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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1728.

Jn ein Bethlehem,
Das dem Herrn bequem.

Starb der Prediger;
Kam ein andrer her,
Welcher sich zu Ehr und Schande,
Als vor GOtt mit uns verbande.
Und so waren wir
Damals unsrer vier.
Schleunig rief der HErr
Einen Wanderer,
Aus Paris der grossen Städte,
Und nach ringendem Gebete
Band er diesen Mann
Kräftig an uns an.
Meine Seele weiß,
Was vor Angst und Schweiß,
Was vor Kampf in sieben Jahren
Unsre Brüderschaft erfahren.
Doch gelobt sey GOtt
Auch vor diesen Tod.
Mir kam dann und wann
Erst ein Schauer an,
Wenn ich meines Herren Regung,
Ohne merckliche Bewegung,
Die die Hertzen rührt,
Gegen mich verspührt.
Eine lange Zeit
Währete der Streit.
Eine unverrückte Beugung,
Wider alle meine Neigung,
That dem eignen Muth
Aeuserlich nicht gut.
Mitten in dem Streit,
Mit der Eigenheit,
Hieß mich GOtt, (so muß ich dencken,)
Einer meine Liebe schencken,
Die

1728.

Jn ein Bethlehem,
Das dem Herrn bequem.

Starb der Prediger;
Kam ein andrer her,
Welcher ſich zu Ehr und Schande,
Als vor GOtt mit uns verbande.
Und ſo waren wir
Damals unſrer vier.
Schleunig rief der HErr
Einen Wanderer,
Aus Paris der groſſen Staͤdte,
Und nach ringendem Gebete
Band er dieſen Mann
Kraͤftig an uns an.
Meine Seele weiß,
Was vor Angſt und Schweiß,
Was vor Kampf in ſieben Jahren
Unſre Bruͤderſchaft erfahren.
Doch gelobt ſey GOtt
Auch vor dieſen Tod.
Mir kam dann und wann
Erſt ein Schauer an,
Wenn ich meines Herren Regung,
Ohne merckliche Bewegung,
Die die Hertzen ruͤhrt,
Gegen mich verſpuͤhrt.
Eine lange Zeit
Waͤhrete der Streit.
Eine unverruͤckte Beugung,
Wider alle meine Neigung,
That dem eignen Muth
Aeuſerlich nicht gut.
Mitten in dem Streit,
Mit der Eigenheit,
Hieß mich GOtt, (ſo muß ich dencken,)
Einer meine Liebe ſchencken,
Die
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[166/0176] 1728. Jn ein Bethlehem, Das dem Herrn bequem. Starb der Prediger; Kam ein andrer her, Welcher ſich zu Ehr und Schande, Als vor GOtt mit uns verbande. Und ſo waren wir Damals unſrer vier. Schleunig rief der HErr Einen Wanderer, Aus Paris der groſſen Staͤdte, Und nach ringendem Gebete Band er dieſen Mann Kraͤftig an uns an. Meine Seele weiß, Was vor Angſt und Schweiß, Was vor Kampf in ſieben Jahren Unſre Bruͤderſchaft erfahren. Doch gelobt ſey GOtt Auch vor dieſen Tod. Mir kam dann und wann Erſt ein Schauer an, Wenn ich meines Herren Regung, Ohne merckliche Bewegung, Die die Hertzen ruͤhrt, Gegen mich verſpuͤhrt. Eine lange Zeit Waͤhrete der Streit. Eine unverruͤckte Beugung, Wider alle meine Neigung, That dem eignen Muth Aeuſerlich nicht gut. Mitten in dem Streit, Mit der Eigenheit, Hieß mich GOtt, (ſo muß ich dencken,) Einer meine Liebe ſchencken, Die

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/176>, abgerufen am 29.04.2024.