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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1728.

Christo nachzugehn,
Uns vor Augen stehn.

Meines Herren Sinn
Gehet bloß dahin,
Sein geheimes Liebes-Neigen
Zu mir öffentlich zu zeigen,
Und das gantze Hauß
Macht sich Freude draus.
HErr! ich bins nicht werth,
Was du mir beschehrt.
HErr! hie hast du mich Geringen,
Wilst du mich zu Stande bringen?
HErr! da hast du mich:
Denn nun kenn ich dich.
LXXII. Jn der Gemeine Nahmen.
O du Seelen-Bräutigam!
Solten Seelen, die dich nennen,
Die dich kennen,
Folgen einem andern Stern?
Das sey fern!
Das Geschöpf ist viel zu wenig,
Unser Geist begehrt den König,
Und die Seelen sind des HErrn.
Jst ein Mann nicht liebens-werth,
Der uns über andre zehlet,
Auserwehlet,
Und ein täglich Zeugniß übt,
Daß er liebt.
Fordert solch ein Weib nicht Liebe,
Die aus ungezwungnem Triebe
Sich uns zur Gehülffin giebt?
JEsus ist der Seelen Mann,
Dieses bleibt in GOttes Klarheit
Eine Wahrheit;
Aber bey der Creatur
Jst

1728.

Chriſto nachzugehn,
Uns vor Augen ſtehn.

Meines Herren Sinn
Gehet bloß dahin,
Sein geheimes Liebes-Neigen
Zu mir oͤffentlich zu zeigen,
Und das gantze Hauß
Macht ſich Freude draus.
HErr! ich bins nicht werth,
Was du mir beſchehrt.
HErr! hie haſt du mich Geringen,
Wilſt du mich zu Stande bringen?
HErr! da haſt du mich:
Denn nun kenn ich dich.
LXXII. Jn der Gemeine Nahmen.
O du Seelen-Braͤutigam!
Solten Seelen, die dich nennen,
Die dich kennen,
Folgen einem andern Stern?
Das ſey fern!
Das Geſchoͤpf iſt viel zu wenig,
Unſer Geiſt begehrt den Koͤnig,
Und die Seelen ſind des HErrn.
Jſt ein Mann nicht liebens-werth,
Der uns uͤber andre zehlet,
Auserwehlet,
Und ein taͤglich Zeugniß uͤbt,
Daß er liebt.
Fordert ſolch ein Weib nicht Liebe,
Die aus ungezwungnem Triebe
Sich uns zur Gehuͤlffin giebt?
JEſus iſt der Seelen Mann,
Dieſes bleibt in GOttes Klarheit
Eine Wahrheit;
Aber bey der Creatur
Jſt
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[168/0178] 1728. Chriſto nachzugehn, Uns vor Augen ſtehn. Meines Herren Sinn Gehet bloß dahin, Sein geheimes Liebes-Neigen Zu mir oͤffentlich zu zeigen, Und das gantze Hauß Macht ſich Freude draus. HErr! ich bins nicht werth, Was du mir beſchehrt. HErr! hie haſt du mich Geringen, Wilſt du mich zu Stande bringen? HErr! da haſt du mich: Denn nun kenn ich dich. LXXII. Jn der Gemeine Nahmen. O du Seelen-Braͤutigam! Solten Seelen, die dich nennen, Die dich kennen, Folgen einem andern Stern? Das ſey fern! Das Geſchoͤpf iſt viel zu wenig, Unſer Geiſt begehrt den Koͤnig, Und die Seelen ſind des HErrn. Jſt ein Mann nicht liebens-werth, Der uns uͤber andre zehlet, Auserwehlet, Und ein taͤglich Zeugniß uͤbt, Daß er liebt. Fordert ſolch ein Weib nicht Liebe, Die aus ungezwungnem Triebe Sich uns zur Gehuͤlffin giebt? JEſus iſt der Seelen Mann, Dieſes bleibt in GOttes Klarheit Eine Wahrheit; Aber bey der Creatur Jſt

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/178>, abgerufen am 28.04.2024.