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Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.

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Der Adriatischen Rosemund

Der mast ward von vihlen schiffen fast mit al-
len segeln uber bort geworfen. Der wind sausete
ganz erschröklicher weise üm si här-üm; ihdoch/
weil er den steur-man schnuhr-straks entsäzte und
ihnen rächt nahch-ging/ so trihb er si in vihr tagen
nahch der Mase zu: da des Markholds schif/ weil
es uberaus wohl besegelt wahr/ zu-aller-ehrst mit
allen seinen leuten gleich bei wider auf-geklährtem
wetter sehr glüklich einluhf.

Di bohts-gesellen jauchzeten/ und warden von
ihren weibern mit fräuden entfangen. Di stükke
warden gelöset/ und versühsseten gleichsam wi-
derum durch ihren fräuden-knal und gewundsch-
tes donnern/ das sausen und brausen der winde.
kein mänsch erinnerte sich mehr der gefahr/ di si
ausgestanden hatten. Markhold selbst wahr nicht
mehr sein eigen; und alle seine sunnen waren
schohn fohr-an-gereiset/ nahch seiner trauten Ro-
semund zu/ di sich seiner stündlich/ jah bliklich/ ver-
sahe. Er blihb nicht mehr als eine nacht zu Ro-
terdam/ di er auch meistenteils schlahf-lohs zu-
brachte; und machte sich des morgens sehr früh
nach seiner Rosemund zu.

Dise Wunder-schöne wolte sich gleich aus däm
bett' erhöben/ als er an dem tage-leuchter klopfte/
und erschrahk nicht wenig dahr-über/ sonderlich/
als si sahe/ nahchdähm si sich angekleidet hatte/ daß
nihmand draussen wäre; dan er hatte sich hinter
di hürden verborgen/ und blihb daselbsten so lange
ligen/ bis si zu ihren schahffen här-aus kahm/
und di hürden wider auf-machchen wolte. Si
ging mit zittrendem tritte gleich nahch derselben
ekke zu/ dahr-hinter sich Markhold nidergetükt
hatte/ und ward nicht anders/ als wan si von
näuem wider-gebohren wäre/ da er sich gegen si
auf-rüchtete/ und nahch ihr zu-ging/ seine Schöne
zu ümfahen.

Si
Der Adriatiſchen Roſemund

Der maſt ward von vihlen ſchiffen faſt mit al-
len ſegeln ůber bort geworfen. Der wind ſauſete
ganz erſchroͤklicher weiſe uͤm ſi haͤr-uͤm; ihdoch/
weil er den ſteur-man ſchnuhr-ſtraks entſaͤzte und
ihnen raͤcht nahch-ging/ ſo trihb er ſi in vihr tagen
nahch der Maſe zu: da des Markholds ſchif/ weil
es ůberaus wohl beſegelt wahr/ zu-aller-ehrſt mit
allen ſeinen leuten gleich bei wider auf-geklaͤhrtem
wetter ſehr gluͤklich einlůhf.

Di bohts-geſellen jauchzeten/ und warden von
ihren weibern mit fraͤuden entfangen. Di ſtuͤkke
warden geloͤſet/ und verſuͤhſſeten gleichſam wi-
derům durch ihren fraͤuden-knal und gewůndſch-
tes donnern/ das ſauſen und brauſen der winde.
kein maͤnſch erinnerte ſich mehr der gefahr/ di ſi
ausgeſtanden hatten. Markhold ſelbſt wahr nicht
mehr ſein eigen; und alle ſeine ſunnen waren
ſchohn fohr-an-gereiſet/ nahch ſeiner trauten Ro-
ſemund zu/ di ſich ſeiner ſtündlich/ jah bliklich/ ver-
ſahe. Er blihb nicht mehr als eine nacht zu Ro-
terdam/ di er auch meiſtenteils ſchlahf-lohs zu-
brachte; und machte ſich des morgens ſehr fruͤh
nach ſeiner Roſemund zu.

Diſe Wunder-ſchoͤne wolte ſich gleich aus daͤm
bett’ erhoͤben/ als er an dem tage-leuchter klopfte/
und erſchrahk nicht wenig dahr-uͤber/ ſonderlich/
als ſi ſahe/ nahchdaͤhm ſi ſich angekleidet hatte/ daß
nihmand drauſſen waͤre; dan er hatte ſich hinter
di huͤrden verborgen/ und blihb daſelbſten ſo lange
ligen/ bis ſi zu ihren ſchahffen haͤr-aus kahm/
und di huͤrden wider auf-machchen wolte. Si
ging mit zittrendem tritte gleich nahch derſelben
ekke zu/ dahr-hinter ſich Markhold nidergetuͤkt
hatte/ und ward nicht anders/ als wan ſi von
naͤuem wider-gebohren waͤre/ da er ſich gegen ſi
auf-ruͤchtete/ und nahch ihr zu-ging/ ſeine Schoͤne
zu uͤmfahen.

Si
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[194/0210] Der Adriatiſchen Roſemund Der maſt ward von vihlen ſchiffen faſt mit al- len ſegeln ůber bort geworfen. Der wind ſauſete ganz erſchroͤklicher weiſe uͤm ſi haͤr-uͤm; ihdoch/ weil er den ſteur-man ſchnuhr-ſtraks entſaͤzte und ihnen raͤcht nahch-ging/ ſo trihb er ſi in vihr tagen nahch der Maſe zu: da des Markholds ſchif/ weil es ůberaus wohl beſegelt wahr/ zu-aller-ehrſt mit allen ſeinen leuten gleich bei wider auf-geklaͤhrtem wetter ſehr gluͤklich einlůhf. Di bohts-geſellen jauchzeten/ und warden von ihren weibern mit fraͤuden entfangen. Di ſtuͤkke warden geloͤſet/ und verſuͤhſſeten gleichſam wi- derům durch ihren fraͤuden-knal und gewůndſch- tes donnern/ das ſauſen und brauſen der winde. kein maͤnſch erinnerte ſich mehr der gefahr/ di ſi ausgeſtanden hatten. Markhold ſelbſt wahr nicht mehr ſein eigen; und alle ſeine ſunnen waren ſchohn fohr-an-gereiſet/ nahch ſeiner trauten Ro- ſemund zu/ di ſich ſeiner ſtündlich/ jah bliklich/ ver- ſahe. Er blihb nicht mehr als eine nacht zu Ro- terdam/ di er auch meiſtenteils ſchlahf-lohs zu- brachte; und machte ſich des morgens ſehr fruͤh nach ſeiner Roſemund zu. Diſe Wunder-ſchoͤne wolte ſich gleich aus daͤm bett’ erhoͤben/ als er an dem tage-leuchter klopfte/ und erſchrahk nicht wenig dahr-uͤber/ ſonderlich/ als ſi ſahe/ nahchdaͤhm ſi ſich angekleidet hatte/ daß nihmand drauſſen waͤre; dan er hatte ſich hinter di huͤrden verborgen/ und blihb daſelbſten ſo lange ligen/ bis ſi zu ihren ſchahffen haͤr-aus kahm/ und di huͤrden wider auf-machchen wolte. Si ging mit zittrendem tritte gleich nahch derſelben ekke zu/ dahr-hinter ſich Markhold nidergetuͤkt hatte/ und ward nicht anders/ als wan ſi von naͤuem wider-gebohren waͤre/ da er ſich gegen ſi auf-ruͤchtete/ und nahch ihr zu-ging/ ſeine Schoͤne zu uͤmfahen. Si

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Zitationshilfe: Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_rosemund_1645/210>, abgerufen am 21.11.2024.