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Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641.

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Doch stecket durchs fenster mein Liebster die hände/
Mein Leben im hertzen erzittert dafür.
Jch machte mich eylend zum selbigen Ende/
und wolte dem Liebsten eröfnen die Thür.
Es troffen die Hände
Mit Myrrhen ohn ende
und waren benetzt.

2.
Jch hatte dem Liebsten eröfnet die Thüre/
Ach! aber wo war er doch hin?
Weil keinen ich spüre.
Jch suchte den Schönen mit traurigem Sinn;
Jch ruffte doch kont' ich den Liebsten nicht hören/
Die Wächter beraubten und schlugen mich wund.
Euch Töchter Jerusalem will ich beschwören/
Findt jemand Mein Hertze/ so macht es Jhm kunt/
Wie daß ich vor Liebe
Mich hefftig betrübe
und lagerhafft sey.
Die Jungfrauen an die Su-
lamithin.

WAs wilen du schönstes Licht unter den Frauen?
Wen wiltu doch schauen?
Jst jrgend dein Liebster der schönest auf erden?
Mit seinen geberden?
Daß du uns beschwörest so hart?
Sie.

Doch ſtecket durchs fenſter mein Liebſter die haͤnde/
Mein Leben im hertzen erzittert dafuͤr.
Jch machte mich eylend zum ſelbigen Ende/
und wolte dem Liebſten eroͤfnen die Thuͤr.
Es troffen die Haͤnde
Mit Myrrhen ohn ende
und waren benetzt.

2.
Jch hatte dem Liebſten eroͤfnet die Thuͤre/
Ach! aber wo war er doch hin?
Weil keinen ich ſpuͤre.
Jch ſuchte den Schoͤnen mit traurigem Sinn;
Jch ruffte doch kont’ ich den Liebſten nicht hoͤren/
Die Waͤchter beraubten und ſchlugen mich wund.
Euch Toͤchter Jeruſalem will ich beſchwoͤren/
Findt jemand Mein Hertze/ ſo macht es Jhm kunt/
Wie daß ich vor Liebe
Mich hefftig betruͤbe
und lagerhafft ſey.
Die Jungfrauen an die Su-
lamithin.

WAs wilen du ſchoͤnſtes Licht unter den Frauen?
Wen wiltu doch ſchauen?
Jſt jrgend dein Liebſter der ſchoͤneſt auf erden?
Mit ſeinen geberden?
Daß du uns beſchwoͤreſt ſo hart?
Sie.
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[127./0143] Doch ſtecket durchs fenſter mein Liebſter die haͤnde/ Mein Leben im hertzen erzittert dafuͤr. Jch machte mich eylend zum ſelbigen Ende/ und wolte dem Liebſten eroͤfnen die Thuͤr. Es troffen die Haͤnde Mit Myrrhen ohn ende und waren benetzt. 2. Jch hatte dem Liebſten eroͤfnet die Thuͤre/ Ach! aber wo war er doch hin? Weil keinen ich ſpuͤre. Jch ſuchte den Schoͤnen mit traurigem Sinn; Jch ruffte doch kont’ ich den Liebſten nicht hoͤren/ Die Waͤchter beraubten und ſchlugen mich wund. Euch Toͤchter Jeruſalem will ich beſchwoͤren/ Findt jemand Mein Hertze/ ſo macht es Jhm kunt/ Wie daß ich vor Liebe Mich hefftig betruͤbe und lagerhafft ſey. Die Jungfrauen an die Su- lamithin. WAs wilen du ſchoͤnſtes Licht unter den Frauen? Wen wiltu doch ſchauen? Jſt jrgend dein Liebſter der ſchoͤneſt auf erden? Mit ſeinen geberden? Daß du uns beſchwoͤreſt ſo hart? Sie.

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641, S. 127.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_helikon02_1641/143>, abgerufen am 24.11.2024.