Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

1728.

Wir gedencken seiner Regung
Wiederhohleten Bewegung,
Und erneu'rten Liebes-Bahn.

Deine Absicht treffe doch
Eines deiner nächsten Zwecke,
An der Ecke,
Wo es ihm recht nöthig thut,
Höchstes Gut!
Laß nicht ab in seinem Willen
Alle den Genuß zu füllen,
Den ein Kind braucht, eh' es ruht.
Nimm dich einer Seele an,
Die wir itzt nicht bey uns haben,
Voller Gaben,
Deren Führung iederman
Schrecken kan,
Der sich nicht in Staub will legen,
Denn du wandelst ihm den Segen
Jn den allerstrengsten Bann.
Habe acht auf ein Gemüth,
Das du schon vor vielen Stunden
Dir verbunden,
Welches auch dein sanftes Joch
Jmmer noch,
Doch nicht nach der Absicht träget,
Wie du ihm es aufgeleget,
Als es aus den Banden kroch.
Der du mit den Sündern pflegst,
Biß zum Aergerniß zu speisen,
Und zu weisen,
Daß wir aus der Gnad allein,
Alles seyn;
Siege fort, du Uberwinder,
Jn dem Grössesten der Sünder,
Die sich deiner Zeugung freun!
Der du die Natur bezwingst,
Wenn du sie mit Liebe reitzest,
Oder
L

1728.

Wir gedencken ſeiner Regung
Wiederhohleten Bewegung,
Und erneu’rten Liebes-Bahn.

Deine Abſicht treffe doch
Eines deiner naͤchſten Zwecke,
An der Ecke,
Wo es ihm recht noͤthig thut,
Hoͤchſtes Gut!
Laß nicht ab in ſeinem Willen
Alle den Genuß zu fuͤllen,
Den ein Kind braucht, eh’ es ruht.
Nimm dich einer Seele an,
Die wir itzt nicht bey uns haben,
Voller Gaben,
Deren Fuͤhrung iederman
Schrecken kan,
Der ſich nicht in Staub will legen,
Denn du wandelſt ihm den Segen
Jn den allerſtrengſten Bann.
Habe acht auf ein Gemuͤth,
Das du ſchon vor vielen Stunden
Dir verbunden,
Welches auch dein ſanftes Joch
Jmmer noch,
Doch nicht nach der Abſicht traͤget,
Wie du ihm es aufgeleget,
Als es aus den Banden kroch.
Der du mit den Suͤndern pflegſt,
Biß zum Aergerniß zu ſpeiſen,
Und zu weiſen,
Daß wir aus der Gnad allein,
Alles ſeyn;
Siege fort, du Uberwinder,
Jn dem Groͤſſeſten der Suͤnder,
Die ſich deiner Zeugung freun!
Der du die Natur bezwingſt,
Wenn du ſie mit Liebe reitzeſt,
Oder
L
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <lg type="poem">
          <lg n="10">
            <l>
              <pb facs="#f0171" n="161"/>
              <fw place="top" type="header">1728.</fw>
            </l><lb/>
            <l>Wir gedencken &#x017F;einer Regung</l><lb/>
            <l>Wiederhohleten Bewegung,</l><lb/>
            <l>Und erneu&#x2019;rten Liebes-Bahn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l>Deine Ab&#x017F;icht treffe doch</l><lb/>
            <l>Eines deiner na&#x0364;ch&#x017F;ten Zwecke,</l><lb/>
            <l>An der Ecke,</l><lb/>
            <l>Wo es ihm recht no&#x0364;thig thut,</l><lb/>
            <l>Ho&#x0364;ch&#x017F;tes Gut!</l><lb/>
            <l>Laß nicht ab in &#x017F;einem Willen</l><lb/>
            <l>Alle den Genuß zu fu&#x0364;llen,</l><lb/>
            <l>Den ein Kind braucht, eh&#x2019; es ruht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <l>Nimm dich einer Seele an,</l><lb/>
            <l>Die wir itzt nicht bey uns haben,</l><lb/>
            <l>Voller Gaben,</l><lb/>
            <l>Deren Fu&#x0364;hrung iederman</l><lb/>
            <l>Schrecken kan,</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;ich nicht in Staub will legen,</l><lb/>
            <l>Denn du wandel&#x017F;t ihm den Segen</l><lb/>
            <l>Jn den aller&#x017F;treng&#x017F;ten Bann.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="13">
            <l>Habe acht auf ein Gemu&#x0364;th,</l><lb/>
            <l>Das du &#x017F;chon vor vielen Stunden</l><lb/>
            <l>Dir verbunden,</l><lb/>
            <l>Welches auch dein &#x017F;anftes Joch</l><lb/>
            <l>Jmmer noch,</l><lb/>
            <l>Doch nicht nach der Ab&#x017F;icht tra&#x0364;get,</l><lb/>
            <l>Wie du ihm es aufgeleget,</l><lb/>
            <l>Als es aus den Banden kroch.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="14">
            <l>Der du mit den Su&#x0364;ndern pfleg&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Biß zum Aergerniß zu &#x017F;pei&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Und zu wei&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Daß wir aus der Gnad allein,</l><lb/>
            <l>Alles &#x017F;eyn;</l><lb/>
            <l>Siege fort, du Uberwinder,</l><lb/>
            <l>Jn dem Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten der Su&#x0364;nder,</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;ich deiner Zeugung freun!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="15">
            <l>Der du die Natur bezwing&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Wenn du &#x017F;ie mit Liebe reitze&#x017F;t,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L</fw><fw place="bottom" type="catch">Oder</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0171] 1728. Wir gedencken ſeiner Regung Wiederhohleten Bewegung, Und erneu’rten Liebes-Bahn. Deine Abſicht treffe doch Eines deiner naͤchſten Zwecke, An der Ecke, Wo es ihm recht noͤthig thut, Hoͤchſtes Gut! Laß nicht ab in ſeinem Willen Alle den Genuß zu fuͤllen, Den ein Kind braucht, eh’ es ruht. Nimm dich einer Seele an, Die wir itzt nicht bey uns haben, Voller Gaben, Deren Fuͤhrung iederman Schrecken kan, Der ſich nicht in Staub will legen, Denn du wandelſt ihm den Segen Jn den allerſtrengſten Bann. Habe acht auf ein Gemuͤth, Das du ſchon vor vielen Stunden Dir verbunden, Welches auch dein ſanftes Joch Jmmer noch, Doch nicht nach der Abſicht traͤget, Wie du ihm es aufgeleget, Als es aus den Banden kroch. Der du mit den Suͤndern pflegſt, Biß zum Aergerniß zu ſpeiſen, Und zu weiſen, Daß wir aus der Gnad allein, Alles ſeyn; Siege fort, du Uberwinder, Jn dem Groͤſſeſten der Suͤnder, Die ſich deiner Zeugung freun! Der du die Natur bezwingſt, Wenn du ſie mit Liebe reitzeſt, Oder L

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/171
Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/171>, abgerufen am 24.11.2024.