als Jhr/ Schwaͤrtzlich doch lieblich laß Jch mich anſchauen/ Salomons Toͤppiche weichen auch mir/ Bin ohne gebraͤchen; Es hatt mich das ſtechen der Sonnen verbrannt/ ſeit daß mich geneidet und von mier ſich ſcheidet unſer Geſchwiſter/ ô trauriger ſtand! 4. Man hatt mich zur Huͤterin laßen einſetzen/ Daß ich die Berge verwachte mit fleiß/ Da mich die Sonne ſo konte verletzen/ Daß ich an ſchoͤnheit verlohren den Preiß/ Doch hab’ ich der Wache Vergeſſen/ ich Schwache/ und

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641, S. 112.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_helikon02_1641/128>, abgerufen am 24.11.2024.