Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.Rosemund. 301damit du den Adohn/ dein libes Lihb bedäk-ket/ und unter ihrem kraut' und stauden hast verstäkket? soll's wohl der Kamfer tuhn/ den sonst di Nonne braucht/ des Nikots scharfes kraut/ das aus dem munde raucht/ 305und trüknet das gehirn? sol kümmel da- fohr dinen/ ein trank von kaltem schneh mit blaulichten rosinen? es mahg wohl etwas sein: ich halte ganz dafuhr/ daß nichts als mähssigkeit zerstöhrt di Lihbs-begihr. 309Doch lahsst uns nicht so gahr di libes-lust vertreiben; das mittel ist das bäst'/ und wurd das bäste bleiben. wehr ganz nicht liben wül/ dehr läbet oh- ne lucht/ wehr al-zu eifrig lihbt/ hat sähend kein gesicht. 313Man mus nicht al-zu vihl das bluhmen- beht bespruhen/ im fal di bunte tulp' und nälke wohl sol bluhen. zu wenig/ oder nichts/ kan auch nicht dihn- lich sein; du O 5
Roſemund. 301damit du den Adohn/ dein libes Lihb bedaͤk-ket/ und unter ihrem kraut’ und ſtauden haſt verſtaͤkket? ſoll’s wohl der Kamfer tuhn/ den ſonſt di Nonne braucht/ des Nikots ſcharfes kraut/ das aus dem munde raucht/ 305und truͤknet das gehirn? ſol kuͤmmel da- fohr dinen/ ein trank von kaltem ſchneh mit blaulichten roſinen? es mahg wohl etwas ſein: ich halte ganz dafůhr/ daß nichts als maͤhſſigkeit zerſtoͤhrt di Lihbs-begihr. 309Doch lahſſt uns nicht ſo gahr di libes-luſt vertreiben; das mittel iſt das baͤſt’/ und wůrd das baͤſte bleiben. wehr ganz nicht liben wuͤl/ dehr laͤbet oh- ne lůcht/ wehr al-zu eifrig lihbt/ hat ſaͤhend kein geſicht. 313Man mus nicht al-zu vihl das bluhmen- beht beſprůhen/ im fal di bunte tulp’ und naͤlke wohl ſol blůhen. zu wenig/ oder nichts/ kan auch nicht dihn- lich ſein; du O 5
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Roſemund.
damit du den Adohn/ dein libes Lihb bedaͤk-
ket/
und unter ihrem kraut’ und ſtauden haſt
verſtaͤkket?
ſoll’s wohl der Kamfer tuhn/ den ſonſt
di Nonne braucht/
des Nikots ſcharfes kraut/ das aus dem
munde raucht/
und truͤknet das gehirn? ſol kuͤmmel da-
fohr dinen/
ein trank von kaltem ſchneh mit blaulichten
roſinen?
es mahg wohl etwas ſein: ich halte
ganz dafůhr/
daß nichts als maͤhſſigkeit zerſtoͤhrt di
Lihbs-begihr.
Doch lahſſt uns nicht ſo gahr di libes-luſt
vertreiben;
das mittel iſt das baͤſt’/ und wůrd das baͤſte
bleiben.
wehr ganz nicht liben wuͤl/ dehr laͤbet oh-
ne lůcht/
wehr al-zu eifrig lihbt/ hat ſaͤhend kein
geſicht.
Man mus nicht al-zu vihl das bluhmen-
beht beſprůhen/
im fal di bunte tulp’ und naͤlke wohl ſol
blůhen.
zu wenig/ oder nichts/ kan auch nicht dihn-
lich ſein;
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