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Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641.

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Er.
1.
Du gleichest Jerusalems Thürnen und Auen/
Du liebliches Thirza/ du herrliches Schloß/
Dein blicken ist schrecklich wie spitzen zu schauen/
Wie spitzen des Heeres/ wie feindes-geschoß.
Ach wende die pfeile
Der Augen/ ach! eyle
Sie tödten mich schier;
Sie regen im Hertzen
Mehr marter und schmertzen/
So lange dein Auge wirst strahlen nach mir.
2.
Wie jenseit dem Eufrat die lustigen Ziegen
Auf Galaad hüpfen und gleichen dem klee/
So müssen die Haare sich schwingen und flügen
umb deine verliebete stirne wie schnee.
Den Zähnen ingleichen
Die Herde muß weichen
im wasser geschwemmt/
Die allzumahl träget/
Viel wollust erreget/
Die jmmer mit doppelten früchten ankömmt.
3.
Der Granat an farbe den Wangen muß weichen/
Die zwischen den zöpfen volfüren den schein.
Zwar sechzig der Königin/ Achzig ingleichen
Der Frauen/ die Zooffen unzählich auch seyn.
Doch
Er.
1.
Du gleicheſt Jeruſalems Thuͤrnen und Auen/
Du liebliches Thirza/ du herrliches Schloß/
Dein blicken iſt ſchrecklich wie ſpitzen zu ſchauen/
Wie ſpitzen des Heeres/ wie feindes-geſchoß.
Ach wende die pfeile
Der Augen/ ach! eyle
Sie toͤdten mich ſchier;
Sie regen im Hertzen
Mehr marter und ſchmertzen/
So lange dein Auge wirſt ſtrahlen nach mir.
2.
Wie jenſeit dem Eufrat die luſtigen Ziegen
Auf Galaad huͤpfen und gleichen dem klee/
So muͤſſen die Haare ſich ſchwingen und fluͤgen
umb deine verliebete ſtirne wie ſchnee.
Den Zaͤhnen ingleichen
Die Herde muß weichen
im waſſer geſchwem̃t/
Die allzumahl traͤget/
Viel wolluſt erreget/
Die jmmer mit doppelten fruͤchten ankoͤm̃t.
3.
Der Granat an farbe den Wangen muß weichen/
Die zwiſchen den zoͤpfen volfuͤren den ſchein.
Zwar ſechzig der Koͤnigin/ Achzig ingleichen
Der Frauen/ die Zooffen unzaͤhlich auch ſeyn.
Doch
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[130./0146] Er. 1. Du gleicheſt Jeruſalems Thuͤrnen und Auen/ Du liebliches Thirza/ du herrliches Schloß/ Dein blicken iſt ſchrecklich wie ſpitzen zu ſchauen/ Wie ſpitzen des Heeres/ wie feindes-geſchoß. Ach wende die pfeile Der Augen/ ach! eyle Sie toͤdten mich ſchier; Sie regen im Hertzen Mehr marter und ſchmertzen/ So lange dein Auge wirſt ſtrahlen nach mir. 2. Wie jenſeit dem Eufrat die luſtigen Ziegen Auf Galaad huͤpfen und gleichen dem klee/ So muͤſſen die Haare ſich ſchwingen und fluͤgen umb deine verliebete ſtirne wie ſchnee. Den Zaͤhnen ingleichen Die Herde muß weichen im waſſer geſchwem̃t/ Die allzumahl traͤget/ Viel wolluſt erreget/ Die jmmer mit doppelten fruͤchten ankoͤm̃t. 3. Der Granat an farbe den Wangen muß weichen/ Die zwiſchen den zoͤpfen volfuͤren den ſchein. Zwar ſechzig der Koͤnigin/ Achzig ingleichen Der Frauen/ die Zooffen unzaͤhlich auch ſeyn. Doch

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641, S. 130.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_helikon02_1641/146>, abgerufen am 24.11.2024.