Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.1729. Laß unter unsern lieben Brüdern, Die sich der Züchtigung nicht wiedern, Die Stimme bald gehöret seyn: Die Thür ist offen, gehet ein! Gedencke des Gerechten Saamens, Und deines Seligmachers Nahmens, Und ruffe den und jenen raus, Aus seinem Kercker in dein Hauß. Bald laß uns diesen kommen sehen, Bald jenen in dein Reich erhöhen, Hier einen Durchbruch, dorten Sieg, Nach treuer Sehnsucht auf den Krieg. Ein Kind biß zur Geburt gedrungen, Dems nur aus Ohnmacht mißgelungen, Laß unter unserer Gemein Ein unerhört Exempel seyn. Jnsonderheit sey aller Saamen Der Seelen, mit dem neuen Nahmen, An die man heute frölich denckt, Dir itzt und ewiglich geschenckt. Jhr Nahme bey der Welt vergehe, Damit er dort beschrieben stehe, Hier unbenennt und unbekannt, Dort vor des Vaters Thron genannt. LXXVIII. Auf Mariä Verkündigung DReyeinigkeit, du allgemeines Wesen, Du Schöpfer und Erstatter der Natur, Und du der Gottheit Lebens-volle Spur, Du hast dir eine Werckstatt auserlesen, Darein du dich in voller Kraft gesenckt, Und daheraus uns GOtt mit uns geschenckt. Maria war die Gnaden-reiche Esther, Der du dich so in Lieb und Huld verbandst, Dieweil du sie der Gottheit würdig fandst, Maria M 4
1729. Laß unter unſern lieben Bruͤdern, Die ſich der Zuͤchtigung nicht wiedern, Die Stimme bald gehoͤret ſeyn: Die Thuͤr iſt offen, gehet ein! Gedencke des Gerechten Saamens, Und deines Seligmachers Nahmens, Und ruffe den und jenen raus, Aus ſeinem Kercker in dein Hauß. Bald laß uns dieſen kommen ſehen, Bald jenen in dein Reich erhoͤhen, Hier einen Durchbruch, dorten Sieg, Nach treuer Sehnſucht auf den Krieg. Ein Kind biß zur Geburt gedrungen, Dems nur aus Ohnmacht mißgelungen, Laß unter unſerer Gemein Ein unerhoͤrt Exempel ſeyn. Jnſonderheit ſey aller Saamen Der Seelen, mit dem neuen Nahmen, An die man heute froͤlich denckt, Dir itzt und ewiglich geſchenckt. Jhr Nahme bey der Welt vergehe, Damit er dort beſchrieben ſtehe, Hier unbenennt und unbekannt, Dort vor des Vaters Thron genannt. LXXVIII. Auf Mariaͤ Verkuͤndigung DReyeinigkeit, du allgemeines Weſen, Du Schoͤpfer und Erſtatter der Natur, Und du der Gottheit Lebens-volle Spur, Du haſt dir eine Werckſtatt auserleſen, Darein du dich in voller Kraft geſenckt, Und daheraus uns GOtt mit uns geſchenckt. Maria war die Gnaden-reiche Eſther, Der du dich ſo in Lieb und Huld verbandſt, Dieweil du ſie der Gottheit wuͤrdig fandſt, Maria M 4
<TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <pb facs="#f0193" n="183"/> <fw place="top" type="header">1729.</fw><lb/> <lg n="62"> <l>Laß unter unſern lieben Bruͤdern,</l><lb/> <l>Die ſich der Zuͤchtigung nicht wiedern,</l><lb/> <l>Die Stimme bald gehoͤret ſeyn:</l><lb/> <l>Die Thuͤr iſt offen, gehet ein!</l> </lg><lb/> <lg n="63"> <l>Gedencke des Gerechten Saamens,</l><lb/> <l>Und deines Seligmachers Nahmens,</l><lb/> <l>Und ruffe den und jenen raus,</l><lb/> <l>Aus ſeinem Kercker in dein Hauß.