Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite
1728.
Was die andern Menschen wollen,
Läßt der Schöpfer noch geschehn:
Aber, wenn die Kinder schmollen,
Läßt er sie die Ruthe sehn.
Alle menschliche Geschäfte
Gehen überhaupt nicht gut,
Wo man sie durch eigne Kräfte
Und nicht aus der Gnade thut.
Göttliche und innre Dinge
Lassen vollends gar nicht zu,
Daß man sie mit Sturm erzwinge,
Sondern weisen uns zur Ruh.
Zeitlich, ewig, geist- und leiblich,
Beut sich oftermals die Hand:
Aber, wie so unbeschreiblich
Schließt sichs an das Ehe-Band.
Darum ist es unumgänglich,
JEsus führ uns erst hinein;
Will man hoffen überschwenglich
Drinnen unterstützt zu seyn.
Wenn wir uns nur richtig wüsten,
Was die Regel anbelangt,
Da der Bräutigam der Christen,
Vormals drinnen hergeprangt.
Nein! bey unserm Ehe-Bande,
Das sich diesen Tag verneut,
Jst zu wenig Schmach nnd Schande,
Und zu viel Gemächlichkeit.
Höchstes Vorbild aller Ehe,
Welche heilig ist und rein:
Deine Stäbe, Sanf[t] und Wehe
Richten unsre Ehen ein.
Deine blutige Gestalten
Müssen unsern Ehestand
Jmmer in den Schrancken halten:
Denn wir sind dir nah verwand.
Das
1728.
Was die andern Menſchen wollen,
Laͤßt der Schoͤpfer noch geſchehn:
Aber, wenn die Kinder ſchmollen,
Laͤßt er ſie die Ruthe ſehn.
Alle menſchliche Geſchaͤfte
Gehen uͤberhaupt nicht gut,
Wo man ſie durch eigne Kraͤfte
Und nicht aus der Gnade thut.
Goͤttliche und innre Dinge
Laſſen vollends gar nicht zu,
Daß man ſie mit Sturm erzwinge,
Sondern weiſen uns zur Ruh.
Zeitlich, ewig, geiſt- und leiblich,
Beut ſich oftermals die Hand:
Aber, wie ſo unbeſchreiblich
Schließt ſichs an das Ehe-Band.
Darum iſt es unumgaͤnglich,
JEſus fuͤhr uns erſt hinein;
Will man hoffen uͤberſchwenglich
Drinnen unterſtuͤtzt zu ſeyn.
Wenn wir uns nur richtig wuͤſten,
Was die Regel anbelangt,
Da der Braͤutigam der Chriſten,
Vormals drinnen hergeprangt.
Nein! bey unſerm Ehe-Bande,
Das ſich dieſen Tag verneut,
Jſt zu wenig Schmach nnd Schande,
Und zu viel Gemaͤchlichkeit.
Hoͤchſtes Vorbild aller Ehe,
Welche heilig iſt und rein:
Deine Staͤbe, Sanf[t] und Wehe
Richten unſre Ehen ein.
Deine blutige Geſtalten
Muͤſſen unſern Eheſtand
Jmmer in den Schrancken halten:
Denn wir ſind dir nah verwand.
Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0165" n="155"/>
          <fw place="top" type="header">1728.</fw><lb/>
          <lg n="15">
            <l>Was die andern Men&#x017F;chen wollen,</l><lb/>
            <l>La&#x0364;ßt der Scho&#x0364;pfer noch ge&#x017F;chehn:</l><lb/>
            <l>Aber, wenn die Kinder &#x017F;chmollen,</l><lb/>
            <l>La&#x0364;ßt er &#x017F;ie die Ruthe &#x017F;ehn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="16">
            <l>Alle men&#x017F;chliche Ge&#x017F;cha&#x0364;fte</l><lb/>
            <l>Gehen u&#x0364;berhaupt nicht gut,</l><lb/>
            <l>Wo man &#x017F;ie durch eigne Kra&#x0364;fte</l><lb/>
            <l>Und nicht aus der Gnade thut.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="17">
            <l>Go&#x0364;ttliche und innre Dinge</l><lb/>
            <l>La&#x017F;&#x017F;en vollends gar nicht zu,</l><lb/>
            <l>Daß man &#x017F;ie mit Sturm erzwinge,</l><lb/>
            <l>Sondern wei&#x017F;en uns zur Ruh.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="18">
            <l>Zeitlich, ewig, gei&#x017F;t- und leiblich,</l><lb/>
            <l>Beut &#x017F;ich oftermals die Hand:</l><lb/>
            <l>Aber, wie &#x017F;o unbe&#x017F;chreiblich</l><lb/>
            <l>Schließt &#x017F;ichs an das Ehe-Band.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="19">
            <l>Darum i&#x017F;t es unumga&#x0364;nglich,</l><lb/>
            <l>JE&#x017F;us fu&#x0364;hr uns er&#x017F;t hinein;</l><lb/>
            <l>Will man hoffen u&#x0364;ber&#x017F;chwenglich</l><lb/>
            <l>Drinnen unter&#x017F;tu&#x0364;tzt zu &#x017F;eyn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="20">
            <l>Wenn wir uns nur richtig wu&#x0364;&#x017F;ten,</l><lb/>
            <l>Was die Regel anbelangt,</l><lb/>
            <l>Da der Bra&#x0364;utigam der Chri&#x017F;ten,</l><lb/>
            <l>Vormals drinnen hergeprangt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="21">
            <l>Nein! bey un&#x017F;erm Ehe-Bande,</l><lb/>
            <l>Das &#x017F;ich die&#x017F;en Tag verneut,</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t zu wenig Schmach nnd Schande,</l><lb/>
            <l>Und zu viel Gema&#x0364;chlichkeit.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="22">
            <l>Ho&#x0364;ch&#x017F;tes Vorbild aller Ehe,</l><lb/>
            <l>Welche heilig i&#x017F;t und rein:</l><lb/>
            <l>Deine Sta&#x0364;be, <hi rendition="#fr">Sanf<supplied>t</supplied></hi> und <hi rendition="#fr">Wehe</hi></l><lb/>
            <l>Richten un&#x017F;re Ehen ein.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="23">
            <l>Deine blutige Ge&#x017F;talten</l><lb/>
            <l>Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en un&#x017F;ern Ehe&#x017F;tand</l><lb/>
            <l>Jmmer in den Schrancken halten:</l><lb/>
            <l>Denn wir &#x017F;ind dir nah verwand.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0165] 1728. Was die andern Menſchen wollen, Laͤßt der Schoͤpfer noch geſchehn: Aber, wenn die Kinder ſchmollen, Laͤßt er ſie die Ruthe ſehn. Alle menſchliche Geſchaͤfte Gehen uͤberhaupt nicht gut, Wo man ſie durch eigne Kraͤfte Und nicht aus der Gnade thut. Goͤttliche und innre Dinge Laſſen vollends gar nicht zu, Daß man ſie mit Sturm erzwinge, Sondern weiſen uns zur Ruh. Zeitlich, ewig, geiſt- und leiblich, Beut ſich oftermals die Hand: Aber, wie ſo unbeſchreiblich Schließt ſichs an das Ehe-Band. Darum iſt es unumgaͤnglich, JEſus fuͤhr uns erſt hinein; Will man hoffen uͤberſchwenglich Drinnen unterſtuͤtzt zu ſeyn. Wenn wir uns nur richtig wuͤſten, Was die Regel anbelangt, Da der Braͤutigam der Chriſten, Vormals drinnen hergeprangt. Nein! bey unſerm Ehe-Bande, Das ſich dieſen Tag verneut, Jſt zu wenig Schmach nnd Schande, Und zu viel Gemaͤchlichkeit. Hoͤchſtes Vorbild aller Ehe, Welche heilig iſt und rein: Deine Staͤbe, Sanft und Wehe Richten unſre Ehen ein. Deine blutige Geſtalten Muͤſſen unſern Eheſtand Jmmer in den Schrancken halten: Denn wir ſind dir nah verwand. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/165
Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/165>, abgerufen am 28.04.2024.