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Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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schwindlig macht, während wenig Jahre hinreichen, diese Paradoxen abzuklären, ihnen Gestalt, Form und Inhalt zu geben und sie als Wahrheiten der Neuzeit unter allgemeiner Anerkennung in die Welt zu führen.

Auf dem Lande, mit seinen althergebrachten, starren Verhältnissen und seiner aristokratischen Sonderung der Dorfbewohner nach dem Grundbesitze, war der Umschwung der Dinge in unserm sonst so kalten Norden besonders auffallend. Der Schulze taugte schon eo ipso nichts; er war ja so lange Schulze gewesen, und die Regierung war mit ihm und mit seines Gleichen dort gestürzt. Ebenso wie das Evangelium sich aus den Fischern und Knechten seine Apostel holte, so nahm sich die neue Lehre ihre Jünger und Verfechter aus den kleinen Leuten.

Der Stellmacher, der Müller, der Schmied, der Schuster und vor allem der sonst so tief gestellte Schulmeister, das waren die Wahlmänner. Der Schulmeister eignete sich natürlich zum Wahlmann für Frankfurt, das man von vornherein als einen Katheder für den Gelehrten ansah. Jeder, der eine Brille aufhatte und sonst wohlmeinend war, wurde für Frankfurt reif gehalten; für die heimischen Landtage aber bedurfte man Männer von Gesinnung, von unverdorbenem Sinne, was mit Wissen und Können, wie man glaubte, nicht zu vereinigen war. Unter diesen Umständen wirkten die ersten Tage einer solchen Zeit auf den Beamten, der von seinem grünen Tisch aus mit der ihm durch

schwindlig macht, während wenig Jahre hinreichen, diese Paradoxen abzuklären, ihnen Gestalt, Form und Inhalt zu geben und sie als Wahrheiten der Neuzeit unter allgemeiner Anerkennung in die Welt zu führen.

Auf dem Lande, mit seinen althergebrachten, starren Verhältnissen und seiner aristokratischen Sonderung der Dorfbewohner nach dem Grundbesitze, war der Umschwung der Dinge in unserm sonst so kalten Norden besonders auffallend. Der Schulze taugte schon eo ipso nichts; er war ja so lange Schulze gewesen, und die Regierung war mit ihm und mit seines Gleichen dort gestürzt. Ebenso wie das Evangelium sich aus den Fischern und Knechten seine Apostel holte, so nahm sich die neue Lehre ihre Jünger und Verfechter aus den kleinen Leuten.

Der Stellmacher, der Müller, der Schmied, der Schuster und vor allem der sonst so tief gestellte Schulmeister, das waren die Wahlmänner. Der Schulmeister eignete sich natürlich zum Wahlmann für Frankfurt, das man von vornherein als einen Katheder für den Gelehrten ansah. Jeder, der eine Brille aufhatte und sonst wohlmeinend war, wurde für Frankfurt reif gehalten; für die heimischen Landtage aber bedurfte man Männer von Gesinnung, von unverdorbenem Sinne, was mit Wissen und Können, wie man glaubte, nicht zu vereinigen war. Unter diesen Umständen wirkten die ersten Tage einer solchen Zeit auf den Beamten, der von seinem grünen Tisch aus mit der ihm durch

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[0043] schwindlig macht, während wenig Jahre hinreichen, diese Paradoxen abzuklären, ihnen Gestalt, Form und Inhalt zu geben und sie als Wahrheiten der Neuzeit unter allgemeiner Anerkennung in die Welt zu führen. Auf dem Lande, mit seinen althergebrachten, starren Verhältnissen und seiner aristokratischen Sonderung der Dorfbewohner nach dem Grundbesitze, war der Umschwung der Dinge in unserm sonst so kalten Norden besonders auffallend. Der Schulze taugte schon eo ipso nichts; er war ja so lange Schulze gewesen, und die Regierung war mit ihm und mit seines Gleichen dort gestürzt. Ebenso wie das Evangelium sich aus den Fischern und Knechten seine Apostel holte, so nahm sich die neue Lehre ihre Jünger und Verfechter aus den kleinen Leuten. Der Stellmacher, der Müller, der Schmied, der Schuster und vor allem der sonst so tief gestellte Schulmeister, das waren die Wahlmänner. Der Schulmeister eignete sich natürlich zum Wahlmann für Frankfurt, das man von vornherein als einen Katheder für den Gelehrten ansah. Jeder, der eine Brille aufhatte und sonst wohlmeinend war, wurde für Frankfurt reif gehalten; für die heimischen Landtage aber bedurfte man Männer von Gesinnung, von unverdorbenem Sinne, was mit Wissen und Können, wie man glaubte, nicht zu vereinigen war. Unter diesen Umständen wirkten die ersten Tage einer solchen Zeit auf den Beamten, der von seinem grünen Tisch aus mit der ihm durch

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T14:10:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T14:10:09Z)

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Zitationshilfe: Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ziegler_ernte_1910/43>, abgerufen am 03.12.2024.