</l> </lg><lb/> <lg n="64"> <l>Bald laß uns dieſen kommen ſehen,</l><lb/> <l>Bald jenen in dein Reich erhoͤhen,</l><lb/> <l>Hier einen Durchbruch, dorten Sieg,</l><lb/> <l>Nach treuer Sehnſucht auf den Krieg.</l> </lg><lb/> <lg n="65"> <l>Ein Kind biß zur Geburt gedrungen,</l><lb/> <l>Dems nur aus Ohnmacht mißgelungen,</l><lb/> <l>Laß unter unſerer Gemein</l><lb/> <l>Ein unerhoͤrt Exempel ſeyn.</l> </lg><lb/> <lg n="66"> <l>Jnſonderheit ſey aller Saamen</l><lb/> <l>Der Seelen, mit dem neuen Nahmen,</l><lb/> <l>An die man heute froͤlich denckt,</l><lb/> <l>Dir itzt und ewiglich geſchenckt.</l> </lg><lb/> <lg n="67"> <l>Jhr Nahme bey der Welt vergehe,</l><lb/> <l>Damit er dort beſchrieben ſtehe,</l><lb/> <l>Hier unbenennt und unbekannt,</l><lb/> <l>Dort vor des Vaters Thron genannt.</l> </lg> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#aq">LXXVIII.</hi> <hi rendition="#b">Auf Mariaͤ Verkuͤndigung</hi> </head><lb/> <lg n="68"> <l><hi rendition="#in">D</hi>Reyeinigkeit, du allgemeines Weſen,</l><lb/> <l>Du Schoͤpfer und Erſtatter der Natur,</l><lb/> <l>Und du der Gottheit Lebens-volle Spur,</l><lb/> <l>Du haſt dir eine Werckſtatt auserleſen,</l><lb/> <l>Darein du dich in voller Kraft geſenckt,</l><lb/> <l>Und daheraus uns <hi rendition="#fr">GOtt mit uns</hi> geſchenckt.</l> </lg><lb/> <lg n="69"> <l>Maria war die Gnaden-reiche Eſther,</l><lb/> <l>Der du dich ſo in Lieb und Huld verbandſt,</l><lb/> <l>Dieweil du ſie der Gottheit wuͤrdig fandſt,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">M 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Maria</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [183/0193]
1729.
Laß unter unſern lieben Bruͤdern,
Die ſich der Zuͤchtigung nicht wiedern,
Die Stimme bald gehoͤret ſeyn:
Die Thuͤr iſt offen, gehet ein!
Gedencke des Gerechten Saamens,
Und deines Seligmachers Nahmens,
Und ruffe den und jenen raus,
Aus ſeinem Kercker in dein Hauß.
Bald laß uns dieſen kommen ſehen,
Bald jenen in dein Reich erhoͤhen,
Hier einen Durchbruch, dorten Sieg,
Nach treuer Sehnſucht auf den Krieg.
Ein Kind biß zur Geburt gedrungen,
Dems nur aus Ohnmacht mißgelungen,
Laß unter unſerer Gemein
Ein unerhoͤrt Exempel ſeyn.
Jnſonderheit ſey aller Saamen
Der Seelen, mit dem neuen Nahmen,
An die man heute froͤlich denckt,
Dir itzt und ewiglich geſchenckt.
Jhr Nahme bey der Welt vergehe,
Damit er dort beſchrieben ſtehe,
Hier unbenennt und unbekannt,
Dort vor des Vaters Thron genannt.
LXXVIII. Auf Mariaͤ Verkuͤndigung
DReyeinigkeit, du allgemeines Weſen,
Du Schoͤpfer und Erſtatter der Natur,
Und du der Gottheit Lebens-volle Spur,
Du haſt dir eine Werckſtatt auserleſen,
Darein du dich in voller Kraft geſenckt,
Und daheraus uns GOtt mit uns geſchenckt.
Maria war die Gnaden-reiche Eſther,
Der du dich ſo in Lieb und Huld verbandſt,
Dieweil du ſie der Gottheit wuͤrdig fandſt,
Maria
M 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |