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Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.

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sechstes Buhch.
digelährten/ wi Daniel sagt/ sollen im ewi-
gen läben leuchten wt des himmels glanz/
und di rächts-beförderer wi di stärnen im-
mer und ewiglich: aber di reichen kauf-
leute zu Tihr' und Sidon warden dagegen we-
nig geprisen/ und auf nihmand eifert di schrift
und der mund der wahrheit so sehr/ als auf st.
Der reichtuhm ist der sprung- und brun-
kwäl alles bösen und aller laster/ di nah-
rung der füllerei/ der hurerei/ der pracht
und anderer uppigkeit.

So wül mein Fräulein (fing Markhold hihr-
auf an) den reichtuhm so gahr verdammen?
Reichtuhm und reichtuhm ist zweierlei/ gahb si
ihm wider zur antwort/ es mahg ein mänsch wohl
reich sein/ und kan doch sein gewussen unbefläkt
bewahren; der reichtuhm/ dehn uns GOT im
schlahffe gibet/ dehr ist der rächte; wan wihr nicht
sorgen/ noch mit angst und bekümmernus dahr-
nahch sträben. Aber wihr vertuhffen uns in di-
sem gespräche zu sehr/ da wihr doch di zeit zu lusti-
gern räden anwänden solten.

Gleich bei fol-ändung diser wächsel-räden
kahm der Her Vater in das zimmer hin-ein/ sei-
ne libe tochter zu besuchen/ und wahr über al-
le mahssen erfräuet/ als er si so lustig und so
mundter antrahf. Er entfing auch den Mark-
hold/ als den einigen heiland und artst seiner toch-
ter/ mit nicht geringen fräuden. di lust und fröh-
ligkeit sahe man in seinem gesichte so scheinbahr-
lich entworfen/ daß si kein maler künstlicher fohr-
und ab-bilden kan. Er wuste nicht/ wi er sich gegen
den Markhold gnugsam bedanken solte/ daß er di
müh-waltung auf sich genommen hätte/ seine unbäs-

liche
N 2

ſechſtes Buhch.
digelaͤhrten/ wi Daniel ſagt/ ſollen im ewi-
gen laͤben leuchten wt des himmels glanz/
und di raͤchts-befoͤrderer wi di ſtaͤrnen im-
mer und ewiglich: aber di reichen kauf-
leute zu Tihr’ und Sidon warden dagegen we-
nig gepriſen/ und auf nihmand eifert di ſchrift
und der mund der wahrheit ſo ſehr/ als auf ſt.
Der reichtuhm iſt der ſprůng- und brun-
kwaͤl alles boͤſen und aller laſter/ di nah-
rung der fuͤllerei/ der hurerei/ der pracht
und anderer ůppigkeit.

So wül mein Fraͤulein (fing Markhold hihr-
auf an) den reichtuhm ſo gahr verdammen?
Reichtuhm und reichtuhm iſt zweierlei/ gahb ſi
ihm wider zur antwort/ es mahg ein maͤnſch wohl
reich ſein/ und kan doch ſein gewůſſen unbeflaͤkt
bewahren; der reichtuhm/ dehn uns GOT im
ſchlahffe gibet/ dehr iſt der raͤchte; wan wihr nicht
ſorgen/ noch mit angſt und bekümmernůs dahr-
nahch ſtraͤben. Aber wihr vertuhffen uns in di-
ſem geſpraͤche zu ſehr/ da wihr doch di zeit zu luſti-
gern raͤden anwaͤnden ſolten.

Gleich bei fol-aͤndung diſer waͤchſel-raͤden
kahm der Her Vater in das zimmer hin-ein/ ſei-
ne libe tochter zu beſuchen/ und wahr uͤber al-
le mahſſen erfraͤuet/ als er ſi ſo luſtig und ſo
mundter antrahf. Er entfing auch den Mark-
hold/ als den einigen heiland und artſt ſeiner toch-
ter/ mit nicht geringen fraͤuden. di luſt und froͤh-
ligkeit ſahe man in ſeinem geſichte ſo ſcheinbahr-
lich entworfen/ daß ſi kein maler kuͤnſtlicher fohr-
und ab-bilden kan. Er wuſte nicht/ wi er ſich gegen
den Markhold gnugſam bedanken ſolte/ daß er di
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liche
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[291/0307] ſechſtes Buhch. digelaͤhrten/ wi Daniel ſagt/ ſollen im ewi- gen laͤben leuchten wt des himmels glanz/ und di raͤchts-befoͤrderer wi di ſtaͤrnen im- mer und ewiglich: aber di reichen kauf- leute zu Tihr’ und Sidon warden dagegen we- nig gepriſen/ und auf nihmand eifert di ſchrift und der mund der wahrheit ſo ſehr/ als auf ſt. Der reichtuhm iſt der ſprůng- und brun- kwaͤl alles boͤſen und aller laſter/ di nah- rung der fuͤllerei/ der hurerei/ der pracht und anderer ůppigkeit. So wül mein Fraͤulein (fing Markhold hihr- auf an) den reichtuhm ſo gahr verdammen? Reichtuhm und reichtuhm iſt zweierlei/ gahb ſi ihm wider zur antwort/ es mahg ein maͤnſch wohl reich ſein/ und kan doch ſein gewůſſen unbeflaͤkt bewahren; der reichtuhm/ dehn uns GOT im ſchlahffe gibet/ dehr iſt der raͤchte; wan wihr nicht ſorgen/ noch mit angſt und bekümmernůs dahr- nahch ſtraͤben. Aber wihr vertuhffen uns in di- ſem geſpraͤche zu ſehr/ da wihr doch di zeit zu luſti- gern raͤden anwaͤnden ſolten. Gleich bei fol-aͤndung diſer waͤchſel-raͤden kahm der Her Vater in das zimmer hin-ein/ ſei- ne libe tochter zu beſuchen/ und wahr uͤber al- le mahſſen erfraͤuet/ als er ſi ſo luſtig und ſo mundter antrahf. Er entfing auch den Mark- hold/ als den einigen heiland und artſt ſeiner toch- ter/ mit nicht geringen fraͤuden. di luſt und froͤh- ligkeit ſahe man in ſeinem geſichte ſo ſcheinbahr- lich entworfen/ daß ſi kein maler kuͤnſtlicher fohr- und ab-bilden kan. Er wuſte nicht/ wi er ſich gegen den Markhold gnugſam bedanken ſolte/ daß er di muͤh-waltung auf ſich genom̃en haͤtte/ ſeine unbaͤs- liche N 2

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Zitationshilfe: Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_rosemund_1645/307>, abgerufen am 21.11.2024.