Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

1733.

Mit stärckern Gnaden-Trieben,
Als Eins allein.
Jhr seyd am Stamm beklieben,
Der Creutz-Gemein:
Drum lernt gemeinsam lieben,
Euch mit Betrüben,
Und alle Lasten schieben,
Die unser seyn.

Du kennest die Gemeine,
HErr! sie ist Deine,

So unbekannt, so kleine
Man sie ermist;
So ist sie doch die Eine,
Die sich vergist,
Damit sie völlig reine
Vor dir erscheine.
O Liebe! Ach umzäune
Was ihre ist.
Gehülffen! seyd zufrieden,
Jhr geht in Glieden;
Die Last, die euch beschieden,
Hat ihr Gewicht.
Das Joch ist einem jeden

Drauff eingericht!
Geht, last das Fleisch hienieden,
Zu Tod ermüden;
So wird sein Gifft versieden,
So sterbt ihr nicht!
CXVII. Auf der Gräfin 33ten Geburts-
Tag.
Für uns verwundes Lamm!
Mit keines Menschen Zungen,
Nach Würdigkeit besungen:
Weil sich der Adern Schlamm
Noch in die Kolen mischet.Jes. 6, 6. 7.
Und

1733.

Mit ſtaͤrckern Gnaden-Trieben,
Als Eins allein.
Jhr ſeyd am Stamm beklieben,
Der Creutz-Gemein:
Drum lernt gemeinſam lieben,
Euch mit Betruͤben,
Und alle Laſten ſchieben,
Die unſer ſeyn.

Du kenneſt die Gemeine,
HErr! ſie iſt Deine,

So unbekannt, ſo kleine
Man ſie ermiſt;
So iſt ſie doch die Eine,
Die ſich vergiſt,
Damit ſie voͤllig reine
Vor dir erſcheine.
O Liebe! Ach umzaͤune
Was ihre iſt.
Gehuͤlffen! ſeyd zufrieden,
Jhr geht in Glieden;
Die Laſt, die euch beſchieden,
Hat ihr Gewicht.
Das Joch iſt einem jeden

Drauff eingericht!
Geht, laſt das Fleiſch hienieden,
Zu Tod ermuͤden;
So wird ſein Gifft verſieden,
So ſterbt ihr nicht!
CXVII. Auf der Graͤfin 33ten Geburts-
Tag.
Fuͤr uns verwundes Lamm!
Mit keines Menſchen Zungen,
Nach Wuͤrdigkeit beſungen:
Weil ſich der Adern Schlamm
Noch in die Kolen miſchet.Jeſ. 6, 6. 7.
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <lg type="poem">
          <lg n="196">
            <l>
              <pb facs="#f0293" n="283"/>
              <fw place="top" type="header">1733.</fw>
            </l><lb/>
            <l>Mit &#x017F;ta&#x0364;rckern Gnaden-Trieben,</l><lb/>
            <l>Als Eins allein.</l><lb/>
            <l>Jhr &#x017F;eyd am Stamm beklieben,</l><lb/>
            <l>Der Creutz-Gemein:</l><lb/>
            <l>Drum lernt gemein&#x017F;am lieben,</l><lb/>
            <l>Euch mit Betru&#x0364;ben,</l><lb/>
            <l>Und alle La&#x017F;ten &#x017F;chieben,</l><lb/>
            <l>Die un&#x017F;er &#x017F;eyn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="197">
            <l>Du kenne&#x017F;t die Gemeine,<lb/><hi rendition="#fr">HErr! &#x017F;ie i&#x017F;t Deine,</hi></l><lb/>
            <l>So unbekannt, &#x017F;o kleine</l><lb/>
            <l>Man &#x017F;ie ermi&#x017F;t;</l><lb/>
            <l>So i&#x017F;t &#x017F;ie doch die Eine,</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;ich vergi&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Damit &#x017F;ie vo&#x0364;llig reine</l><lb/>
            <l>Vor dir er&#x017F;cheine.</l><lb/>
            <l>O Liebe! Ach umza&#x0364;une</l><lb/>
            <l>Was ihre i&#x017F;t.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="198">
            <l>Gehu&#x0364;lffen! &#x017F;eyd zufrieden,</l><lb/>
            <l>Jhr geht in Glieden;</l><lb/>
            <l>Die La&#x017F;t, die euch be&#x017F;chieden,</l><lb/>
            <l>Hat ihr Gewicht.<lb/><hi rendition="#fr">Das Joch i&#x017F;t einem jeden</hi></l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Drauff eingericht!</hi> </l><lb/>
            <l>Geht, la&#x017F;t das Flei&#x017F;ch hienieden,</l><lb/>
            <l>Zu Tod ermu&#x0364;den;</l><lb/>
            <l>So wird &#x017F;ein Gifft ver&#x017F;ieden,</l><lb/>
            <l>So &#x017F;terbt ihr nicht!</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">CXVII.</hi> Auf der Gra&#x0364;fin 33ten Geburts-<lb/>
Tag.</hi> </head><lb/>
          <lg n="199">
            <l> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">F</hi>u&#x0364;r uns verwundes Lamm!</hi> </l><lb/>
            <l>Mit keines Men&#x017F;chen Zungen,</l><lb/>
            <l>Nach Wu&#x0364;rdigkeit be&#x017F;ungen:</l><lb/>
            <l>Weil &#x017F;ich der Adern Schlamm</l><lb/>
            <l>Noch in die <hi rendition="#fr">Kolen</hi> mi&#x017F;chet.<note place="right">Je&#x017F;. 6, 6. 7.</note><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[283/0293] 1733. Mit ſtaͤrckern Gnaden-Trieben, Als Eins allein. Jhr ſeyd am Stamm beklieben, Der Creutz-Gemein: Drum lernt gemeinſam lieben, Euch mit Betruͤben, Und alle Laſten ſchieben, Die unſer ſeyn. Du kenneſt die Gemeine, HErr! ſie iſt Deine, So unbekannt, ſo kleine Man ſie ermiſt; So iſt ſie doch die Eine, Die ſich vergiſt, Damit ſie voͤllig reine Vor dir erſcheine. O Liebe! Ach umzaͤune Was ihre iſt. Gehuͤlffen! ſeyd zufrieden, Jhr geht in Glieden; Die Laſt, die euch beſchieden, Hat ihr Gewicht. Das Joch iſt einem jeden Drauff eingericht! Geht, laſt das Fleiſch hienieden, Zu Tod ermuͤden; So wird ſein Gifft verſieden, So ſterbt ihr nicht! CXVII. Auf der Graͤfin 33ten Geburts- Tag. Fuͤr uns verwundes Lamm! Mit keines Menſchen Zungen, Nach Wuͤrdigkeit beſungen: Weil ſich der Adern Schlamm Noch in die Kolen miſchet. Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/293
Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/293>, abgerufen am 22.11.2024.